Sonntag, 13. November 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXVI)

 
Jetzt wird ja diskutiert, wie man sich denn nun verhalten soll zu der Schand-WM von Katarrh. Boykott? Darf man sich freuen? Und was, wenn nun doch irgendwo ein Fernseher läuft? Keine Ahnung. Augen und Ohren mit Kernseife auswaschen? Das Teufelsgerät mit dem Vorschlaghammer zertrümmern? (Das wird die Scheichs lehren!) Drei Vaterunser und sechs Ave Maria? Das ist übrigens gar nicht so abwegig. Vor vielen Jahren geriet mir ein katholischer Katechismus aus vorkonziliarer Zeit in die Finger (für Atheisten, Protestanten und andere Ungläubige und Ketzer: Das ist grob gesagt eine Art Schlaues Buch von Fähnlein Fieselschweif zum Führen eines gut katholischen Lebens in einer Welt voller Versuchungen).

Freitag, 11. November 2022

Ronny des Monats - November 2022

 
Meine Güte, war da was im Trinkwasser oder so? Oder hatten Ronny & Co. schon feuchte Höschen wegen des erwarteten, aber nicht stattgefundenen Durchmarsches der Trumpianer in den US of A? Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals so viele heiße Kandidaten hinten rüber gefallen sind wie diesen Monat. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass es in Teilen Berlin-Neu=Cöllns schon ausreicht, als Rettungsassistentin lange dunkle Haare zu haben und aus Spanien zu stammen, um von Intelligenzallergikern rassistisch bepöbelt zu werden. Unter Berufung auf das "Recht auf freie Meinungsäußerung", versteht sich.

Dienstag, 8. November 2022

History in the making?

 
Natürlich machen nicht Große Männer Geschichte. Aber manchmal treffen Personen mit bestimmten Befugnissen in einem bestimmten Moment halt eine bestimmte Entscheidung. Mitch McConnell, republikanischer Senator von Kentucky und einflussreicher Oppositionsführer im Senat, stimmte am 13. Februar 2021 im zweiten Impeachment-Verfahren gegen eine Amtsenthebung Donald Trumps. Obwohl er zuvor klar Stellung bezogen hatte: Es könne nicht den geringsten Zweifel geben, dass Donald Trump "praktisch und moralisch" verantwortlich sei für die Geschehnisse am 6. Januar 2021. Trump wurde mit knapper Mehrheit freigesprochen. Da er nicht mehr im Amt war, konnte man ihn dessen zwar nicht mehr entheben,  aber er hätte sein Leben lang für kein politisches Amt mehr kandidieren dürfen.

Samstag, 5. November 2022

Kleben, Kartoffelbrei, Kommandieren

 
Was die momentanen Festklebe- und Gemäldebesudel-Aktionen der Aktionsgruppe 'Letzte Generation' angeht, wohnen zwei Seelen, ach, in meiner Brust: Einerseits habe ich volles Verständnis für die Proteste der jungen Leute und ich finde, sie sind noch viel zu wenig radikal. Man sollte bedenken, dass für sie die Sache mit dem Klimawandel vielleicht mit etwas größerer Dringlichkeit sich darstellt als für unsereins Alte Säcke mit nur noch wenigen Jahrzehnten statistischer Restlaufzeit. Der ekelhaft belehrende Tonfall, dieses Predigen von oben herab, wie er jetzt aus diversen Medien den Jugendlichen entgegenschallt ("Liebe Jugend von heute! Demos sind ja ganz okay, aber bei festkleben und Tomatensuppe und Kartoffelpü, da hört der Spaß auf, ja?"), auf dass nichts ihre Bräsigkeit störe, würde mich vermutlich noch zu ganz anderen Aktionen anstacheln.

Donnerstag, 3. November 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXV)

 
Ich freue mich schon so richtig auf die Fußball-WM. Sie auch? Das wird eine richtig ausgelassene Party in knallvollen Stadien werden. Und klimaneutral! Das Emirat Katar hat 2,7 Millionen Einwohner und keine Fußball-Liga. Aber 12 neue Stadien mit mindestens 40.000 Plätzen (das größte hat knapp 90.000), bei deren Bau etliche Tausend Arbeiter ums Leben gekommen sind. An einem durchschnittlichen Bundesliga-Spieltag sind in Deutschland 300-350.000 Leute in den Stadien. Die Fußball-EM 2008 wurde damals nach Österreich (8,9 Mio. Einwohner) und in die Schweiz (8,7 Mio. Einwohner) vergeben. Begründung: Für eines dieser Länder allein hätten sich die 8 benötigten Stadien mit jeweils mindestens 30.000 Plätzen mangels Nachnutzung nicht gelohnt.

