Samstag, 3. April 2021

Duisburger Nächte

 
Wer glaubte, nach dem 0 : 6 gegen Spanien (wir berichteten) sei der vorläufige Tiefpunkt hiesiger nationaler Fußballkunst erreicht, sah sich am Mittwochabend eines Anderen belehrt. Mit 1 : 2 verloren Jogis Jungs in Duisburg gegen Fußballgigant und Favoritenschreck Nordmazedonien. Wie fängt man da an? Am besten, indem man versucht, der Sache Positives abzugewinnen:

Dem DFB und der von ihm betreuten Fußball-Nationalmannschaft der Herren muss man attestieren, vieles richtig zu machen zur Zeit. Dank deren Arbeit dürfte nämlich die Boykottkampagne gegen die absurde, für 2022 angesetzte Weltmeisterschaft in Katar ein voller Erfolg werden. So das Nationalteam sich überhaupt qualifiziert, dürften auch die schwarzrotgeilsten Hardcore-Fans und Kfz-Beflagger nur wenig geneigt sein, sich bei Glühwein und Lebkuchen irgendwelche verzweifelten Grottenkicks anzutun. Es sei denn, sie haben eine masochistische Ader.

Mittwoch, 31. März 2021

Gekärcherte Lyrik

 
"Lyrik ist schwyrik, / Leicht wird sie schmyrik." (Wiglaf Droste)

Zunächst muss man dem Verlag Hoffmann und Campe gratulieren für die verlegerische Großtat, das gerade einmal 723 Wörter umfassende Gedicht The Hill We Climb, das die junge Dichterin Amanda Gorman zur Amtseinführung Joe Bidens vortrug, als zweisprachige Ausgabe Englisch - Deutsch (60 S.) für satte 11 Euronen in die Regale zu stellen. Philipp Reclam jun., der Alte Weiße Mann, rotiert im Grabe. Zumal das englische Original des Gedichts problemlos für lau zu lesen ist. (Es ist im übrigen davon auszugehen, dass der Großteil der vom Verlag angepeilten Zielgruppe halbwegs Englisch kann).

Montag, 29. März 2021

Chaos. Versagen. Helden.


Dass Preßwesen hinter allen und jedem herzuhecheln pflegt, mit dem sich Skandal machen lässt, ist systemimmanent und erst recht keine neue Entwicklung. Weswegen es sich sowohl verbietet, darob kulturpessimistisch herumzubarmen als auch so zu tun, als habe man mit dieser Erkenntnis soeben eine geradezu Kantianische Welterklärungsformel Faustischen Ausmaßes aufgetan. Es ist ferner nichts Neues, dass in hyperboler Blähsprache aus schnödem Glatteis schon mal "TODES-BLITZ-EIS!!!" wird und aus allem, bei dem ein gestresster Superperformer länger als fünf Minuten warten muss, ein "CHAOS!!1!!11". Das ist natürlich Quatsch.

Sonntag, 28. März 2021

(Nur) Zu Gast

 
Nach zirka einem Jahr der Pandemie macht sich bemerkbar, dass auch die Stadtverwaltung im Homeoffice sich befindet. Man hat sich offenbar tolle Sachen ausgedacht. Überall in der Stadt pappen sie jetzt diese lustigen Sticker aufs Bitumen und widmen Nebenstraßen zu Fahrradstraßen um. Über den Sinn und Zweck lässt sich streiten. Als Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer bilde ich mir ein, in die Sorgen und Nöte des jeweils anderen ein klein bisschen Einblick zu haben. Daher kann ich sagen: Ja, ist manchmal doof, aber längst nicht so dramatisch, wie es von Interessengruppen zuweilen dargestellt wird. Aber wir wollen nicht kleinlich sein.

Mittwoch, 24. März 2021

Jenseits der Blogroll - 03/2021

 
Mit Anbruch der letzten Woche des Monats bricht bekanntlich auch die Zeit für die monatliche Linksammlung an. Uns allem steht in der Nacht auf Sonntag wieder die Umstellung auf die Sommerzeit bevor. Und da muss man wirklich sagen, dass die grassierende Pandemie auch ihr Gutes hat. Nirgends wird man dieses Mal mit Schlaubigeschlumpfe behelligt darüber, wie sehr der die Galaxie im Innersten erschütternde Vorgang, dass die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, unser aller Leben zur Hölle macht, Hekatomben an Schulkindern fürs Leben traumatisiert und am Lernen hindert und so fort. Hat also alles auch sein Gutes.

