Samstag, 2. März 2019

Unverhofftes Wiedersehen


Bis vor etwa zehn Jahren gab es in der von mir bewohnten Randständigen Mittelgroßen Ruhrgebietsstadt eine wunderbare Gaststätte, deren Inhaber einige Jahre lang das Kunststück hinbekommen hat, auf dem schmalen Grat zwischen Kneipe und Bar entlangzubalancieren. Vorne eine Kneipe mit einem Publikum, das nicht wirklich meins war. Zu alt, zu viele Goldknöpfe auf den Navyblazern. Hinten aber gab es ein Kaminzimmer. Klimatisiert. Dort saß man in tiefen englischen Ledersofas und ließ sichs gutgehen. Kein Laden, in den man ein Date ausführt, wie die jungen Leute das heute sagen, sondern einer, in dem man im Kreise guter Freunde die Woche Revue passieren lässt und das Weltgeschehen verhandelt. Gratis Salzstangen waren übrigens inbegriffen.

Donnerstag, 28. Februar 2019

Neues vom Kapitalismus (2)


Immer wieder herzig (oder steckt da am Ende Methode hinter?), wenn entsprechend Gestrickte auf den Trichter kommen, dass hart arbeiten doch nicht automatisch zu Wohlstand und einem properen Leben führt, sondern einen durchaus auch in einem Leben in Armut halten kann. Dabei ist das eigentlich längst bekannt. So hat zum Beispiel Barbara Ehrenreich in einer Wallraff-mäßigen Aktion schon vor knapp 20 Jahren enthüllt, was es bedeutet, in den U.S. of A. mit so genannten Dienstleistungsjobs durchschlagen zu müssen. Und sie war weiß Gott nicht die einzige.

Sonntag, 24. Februar 2019

Jenseits der Blogroll - 02/2019


Die letzte Woche des Monats ist wieder einmal angebrochen und damit auch die Zeit für die Netzfundstücke. Für alle, die nicht vor haben, sich in der nächsten Woche im Karneval die Kante zu geben, sondern lieber Lesestoff konsumieren wollen. Aber nicht nur für die, versteht sich.

Samstag, 23. Februar 2019

Geframt geschwurbelt


Die Sprachwissenschaftlerlin Elisabeth Wehling, die uns seit der Wahl Donald Trumps zum POTUS unermüdlich das Phänomen des Framing erklärt, ist Absolventin der University Of California, Berkeley. Sie betreibt das International Berkeley Framing Institute, das 2017 von der ARD beauftragt worden ist, einen Leitfaden zu entwickeln, wie diese linguistische Allzweckwaffe eingesetzt werden kann im Kampf gegen marktradikale Heuschreckenmedien. An sich eine charmante Idee, denn eine Kommunikationstechnik, mit deren Hilfe sich einer wie Donald Trump zum US-Präsidenten und eine Partei wie die AfD zur ernstzunehmenden politischen Größe pimpen lässt, kann nicht völlig unpfiffig sein.

Mittwoch, 20. Februar 2019

Von 'bösen' Onkeln und Vertrauenspersonen


Ein Schwank aus meiner Jugend, an den ich in letzter Zeit öfter denken muss

Im Sexualkundeunterricht, den wir in den Siebzigern immerhin bereits bekamen, wurde uns unter anderem beigebracht, dass es da draußen ganz bestimmte 'nette Onkel' gibt. In Wahrheit seien das aber 'böse Onkel', weil sie uns auflauerten, uns entweder mit Gewalt, meist jedoch mit Nettigkeit mit zu sich holten, um sich dann geschlechtlich an uns zu vergehen und uns schlimme Schmerzen zuzufügen (wie genau, verriet man uns natürlich nicht, es musste reichen zu wissen, dass so einer einem weh tun wollte). Daher sollten wir nie, niemals mit Fremden mitgehen. Nun ist dagegen, Kindern diesen Ratschlag einzuschärfen ja weiß Gott nichts einzuwenden, im Gegenteil. Nur erschienen diese 'netten Onkel' ausschließlich als namenlose, sadistisch veranlagte Perverslinge, die von außen in die heile Welt von uns Kindern einbrachen.

