Die frühe Morgenstunde, so ab sieben,
ist im Freibad die Zeit der rüstigen Rentner. Die ziehen dort,
unabhängig vom Wetter und immer in der gleichen Besetzung, Morgen
für Morgen auf der gleichen Bahn ihr Pensum herunter. Käme Mitte
August ein arktischer Kälteeinbruch, der Treibeis brächte, es
störte sie nicht weiter. Und Gott möge dem Eindringling gnädig sein, der es wagt,
einfach so eine der Bahnen zu okkupieren, die seit Jahren fest
vergeben sind. Der seit Jahrtausenden bewährten Rammtaktik sei Dank, wird er bald seinen letzten Armzug getan haben.
Normalerweise ist das alles aber kein Problem für einen ausgemachten
Langschläfer, weil einfach zu früh. Außerdem verdient so viel
Selbstdisziplin und Zähigkeit, aller Schrulligkeit zum Trotze,
unbedingt Respekt.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 11. August 2012
Mittwoch, 8. August 2012
Romeo und Julia in braun
„Wenn unsere Gegner sagen: 'Ja, wir haben euch doch früher die Freiheit der Meinung zugebilligt.' - Ja, ihr uns! Das ist doch kein Beweis, daß wir das euch auch tun sollen. Daß Ihr das uns gegeben habt, das ist ja ein Beweis, wie dumm ihr seid." (Joseph Goebbels am 4.12.1935)
Die äußeren Umstände des Falls der
Ruderin Nadja Drygalla sind bekannt: Als herauskam, dass Drygalla mit
Michael Fischer liiert ist, der 2011 in Mecklenburg-Vorpommern für
die NPD zur Wahl angetreten ist, verließ sie letzte Woche nach einem
Gespräch mit Michael
Vesper, Chef de Mission der deutschen Mannschaft, das Olympische Dorf und reiste aus London ab.
Seitdem ist das Geschrei groß: Wie
kann man es wagen, die arme Frau wegen einer reinen Privatsache derart
zu drangsalieren? Es gehe schließlich niemanden etwas an, mit wem sie
zusammen sei. Das sei üble Gesinnungsschnüffelei, Sippenhaft und
Rufmord. Unerträglich! Alarm, Meinungsfreiheit und Demokratie in
Gefahr! Einige entblöden sich noch nicht einmal, diese Episode
hochzustilisieren zu einer Art Romeo und Julia in braun. In der Art
von: Hach, das arme Mädchen, dem das Recht beschnitten wird, den Mann
ihres Herzens zu lieben! Gehts noch oder tut es sehr weh?
Montag, 6. August 2012
Feudalismus 2.0
Technische Neuerungen, heißt es immer
noch, machten uns grundsätzlich freier und entlasteten uns von stupider Arbeit. Wer da zu widersprechen wagt, gilt schnell als piesepömpliger
Bedenkenträger. Natürlich möchte kaum jemand die Möglichkeiten
noch missen, die zum Beispiel das Internet in puncto Kommunikation und Information
bietet. Doch wäre es schlicht töricht, nicht auch über den Preis
zu reden, den das hat. So wird oft geschrieben und diskutiert, dass die Grenzen
zwischen öffentlich bzw. beruflich und privat immer mehr
verschwömmen. Mitarbeiter müssen via E-Mail und Handy rund um die
Uhr erreichbar sein, auch im Urlaub, und Millionen exponieren sich
bereitwillig via facebook und Co einer wachsenden Öffentlichkeit.
Donnerstag, 2. August 2012
Die Mär von der Schere im Kopf
"Seit 2008 wird
zurück geritten!", so entfuhr es ARD-Sportkommentator Carsten Sostmeier angesichts des
Goldmedaillengewinns der deutschen Vielseitigkeitsreiter in London.
Hintergrund war, dass die deutsche Equipe 2008 in Peking durch einen
umstrittenen Protest der Gegner auf dem zweiten Platz gelandet war
und nun die verdiente Revanche bekommen hätte. Der rhetorische
Herrenreiter musste ziemliche Kritik einstecken für seinen Adolf-Rekurs und sich öffentlich
entschuldigen. In dem Trubel ist übrigens die nicht minder geschmacklose Äußerung Sostmeiers untergegangen, die heimtückischen Briten und Franzosen hätten "uns" 2008 die schöne Goldmedaille am grünen Tisch mit fiesen sportrechtlichen Winkelzügen schmählich entrissen. Zu "heimtückischen Welschen" und zum "perfiden Albion" ist es da nicht mehr weit. Man braucht Sostmeier noch nicht einmal rechtes Gedankengut zu unterstellen. Vermutlich kam er sich einfach nur irre witzig vor.
Dienstag, 31. Juli 2012
Sprachliche Hassobjekte
Also-ja-Sätze
Sie sind überall.