Montag, 22. März 2021

Reden wir über Kunst

 
Eigentlich wollte ich was über Kassel schreiben. Über das neuerliche, inakzeptable Versagen einer Staatsgewalt, die vor einem Haufen sich als Diktaturopfer aufspielender Wohlstandsverwahrloster und Superspreader in die Knie geht, teilweise sogar, unter Missachtung des beamtenrechtlichen Neutralitätsgebots (dem die AfD einst per Denunziationsplattform zur Geltung verhelfen wollte) ganz offen mit ihnen herumkumpelt. Und gleichzeitig mit denjenigen, die gegen die (nicht genehmigte) Covidioten-Geisterbahn demonstrierten weit weniger freundlich umging. Aber das hat Onkel Michael freundlicherweise bereits erledigt. Hätt ich nicht besser hinbekommen, im Gegenteil. Leseempfehlung.

Freitag, 19. März 2021

The Queen has left the track

 
Es kam mir die traurige Nachricht zu Gehör, dass diese Woche Sabine Schmitz im Alter von nur 51 Jahren verstorben ist. Schmitz wurde auch Königin der Nordschleife oder Queen Of The Ring genannt, weil sie, geboren und aufgewachsen in einem Hotel neben der Strecke, Benzin im Blut hatte und die 'Grüne Hölle' kannte wie kaum jemand sonst auf der Welt. (Seitdem ich vor etlichen Jahren einmal versucht habe, mit der legendären Simulation 'Grand Prix Legends' ein paar halbwegs unfallfreie Runden auf diesem Monstrum von einer Rennstrecke zu drehen, ist mein Respekt vor Leuten, die das können, übrigens ziemlich groß.)

Donnerstag, 18. März 2021

Schmähkritik des Tages (46)

 
Heute: Ulli Hannemann über die Wirtschaft, die Deutschen und das Impfen

"Des Weiteren ist zu hören, dass die deutschen Wirtschaftsverbände weiterhin eindeutige Wiedereröffnungsperspektiven verlangen. Oho. Zwar droht die Pandemie nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes der Wirtschaft gerade zur dritten Welle durchzustarten, aber sie »verlangen« was. Die Pandemie soll einfach nicht da sein, die ist blöd. Wirtschaftsverbände sind wie kleine Kinder.

Sonntag, 14. März 2021

Einsame Incel

 
"Ich schreibe diesen Text ohne Hose. Aber auch ohne Frau. Das muss hier mal gesagt sein." (Max Goldt)

In letzter Zeit ist oft von Incels die Rede. Der typische Incel ist, so will’s kurrente Folklore, männlich, heterosexuell und einsam. Lernt er doch mal eine Frau kennen, mit der die Chemie zu stimmen scheint, und denkt, er käme ans Ziel seiner Wünsche, bekommt er den Satz zu hören, er sei zwar ein irre netter Kerl und ganz toller Kumpel, käme aber als Sexual- und Lebenspartner leider, leider nicht infrage, derweil diverse Geschlechtsgenossen fröhlich durch die Gegend vögeln. Frustriert über persistente Sexlosigkeit und dauerhaftes Unbeweibtsein, radikalisiert er sich im Netz, schwört blutige Rache an der Damenwelt und schreitet alsbald zum Feminizid.

Donnerstag, 11. März 2021

Ronny des Monats - März 2021

 
Wieso, war letztens die Frage hier, weigere ich mich eigentlich standhaft, Leute wie Janine Kunze und Jürgen Milski, die sich in den Medien rassistisch äußerten, hier mit einem verdienten Ronny zu bedenken? Es ist nicht so, dass der Rassimusvorwurf ins Leere ginge, im Gegenteil. Die ganze Richtung, die die Debatte darum genommen hat, gefiel mir nicht. Weil es absoluter Kokolores ist, ein strukturelles Problem wie Rassismus als bloßes persönliches Versagen zu verhandeln. Da hatten sich welche verbal nicht im Griff, entschuldigten sich halt mit ein paar Textbausteinen und das wars dann.

