Schau an, es gibt ihn also noch. Jan Cux, jenen semmelblonden Mützenmann und Maskottchen der Gemeinde Cuxhaven, nebst seiner Gespielin Cuxi. Die beiden zierten damals, als Autoaufkleber noch nicht weitgehend verpönt und nicht so dezent waren wie heute meist, die Hecks so einiger Autos. Das war nicht nur Souvenir, sondern auch Statement: Wir sind bodenständig. Wir brauchen keine Pauschalreisen, wir bleiben im Land. Wir schippern auch nicht per Fähre auf eine der Nordseeinseln mit Mondpreisen im Laden. Nein, wir machen drei Wochen Deich. Den rauf- und runterradeln. Hafengucken. Krabbenkutterfahren. Wattwandern. Strandkorb sitzen. Kugelbake kucken. Tagesausflug nach Helgoland machen (früher gern auch wegen der günstigen Zigaretten und der billigen Butter). Dann wieder Strandkorb. Bei gutem Wetter. Sonst Ölzeug.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 31. Juli 2021
Reiseimpressionen (11)
Schau an, es gibt ihn also noch. Jan Cux, jenen semmelblonden Mützenmann und Maskottchen der Gemeinde Cuxhaven, nebst seiner Gespielin Cuxi. Die beiden zierten damals, als Autoaufkleber noch nicht weitgehend verpönt und nicht so dezent waren wie heute meist, die Hecks so einiger Autos. Das war nicht nur Souvenir, sondern auch Statement: Wir sind bodenständig. Wir brauchen keine Pauschalreisen, wir bleiben im Land. Wir schippern auch nicht per Fähre auf eine der Nordseeinseln mit Mondpreisen im Laden. Nein, wir machen drei Wochen Deich. Den rauf- und runterradeln. Hafengucken. Krabbenkutterfahren. Wattwandern. Strandkorb sitzen. Kugelbake kucken. Tagesausflug nach Helgoland machen (früher gern auch wegen der günstigen Zigaretten und der billigen Butter). Dann wieder Strandkorb. Bei gutem Wetter. Sonst Ölzeug.
Donnerstag, 29. Juli 2021
Sommerloch: Mittags. Pause am Rande des Ruhrpotts
Mein Problem mit Kantinen (Wdh.)
Ein Mittagesser bin ich schon lange nicht mehr. Zwar esse ich gern gut, aber dummerweise pflege ich nach einer ordentlichen Mahlzeit für längere Zeit in eine Art Fresskoma zu fallen. Muss ich nicht haben. Kann daran liegen, dass mein Organismus eher auf Nachteule gepolt ist. Wenn es im Sommer heiß ist, käme ich erst recht nicht auf die Idee, mir in der Mittagshitze noch etwas Warmes einzupfeifen. Normalerweise frühstücke ich solide, esse abends in aller Ruhe warm und rette mich mittags mit etwas Mitgebrachtem über den Tag. Mögen Ernährungsexperten meinetwegen rummoppern, aber so funktioniert's für mich nun einmal am besten.
Dienstag, 27. Juli 2021
Vermischtes und Zeugs (III)
Ob diese Welt eine bessere wird, wenn gar niemandem mehr irgendwo ein böses Wort entfleucht, wage ich zwar zu bezweifeln, aber schön, nehmen wir’s einfach mal an. Hypothetisch. Wenn dem so wäre, dann erscheint das absurde Theater, das momentan um Annalena Baerbocks 'N-Wort'-Oopsie veranstaltet wird, noch ein Stück absurder. Ich bin absolut kein Fan der Grünen und auch nicht von Baerbock, so viel vorweg. Aber ich verstehe das nicht. Als antirassistischer Aktivist müsste ich doch sehen, dass außer Teilen der Linken es gerade die Grünen sind, die, Boris Palmer hin oder her, von allen Parteien mit Perspektive auf Mitreden beim Regieren noch die klarste antirassistische Agenda auf dem Zettel haben. Die Kandidatin exakt dieser Partei nun wegen eines ärgerlichen Versprechers wegzumobben, der allenfalls eine gewisse Nachlässigkeit offenbart, aber bestimmt nicht tiefsitzenden Rassismus, zeugt von Unreife und genereller Politikunfähigkeit.
Sonntag, 25. Juli 2021
Jenseits der Blogroll - 07/2021
Die Links, Fundstücke und Leseempfehlungen des Monats:
Politik. Stefan Sasse mit einem Essay über die Weimarer Verfassung. Die ging nicht, wie oft in Geschichtsbüchern zu lesen, an inhärenten Konstruktionsfehlern zugrunde, sondern funktionierte auch dann noch sehr gut, als ein erklärter Antidemokrat wie Hindenburg Reichspräsident wurde. Der amtierte immerhin fünf Jahre lang, ohne die Verfassung irgendwie zu beschädigen. Sie scheiterte, weil Konservative und Liberale beschlossen, "die Demokratie zugunsten eines autoritären Systems abzuschaffen." (Sasse, a.a.O.) Die nachkriegsdeutsche Gewissheit, unser Grundgesetz, das die inhärenten Konstruktionsfehler der Weimarer Verfassung nicht mehr enthält, werde uns im Zweifel schon retten, ist daher unangebracht.
Freitag, 23. Juli 2021
Sommerloch: Der Wikinger an der Ecke
Wie bei uns in der Provinz doch einmal etwas Weltbewegendes passierte und niemand es bemerkte (Wdh.).