Sonntag, 17. Februar 2019

Wortspielhölle, revisited


Hier in der Gegend wird gerade ein katholischer Kindergarten zwecks Sanierung entkernt. Und nicht einmal hier entkommst du ihr, der allgegenwärtigen Wortspielhölle...

Freitag, 15. Februar 2019

Schmähkritik des Tages (25)


Heute: Jürgen Roth über Frankfurt und die Herrschaft der Asozialcharaktere

"Neulich bin ich durch die sogenannte neue Frankfurter Altstadt spaziert. Man muss es diesem vom feixenden Weltgeist ersonnenen Deppenort lassen: Eine derart verlogen historistische, lächerliche architektonische Aufführung, die zudem all jene Knete verschlungen hat, die für sozialen Wohnungsbau angeblich nicht zur Verfügung steht, bringt nicht mal das dummheitsgestählte Berlin mit seinem Halunkenschloss zuwege. Kein Zweifel: Der von der EU verliehene Spezialpreis 'Europäischer Stadtidiot des Jahrtausends' wird Frankfurt nimmer abzuknöpfen sein.

Dienstag, 12. Februar 2019

Bildet Clans!


"Ja, mach nur einen Plan! / Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan / Gehn tun sie beide nicht." 

(Bertolt Brecht)

Alles immer planen zu wollen geht gern mal schief. Ist dem Stiefvater eines guten Freundes passiert. Der hatte das Leben in der Zukunft auf die Spitze getrieben: Sich nie was gegönnt, immer alles gespart. Für später. Wenn wir in Rente sind, sagte er immer zu seiner Frau, dann machen wir es uns schön. Das sah in der Praxis so aus, dass er ein Jahr nach erfolgtem Renteneintritt eine Gehirnblutung erlitt und noch ein halbes Jahr im Koma lag, bevor man ihn für austherapiert erklärte. Feine Idee. Ein Extremfall, gewiss. Aber auch eine Warnung, das Hier und Jetzt nicht zu vergessen.

Sonntag, 10. Februar 2019

Ronny des Monats - Februar 2019


Wieder einmal ziert eine 10 den Tageskalender, was bedeutet: Es werden wieder Ronnys vergeben. Überflüssig zu sagen, dass sich wieder viele mit schönen Einzelleitungen beworben haben, obwohl leider nur 5 Preise plus ein Ehrenpreis zu vergeben sind. Zum Beispiel der seines Jobs verlustig gegangene 'Volkslehrer' Nikolai Nerling aus Berlin, der jetzt, da er mehr Tagesfreizeit hat, offenbar KZ-Gedenkstätten unsicher macht. Oder die Berufsempörte und Broder-Herzerin Alice Weidel, die mit ihrem beleidigten Tweet über die Ansprache von Charlotte Knobloch im Bayerischen Landtag anlässlich des 27. Januar ihr ganzes Können gezeigt hat.

Aber auch woanders war schwer was los am 27. In Dortmund zum Beispiel. Die Top 5:

Donnerstag, 7. Februar 2019

Mach gut, Rudi!


Im Ruhrgebiet wird Fußball deutlich emotionaler gelebt als anderswo. Und nirgends im Ruhrgebiet wird er so emotional gelebt wie beim FC Schalke 04. Nirgends wurde und wird Tradition so gepflegt wie in Gelsenkirchen, nirgends flossen bei Hauptversammlungen mehr Tränen der Rührung, nirgends wurde mehr Bohei um 'verdiente Mitglieder' gemacht als auf Schalke. Gerüchten zufolge gab es 'verdiente Mitglieder' im Rentenalter, die dafür, dass sie ein, zwei Mal im Monat Besuchergruppen 'ma dat Paakstadion zeichten' und sie ein wenig herumführten, pauschal ein paar tausend DM bekamen. Monatlich. Bar auf die Hand, versteht sich. (Wer überdies das alte Parkstadion kennt, weiß, dass man schon ein äußerst glühender Anhänger des FC Herne West sein musste, um die zugige Schüssel ernsthaft schön oder gar spektakulär zu finden.) Eine dieser Geschichten nach dem Motto: Wenn‘s nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden. Es passte jedenfalls ins Bild.