Dienstag, 9. März 2021

Am Wegesrand (2)


Mit zunehmendem Alter pflegt man sich ja zuweilen im wohligen Glauben zu suhlen, schon so einiges gesehen zu haben. Dennoch gibt es immer wieder Dinge, oft en passant am Wegesrand, die auch den geübten Erdenbewohner in Erklärungsnöte zu bringen, um nicht zu sagen, vor Rätsel zu stellen vermögen. Und nein, die Rede ist nicht von flüchtig-neumodischem Tüdelkram aus dem Dunstkreis von Jugendkulturen. Da ist Provokation Programm, gehört das zum Konzept und man tut gut daran, das tunlichst achselzuckend zu ignorieren.

Donnerstag, 4. März 2021

Pandemiepanorama

 
Gibt ja immer welche, die es gewaltig nötig haben. Zuweilen fühlt man sich an die frühen Achtziger erinnert. Da war der Höhepunkt der Friedensbewegung. In Ost und West gleichermaßen übrigens. "Schwerter zu Pflugscharen" (ost). Wahlweise "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin" oder "Petting statt Pershing" (west). Keine Ahnung, wie das im Osten war, kann ich qua Mauer und Todesstreifen nicht mitreden, aber im Westen lief das nach dem Motto: Je friedensbewegter, desto Angst. Angst war das alles beherrschende Gefühl bei den Jutetaschen- und Lilalatzhosenträgern damals.

Montag, 1. März 2021

Solidaritäts- und Spendenaufruf

 
Nein, nicht fürs 'Neue Deutschland'. Da würde ich erst warten, wie sich das mit der Genossenschaft genau entwickelt.

Bei Onkel Michael bin ich darauf aufmerksam geworden, dass der von mir sehr geschätzte Cartoonist Knut Junker alias Kumi (Facebook, Blog), ein begnadeter Zeichner und aufrechter Streiter für Vernunft, Aufklärung und Wissenschaft, dessen Arbeit mir schon viel Freude gemacht hat, eine fiese Abmahnungssache an der Backe hat, die ihm sein Budget nachhaltig in die Fritten zu hauen droht. Den genauen Sachverhalt schildert er selbst ausführlich in einem Blogbeitrag.

Sonntag, 28. Februar 2021

Angst vorm Pudding

 
Die Panik, die gerade um die bevorstehenden Abiturprüfungen unter Lockdown-Bedingungen medial verbreitet wird, ist vor allem mal verräterisch. Ogogottogottogott, lernen unsere Nachwuchsakademiker in spe auch genug? Werden sie ausreichend betreut bei ihrer zukunftsentscheidenden Akkumulation von Wissen? Wie sollen unsere Kinder sich gesund entwickeln ohne die so wichtigen Erfahrungen einer Abifahrt und eines Abi-Balls? Die baden-württembergische Kultusministerin Eisenmann (dieser Name!) wird zitiert, vor einem "Puddingabitur" gewarnt zu haben.

Samstag, 27. Februar 2021

Urban & fresh livin'

 
Die Ferienwohnung, die der geliebte Arbeitgeber für mich zwecks Dienstreise angemietet hat, hört auf einen Namen. Früher, als man mit der Familie im Sommer drei Wochen lang in Norddeich festsaß und sich langweilte, weil Norddeich gar keinen Sandstrand zum Burgenbauen hatte, gab es so was wie 'Pension Heidemarie' oder Wohnungen, die 'Seeblick' hießen und alles sah aus wie in den Sechzigern. Hier und heute, in der in die sanften Hänge des Teutoburger Waldes geschmiegten ostwestfälischen Provinz ist das freilich ganz anders. Meine temporäre Hütte steht für mondänes, urbanes, zeitgemäßes Wohnen.

Mittwoch, 24. Februar 2021

Jenseits der Blogroll - 02/2021

 
Die Links und Fundstücke dieses Monats. Beginnend mit Politik/Corona.