Bekanntlich komme ich aus und lebe in der Provinz. In der Provinz ist das so: Die was reißen wollen im Leben, sind schon als Kinder quasi permanent auf dem Sprung und hauen bei erster Gelegenheit ab in die große Welt. Die fängt bei uns in Münster oder Bochum an, je nach Richtung. Die, die bleiben, verinnerlichen schnell, dass im heimatlichen Kaff, allen Träumen und Ambitionen zum Trotze, höchstwahrscheinlich niemals etwas passieren wird, das irgendjemanden interessiert außer örtlichen Honoratioren und dem Redakteur des Lokalblättchens, der jeden Tag ein paar Seiten vollkriegen muss, und erwarten daher nicht viel. Und groß fragen tut man da auch nicht. Normalerweise ist das eine einigermaßen gesunde Einstellung, manchmal aber ist es ein Fehler.
Mittwoch, 21. Juli 2021
Schmähkritik des Tages (50)
Heute: Matthias Eberling über Mansplaining
"Das ungefragte Erteilen guter Ratschläge ist in Deutschland zum Volkssport geworden. Es wird gerne unter dem Begriff Mansplaining abgebucht, aber ich finde, die Frauen sind genauso unerträglich. Themen wie Gesundheit und Ernährung spreche ich in ihrem Beisein erst gar nicht an, weil ich mir die dummbräsigen, selbstgerechten Stehgreifreferate ersparen möchte." (Kiezschreiber, 21. Juli 2021)
Samstag, 17. Juli 2021
Ruhe, die erste Bürgerpflicht
Naaa, sind Sie alle auch so beruhigt wie ich? Weil es schon immer Regen und Überschwemmungen gegeben hat, dieser Klimawandel bloß eine Schnapsidee hysterischer schwedischer Gören, verwöhnter Schulschwänzer*innen und skrupelloser Wissenschaftler ist, die sich mit ihrer Panikmache doch nur ihre millionenschweren Gehälter sichern wollen? Sind Sie auch so erleichtert? Dass WirdeutscheTM damit so gar nichts zu tun haben? Weil die Chinesen doch viel schlimmer das Klima verpesten als wir, also viel,viel, viel, viel doller zu dem Klimawandel beitragen, den es gar nicht gibt und der nur ein linksgrünversifftes Hirngespinst ist? Finden Sie nicht auch, dass man diese schlimmen Ereignisse jetzt keinesfalls instrumentalisieren darf für eine parteipolitische Agenda, um eine grünsozialistische Ökodiktatur zu errichten? Dem Poschardt den Porsche zu nehmen?
Mittwoch, 14. Juli 2021
Lest we forget (5)
Heute vor 88 Jahren, am 14. Juli 1933, brannten auch in meiner Heimatstadt die Bücher. Auf dem Neumarkt, den man kurz zuvor nach dem von den Nazis zum Märtyrer aufgeblasenen Terroristen in Albert-Leo-Schlageter-Platz umbenannt hatte. Allgemein gilt der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund als maßgeblicher Akteur der Bücherverbrennungen. Da Recklinghausen damals keine Hochschule besaß, hatte hier die SA das Kommando übernommen. Die Aktion war also kein inszeniertes Bekenntnis der akademischen Jugend, sondern vor allem eine Machtdemonstration an die Arbeiter.
Montag, 12. Juli 2021
The Day after
Meinethalben können in Zukunft alle Fußballwelt- und Europameisterschaften so ablaufen wie diese EM. Erinnerte an früher, als so was eine weitgehend privat oder in der Kneipe konsumierte Nettigkeit des Lebens war, die es nicht rechtfertigte, die Innenstädte mit sich vollzumachen und Mitmenschen zu behelligen. Zumal ich die fußballerischen Bemühungen Der MannschaftTM in den letzten Jahren mit stetig abnehmender Anteilnahme verfolgt habe, während die meist geräuschvollen Begleiterscheinungen diverser Turniere mir parallel dazu mehr und mehr auf die Eier gingen. Auch die türkische Mannschaft, deren Anhänger immer gut sind für einen ordentlichen Radau, hat sich freundlicherweise einigermaßen zeitig aus dem Geschehen verabschiedet.
Freitag, 9. Juli 2021
Ronny des Monats - Juli 2021
"Wir unterschreiben nicht. Es wird jedoch der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben." (Max Reimann)
Zuweilen, da kommt man ja ins Rätseln. Zum Beispiel über zwei Entscheidungen des Bundeswahlleiters. Der hat entschieden, die Partei 'Der Dritte Weg' zur heurigen Bundestagswahl zuzulassen, die DKP hingegen nicht. Man gönge, so ließ man verlauten, dabei einzig und allein nach formalen Gesichtspunkten vor. Soso. Mal eine Frage: Die DKP wurde 1968 als Nachfolgerin der verbotenen KPD gegründet (für die Jüngeren, die KPD war eine von zwei Parteien, die in der Bundesrepublik je verboten wurden). Seither ist sie zu jeder Bundestagswahl angetreten (und ungenannt unter 'Sonstige' gelandet). Wie wahrscheinlich ist es, dass so einer Organisation ein derart gravierender Formfehler unterläuft, dass sie nicht zur Wahl zugelassen wird? Natürlich will ich nichts ausschließen und lehne Verschwörungserzählungen strikt ab. Trotzdem.
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