Platitüden, in denen die grundsätzlich die beiden Füllwörter
„also“ und „ja“ auftauchen. Das „also“ steht immer am
Anfang, während das „ja“ meistens in der Nähe des Prädikats
oder des Objekts haust. Beispiele gefällig? Es gibt mehr davon, als einem, der Sprache und Kommunikation nicht völlig stumpf über sich ergehen lässt,
lieb sein kann:
Montag, 30. Juli 2012
Halbkritisches zu Olympia
Also Olympia. Natürlich kann man eine
Menge Kritisches über die Olympischen Spiele sagen und sich abwenden mit den Worten: "Guck' ich nicht!" Gern wird beklagt, dass der Geist des
Gründers, Pierre de Coubertin, längst verflogen ist und einer
ungehemmten Kommerzialisierung Platz gemacht hat. Das kann man, wie
gesagt beklagen, aber man sollte es sich gut überlegen. Denn die
Spiele sind ursprünglich aus dem Gedanken entstanden, die Jugend der Welt für den
imperialistischen Überlebenskampf zu stählen. Dann doch lieber
Kommerz. Man kann sich auch anders seinen Spaß machen: Zum Beispiel
kann man mitzählen, welche zusätzlichen Disziplinen diesmal von
Chinesen geentert werden und hochrechnen, wie viele Olympiaden es
noch dauern wird, bis bei ausnahmslos allen Siegerehrungen drei rote
Fahnen mit gelben Sternen gehisst werden und alle anderen
teilnehmenden Nationen das ganze aus Frust boykottieren.
Freitag, 27. Juli 2012
Susanne Lothar (1960-2012)
Zu Susanne Lothar fallen mir nur
Superlativ-Floskeln ein, wie sie von PR und Presse täglich
massenhaft verbreitet werden. Auch hatte ich kein persönliches oder gar freundschaftlichen Verhältnis zu ihr. Warum fühle ich mich dennoch genötigt,
hier einen Nachruf zu bringen, wenn mir nichts Kreativeres einfällt?
Weil ich bei ihr das Gefühl habe, eine prägende persönliche Begegnung gehabt zu haben mit einem faszinierenden Menschen. Ich hatte nämlich das Glück, diese zierliche, doch so große Frau einen unvergesslichen
Abend lang live im Theater erleben zu dürfen und selten hat mich etwas so berührt und durchgeschüttelt. Das ist jetzt ziemlich
genau zwanzig Jahre her. Die traurige Nachricht von ihrem frühen Tod brachte
vieles zurück. Doch bleibt vor allem tiefe Dankbarkeit.
Freitag, 29. Juni 2012
Verdient ausgeschieden
Vercoacht
Der 2:1-Sieg (2:0) Italiens war
verdient und ging völlig in Ordnung. Auf deutscher Seite hätte man
sich auch über eine 0:3- oder 0:4-Klatsche nicht beschweren dürfen.
Das wiegt umso schwerer, als dass Prandelli taktisch nichts anders
gemacht hat als in den Spielen zuvor und die italienische Mannschaft
daher im Vorfeld eigentlich gut auszurechnen gewesen ist. Sollten
sich beim DFB ein paar Leute mit Ahnung vom Fußball befinden, dann
wird Löw sich für seine taktische Einstellung und seine
Mannschaftsaufstellung zu Recht einige unangenehme Fragen gefallen
lassen müssen. Man bedenke, dass Roy Hodgson mit der spielerisch und taktisch
weitgehend überforderten englischen Elf Italien immerhin eine
Verlängerung abverlangt hat, indem er ganz simpel eine
4-4-2-Formation gegen eine 4-4-2-Formation hat spielen lassen. Wenn Löw unbedingt mit seiner Aufstellung überraschen wollte, warum nicht von
Anfang an mit zwei Spitzen, Reus und Klose, auflaufen? Warum keine
Mittelfeldraute mit Özil und Khedira als Vertikalachse? Wieso musste
unbedingt der sichtlich nicht fitte Schweinsteiger spielen?
Donnerstag, 28. Juni 2012
GER - ITA: Ausblick - Tipp
Die italienische Nationalmannschaft ist ein Phänomen: Nicht
nur, dass mit ihnen bei großen Turnieren fast immer zu rechnen ist, scheinen
sie doch auch von Skandalen in der heimischen Seria A völlig unbeeindruckt. Im
Gegenteil, je schlimmer Wettskandale, Korruption, zerbröselnde Stadien und
Gewaltprobleme der Fans, desto mehr scheint das die Squadra Azzurra zu
motivieren.
Freitag, 22. Juni 2012
GER - GRE: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Die Griechen haben sich in der Vorrunde als die Defensiv- und Konterkünstler erwiesen, als die sie 2004 von allen unerwartet Europameister geworden sind. Während der Gruppenphase haben sie sich nie aus der Ruhe bringen lassen und eine optimale Chancenauswertung gezeigt. Das unterscheidet sie von der deutschen Mannschaft, die eher offensiv aufgestellt was und etliche Chancen vergab. Wer seine Chancen nicht verwertet, bekommt irgendwann die Quittung, heißt eine alte Fußballweishei und das Beispiel Holland zeigt, dass da etwas dran ist. Weil sehr defensive Gegner in der Regel äußerst konterstark sind, war die deutsche Mannschaft auch gut beraten, eher vorsichtig vorzugehen und nicht zu versuchen, Tempofußball zu spielen.
Abonnieren
Posts
(
Atom
)