"In keiner einzigen Sachfrage haben die Verharmloser der Pandemie die besseren Argumente, und doch bestimmen sie durch diese Angstkommunikation die Richtung. Denn im öffentlichen Diskurs geht es nicht um Argumente, sondern um das Auslösen starker Gefühle, und Angst ist im politischen Leben das wirkungsvollste Gefühl, vor allem wenn sie die ökonomische Existenz betrifft. Als Profiteure der Angst halten die Populisten diese Angst ständig am Köcheln." (Herwig Finkeldey)

Sonntag, 21. Februar 2021

Alpiner Pott

 
Monokultur und Selbstüberschätzung sind ungut. Rächt sich früher oder später. Fällt einem auf die Füße. Ich spreche da als eingeborener Bewohner des Ruhrgebiets aus Erfahrung. Um die 150 Jahre lang hat man hier fast ausschließlich auf die Montanindustrie gesetzt. Die brachte viele Probleme, aber auch Wohlstand. Die letzten paar Jahrzehnte bekamen sogar die Arbeiter ein bisschen davon ab. Bis in die Achtziger hinein stolzierte die RAG (Ruhrkohle AG), später die DSK (Deutsche Steinkohle AG) mit breitester Brust einher. Schaltete doppelseitige Anzeigen in allen großen Zeitungen und Zeitschriften. Unsere deutsche Kohle sichert die Zukunft der Nation. Bis in alle Ewigkeit. Systemrelevant. Gockel, gockel, gaaack. Kikeriki!

Donnerstag, 18. Februar 2021

Schmähkritik des Tages (45)

 
Heute: Micky Beisenherz und Jan Böhmermann über Dubai

"[Wenn] Sie sich immer schon gefragt haben, was all diejenigen, die fürs neue iPhone oder neue Yeezies vorm Laden pennen, am Black Friday die Malls stürmen, sonst noch für Sehnsüchte haben: Et voilà. There you have it: Dubai it is. […] Gegen diese Destination wirkt selbst Las Vegas wie das Forum Romanum. Wobei Rom die Sklaverei schon eine ganze Weile hinter sich gelassen hat. Davon können Millionen Pakistanis, Inder oder Bangladeschis hier nur träumen. Irgendeiner muss den Scheiß ja billig hochziehen, oder. Eben. […] Für jemanden mit dem Feinsinn einer Knochensäge ist Dubai genau das richtige Pflaster." (Stern, 05.01.2021)

Dienstag, 16. Februar 2021

The Fleischsalat Years

 
Aschermittwoch special: Carne, vale!
 
Erinnert sich noch wer an Stulli, das Pausenbrot? Das war die Hauptfigur eines Comics von Rattelschneck, der bis 2012 in der 'Titanic' erschien. Stulli war eine humanoide Klappstulle und von dem Wunsch beseelt, endlich genüsslich von jemandem verputzt zu werden. Das scheiterte regelmäßig daran, dass alle sich sofort reihernd übergaben, sobald sie erfuhren, dass Stulli "schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt" sei.

Samstag, 13. Februar 2021

Vier Wände für ein Halleluja

 
"Alles, was aus Anstrengung entsteht, ist Scheiße. Hör dir die Musik im Radio an. Leiernder, wehleidiger, stumpfer Dreck. Entstanden aus Anstrengung. Gemacht von Leuten, die Häuser abbezahlen müssen. Stumpf anmoderiert von Leuten, die Häuser abbezahlen müssen. Kapitalismus macht stumpf. Ich habe mich noch keine fünf Minuten im Leben angestrengt. Man muss sich entscheiden. Gute Kunst entsteht nicht aus Anstrengung. Sondern absichtslos. Aus Lust." (Christian 'Flake' Lorenz)

Und? Hammsegelesen? Hammsegehört? Die grünen Spinner wollten Einfamilienhäuser verbieten! Alarm! Unerhört! Das ist mindestens genau so schlimm wie einen Veggietag in Kantinen und Mensen einführen zu wollen und damit Millionen deutsche Arbeitnehmer sowie den akademischen Nachwuchs zu zwingen, sich einmal pro Woche ihre mittägliche Gammelfleischration beim Dönermann oder an der Currywurstbude zu besorgen. Glücklicherweise konnte das damals abgewendet werden. Puh! Am Ende hätte noch eine Stütze der Gesellschaft wie Clemens Tönnies Konkurs anmelden müssen, wenn Millionen Kantinengänger herausgefunden hätten, dass man sich auch fleischlos gut ernähren kann. Nicht auszudenken, das!