Montag, 31. Oktober 2022

Im Westen was Neues?


In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.

In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.

                                                Georg Heym, 1911
 


Edward Bergers Neuverfilmung von Remarques 'Im Westen nichts Neues' ist kein Meisterwerk, aber sehenswert.

In 'historischen' Romanen und Filmen gibt es, ebenso wie bei Science fiction, bekanntlich weniger etwas über eine bestimmte Vergangenheit bzw. Zukunft zu lernen, sondern vor allem einmal etwas über die Zeit ihrer Entstehung.

Samstag, 29. Oktober 2022

Mr Monbiot explains

 
"Der Neoliberalismus - der auf simplistischen Vorstellungen darüber beruht, wie Märkte funktionieren sollten, die jedoch nicht erfassen, wie sie tatsächlich funktionieren - hat noch nicht einmal zu Friedenszeiten funktioniert." (Joseph Stiglitz)

Auf die Gefahr hin, zu längst Bekehrten zu predigen, empfehle ich dieses kurze Erklärvideo von George Monbiot. Nennen wir es die nette Variante von Jonathan Pie. Außerdem soll die Chance genutzt werden, Monbiots Arbeit wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Für des Englischen nicht Mächtige sind einige seiner Artikel auch auf Deutsch in der 'Guardian'-Sektion des 'Freitag' zu finden (Feedly ist hier eventuell hilfreich).

Dienstag, 25. Oktober 2022

Jenseits der Blogroll - 10/2022


Die Links und Fundstücke des Monats. Dieses Mal steht das politische Chaos in Großbritannien zunächst im Fokus. Gut, die Dreiviertelmilliarde Pfund wird das Vermögen des ehemaligen Hedgefond-Managers und aktuellen, von einer Handvoll Parteimitgliedern gewählten britischen Premierministers Rishi Sunak geschätzt, sind Peanuts gegen das, über das die Royals so verfügen. Aber das Vermögen seines Schwiegervaters soll sich auf knapp zwei Milliarden Pfund belaufen. Kann also durchaus passieren, dass es demnächst bei der wöchentlichen royalen Audienz heißt: "Oi, pass auf, was du sagst, Segelohr, wir kaufen hier den ganzen Laden und du fliegst als erster raus!"

Sonntag, 23. Oktober 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXIV)


Auch ohne ausgemachter Fan der amtierenden Bundesregierung zu sein, fragt man sich zuweilen: Was muss die eigentlich machen, damit nicht mindestens ein Preßbengel am Tag was in der Art "Ogottogottogott, ist die Ampel am Ende?" schreibt? Müssen sich Lindner, Habeck und Scholz allmorgendlich in rosa Yogaklamotten zur gegenseitigen Fußreflexzonenmassage treffen? Ihre gesamte Freizeit nebst Familien in trauter Eintracht zusammen verbringen, jeden Werktag ins Resto, am Wochenenden in Kurzurlaub? Gleichschritt?

Samstag, 22. Oktober 2022

Popkulturelles

 
Ein schönes Beispiel dafür, wie Popkultur funktioniert, ist folgendes: Der berühmte New Yorker Juwelier Tiffany & Co. hat 2017 im vierten Stock ein Café eröffnet. Warum erst 2017, fragt sich da. Wenn es denen bloß ums Geld gegangen wäre, dann hätten sie das doch schon vor Jahrzehnten machen können. Ich denke, die hatten einfach keinen Bock mehr, jeden Tag Legionen von Internetopfern zu erklären, dass man bei Tiffany nicht frühstücken kann und dann doofe Tripadvisor-Kommentare zu kassieren wie: "Sind extra nach New York, um bei Tiffany zu frühstücken. Das ist gar kein Café, sondern irgend so ein Schmuckgeschäft. Drecksladen, minus 5 Sterne!!!1!11!!!".