Mittwoch, 10. Februar 2021

Ronny des Monats - Februar 2021


So, die allmonatliche Verleihung des Ronny des Monats liegt wieder auf dem Tapet. Da der Karneval dieses Jahr wegen der Seuche weitgehend flachfallen muss, gibt es deutlich weniger Chancen, öffentlich dumme Witze auf Kosten von Minderheiten zu machen und das für Kultur auszugeben als in üblichen Jahren. Trotzdem war genug übrig, dass es auch diesen Monat wieder für die Top 5 reicht:

Samstag, 6. Februar 2021

Banane unvollendet

 
Wenn es einen hiesigen Literaten gibt, auf den das abgegriffene Attribut 'verkannt' vollumfänglich zutrifft, dann ist es der 2016 verstorbene Wolfgang Welt. Er pflegte einen Briefwechsel mit Peter Handke und seine Bücher wurden bei Suhrkamp verlegt, doch konnte er vom Bücherschreiben nie leben. Von einer schweren psychischen Erkrankung aus der Bahn geworfen und aufgequollen von den Medikamenten, hielt er sich den Rest seines Lebens als Nachtwächter über Wasser, davon die letzten 25 Jahre im Bochumer Schauspielhaus. Diverse prominente Kollegen am Theater, darunter Leander Haußmann, wussten um sein Schreibtalent, konnten ihm aber auch nicht wirklich helfen. Ein Unvollendeter (noch so einer aus der Mottenkiste des Feuilletonschreibens).

Dienstag, 2. Februar 2021

Kopfkino, verhartzt

 
Wussten Sie schon? Hartz IV-Empfänger, wie Bezieher von Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch gemeinhin genannt werden, sind faul, dreist, unverschämt und verlogen! 1.300 Schleifen pro Monat hauen so welche mal eben zu zweit auffen Kopp. Einfach so. Von unsern Steuergeldern! Ehrlich! Stand in der Zeitung. Wenn ich so was lese, dann frage ich mich oft: Wie kommt das in die Welt? Was denken sich die, die so was schreiben? Was geht in ihnen vor, was bewegt sie, was treibt sie an? Tja, und dann rattert das Kopfkino los bei mir. Ich sehe vor mir eine Lokalredaktion im Ruhrgebiet. Es ist früher Nachmittag, der Spaß beginnt.

Sonntag, 31. Januar 2021

Sentimental Journey (2)


Das ging ja fix. Nicht mal einen Monat nach meiner letzten Stippvisite am Haus meiner Kindheit und Jugend ist schon die Baustelle eingerichtet und es wird entkernt. Arenberg 21.

Freitag, 29. Januar 2021

Steine in den Weg

 
Immer noch spukt da gelegentlich diese Assoziation bei mir im Hinterkopf herum: Unternehmen, die Dinge herstellen und vertreiben, die einem einst die Kindheit verschönert, ja, verzaubert haben, sind nicht wie die anderen. Keine Ausbeuter und Kapitalistenärsche. Nein, das können sie unmöglich sein. Die doch nicht! Wie könnten sie sonst so was Schönes herstellen? (Bevor irgendwelche Schlaubischlumpf-Kommentare aufschlagen: Natürlich ist mir bewusst, dass das irrationaler Quatsch ist. Ich habe das Problem erkannt und arbeite seit längerem daran.)

Mittwoch, 27. Januar 2021

Lest we forget (4)

 
"Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)

Heute vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen der 322. Infanteriedivision das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Knapp 6.000 entkräftete, unterernährte und kranke Häftlinge fand man noch vor, von denen trotz sofortiger medizinischer Hilfe noch mehrere Hundert starben. 30.000 waren ein paar Tage zuvor 'evakuiert' worden, wie es hieß. Was bedeutete: Auf einen der 'Todesmärsche' quer durch das Reichsgebiet getrieben. Ferner fanden die Soldaten vor: über 40.000 Paar Schuhe, hunderttausende Kleidungsstücke und sieben Tonnen Haare.

Dienstag, 26. Januar 2021

Danke, Bodo Ramelow!

 
Es gibt da ein kleines Problem. Eigentlich wollte ich hier den Begriff 'mutig' verwenden. Aber das mag ich nicht. 'Mutig' als Attribut ist so verbrannt wie 'Querdenker'. Erledigt. Geht nicht mehr. Leben wir doch in Zeiten, in denen jeder kernverrohte Social Media-Honk sich für irre mutig ausgibt, wenn er seine Gewalt- und Tötungsphantasien ins Netz kotet. Oder kindlich-trotzige Verweigerungshaltung nicht nur mit Freiheitskampf verwechselt, sondern sich gleich die Weiße Rose ans Revers heftet. Möcht‘ man sich nicht gemein machen mit. Ich jedenfalls nicht.

Sonntag, 24. Januar 2021

Jenseits der Blogroll - 01/2021

 
Wieder einmal bricht die letzte Woche des Monats an und damit brechen auch die Links, Fundstücke, Lesetipps und was mir sonst so über den Weg gelaufen ist, über das geneigte Publikum herein.

Donnerstag, 21. Januar 2021

Ausgemerzt

 
"Jetzt will er Wirtschaftsminister werden – aus einem Misserfolg Karriereansprüche abzuleiten, ist ungewöhnlich, aber für Merz' Egozentrik typisch." (Stefan Reinecke)

Eigentlich müsste das Weltbild derer, für die demokratische Politik nichts weiter ist als eine von einer internationalen geheimen Finanzverschwörung gelenkte Alibiveranstaltung, am Wochenende einen Knacks bekommen haben. Friedrich Merz ist wieder einmal gescheitert bei seinem Vorhaben, CDU-Vorsitzender und dann auch Kanzler zu werden. Das ist insofern bemerkenswert, als dass der ehemalige Blackrock-Manager und strammst neoliberal Tickende der Traumkandidat des globalen Finanzkapitals gewesen sein dürfte. Nun ist es der rheinische Knuffelkatholik Laschet geworden.

Montag, 18. Januar 2021

Auch eine Idee

 
Das Virus mit derart gruseligem Gesinge traktieren, dass es sich auf der Stelle selbst entleibt. Und zum Erwachen des ganzen Landes, wie im Text mutig ventiliert, trägt das bestimmt auch bei. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass einer dabei schlafen kann. Eines frage ich mich aber schon: Ist das nicht ein Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung?

Samstag, 16. Januar 2021

Lass mal Welt retten!


"Satire muss wehtun. Ich will mir nicht anhören, was schlecht ist und mich dabei wohlfühlen." (Moritz Hürtgen)

Mangels eigener Erfahrung kann ich nicht beurteilen, wie das ist, als Angehöriger einer diskriminierten Minderheit in Deutschland zu leben. Na ja, ein bisschen schon, vielleicht. Weil ich schon als Kind zu Pummeligkeit neigte, war ich in der Schule der dicke Junge, der immer als letzter in die Mannschaft gewählt wurde. Es gab Leute, deren Schlankheit sich so weit ins Hirn hinein erstreckte, dass sie mich offen deswegen hänselten. Hatte glücklicherweise aber auch stets welche um mich, denen das herzlich wumpe war und die zu mir hielten, was auch immer sein mochte. Das überwiegt in der Rückschau bei weitem.

Mittwoch, 13. Januar 2021

Ronny des Monats - Januar 2021


Vorhang auf für die ersten Ronnys des Monats dieses noch jungen, aber schon recht ereignisreichen Jahres! Wie immer war da neben vielem an Schatten auch das eine oder andere Bisschen Licht. Etwa, wie es für die AfD-Fraktion in Solingen läuft. Oder die Schadenfreude, mit der man die Schnullis von der JU an vor vier Jahren erinnern kann (Facebook!). 

Samstag, 9. Januar 2021

Pussy Grabber Riot


Der 22jährige Basketballer Nathan Davis ist momentan nicht zu beneiden. Der gebürtige US-Amerikaner lebt gerade in meiner bescheidenen Heimatstadt, wo er bei einem örtlichen Basketballverein unter Vertrag ist. Und weil wir hier in der Provinz sind, steht andauernd ein Bratwurstschreiber von der hiesigen Lokalpresse bei ihm auf der Matte und der arme Kerl muss dann immer erzählen, als Kronzeuge quasi, wie schlimm er Donald Trump finde und das, was da am Mittwoch vor den Augen der Welt geschehen ist.