Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 15. Juli 2020
Seltsam - Vol. 1 & 2
Zum wiederholten Male, so ist zu hören, seien von einem Computer der hessischen Polizei personenbezogene Daten abgerufen worden, die dann dazu genutzt worden seien, Menschen zu bedrohen. Zuletzt ist die Kabarettistin Idil Baydar Opfer einer solchen Aktion geworden. Da fragt man sich: Wie konnte das passieren? Ein Datenleck? Russische Superhacker am Werk? Spyware? Nee, davon wäre ja schon bei fefe zu lesen. Die Erklärung scheint viel einfacher: Jemand hat sich ganz normal eingeloggt und auf die Datenbank zugegriffen. Natürlich ist derjenige welche leicht zu identifizieren, scheint sich aber mit einem "Ich war das nicht!" rausreden zu können. Oder ist schon von disziplinarischen Schritten die Rede?
Sonntag, 12. Juli 2020
Ronny des Monats - Juli 2020
Bei allem sollte ja nicht vergessen werden, dass es immer noch gute Nachrichten gibt. So hat Twitter jetzt europaweit jede Menge Accounts der 'Identitären Bewegung' gelöscht. Auch beim Musikstreamingdienst Spotify scheint man langsam auf den Trichter zu kommen, dass es einigermaßen banane ist, 'Black lives matter' sich aufs Fähnchen zu schreiben und dann Nazirapper wie Chris Ares im Sortiment zu haben. Und hat entsprechend gehandelt. Und nein, das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ist in keiner Weise verletzt, wenn ein privatwirtschaftlicher Anbieter entscheidet, einem keine Plattform zu geben. Ich kann auch nicht in die Redaktion der örtlichen Lokalzeitung platzen, den Chef-Redactör zwingen wollen, meinen Leserbrief zu veröffentlichen und hinterher rumjammern wegen Meinungsfreiheit, wenn die Polizei kommt. Deal with it.
Donnerstag, 9. Juli 2020
Dumm, naiv oder beides?
Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen funktioniert nicht selten über eine Illusion. Wem das nicht bewusst ist, dem ist schwierig zu helfen. Gab hier am Ort mal einen Fahrradhändler, der war ein prima Techniker und auch immer nett und irre großzügig, aber leider überhaupt kein Geschäftsmann. Neuen Bremszug einbauen? Ach komm, mach ich mal eben, fünf Minuten. Geld? Lass' mal stecken, ist schon in Ordnung. Birne fürs Frontlicht? Hier, nimm mit, passt schon. Bei fünf Besuchen hat man vielleicht einmal bezahlt. Zwar sehr nett, wie gesagt, aber eine schlechte Idee, weil Kleinvieh auf Dauer auch Mist macht. Zumal ich ja zahlungsfähig und -willig war. Ende vom Lied: Der Laden war bald insolvent.
Dienstag, 7. Juli 2020
Zombiekratie
Der Film 'Fahrenheit 11/9' von Michael Moore (nicht zu verwechseln mit 'Fahrenheit 9/11' von Michael Moore) lief gestern spät abends auf ZDF info und ist noch bis zum 20.07. in der Mediathek abrufbar.
Sonntag, 5. Juli 2020
Weiße Zeitdiebe
Arztbesuche mag ich nicht. Natürlich habe ich nichts persönlich gegen Ärzte. Die waren und sind meist in Ordnung. Klar, manchmal gerät man an einen echten Arschzt, aber das lässt sich verschmerzen. Die prinzipielle Nützlichkeit der weißen Zunft ist eh unbestritten. Angst habe ich auch keine. Spritzen machen mir nichts aus, bei diversen Tests lagen meine Blutwerte immer im Normbereich. Wirksame Medikamente finde ich cool und Impfen sinnvoll, scheiß auf Chemie und Pharmamafia. Und die Mahnung, vielleicht mal ein paar Kilo abzunehmen? Den kann ich immer noch kontern mit dem Hinweis, mich selbstverständlich regelmäßig zu bewegen. Und zu sagen: "Ja, hm, da haben Sie schon recht, ich sollte wirklich mal was tun." Mehr passiert ja nicht bei so einem normalen Hausarztbesuch, weil wenig Zeit.
Freitag, 3. Juli 2020
Programmatik, nostalgisch
Wem ein wenig nach Nostalgie ist, dem sei die Lektüre des Erfurter Programms der SPD von 1891 hiermit anempfohlen. Keine Sorge, es dauert nicht lange. Wer es liest, begreift auf einmal, wieso diese Spezialdemokratie einst eine geachtete, von einigen geradezu gefürchtete Partei war.
Diese kraftvollen Worte! Diese glasklaren Forderungen! Überhaupt, diese Klarheit in der Sprache! Sätze wie geschmiedet. Vor allem aber diese genau richtige Ansprache der Arbeiter (die oft gerade mal lesen und schreiben konnten): Kein paternalistisches Betütern, keine verschwurbelte Herrschafts- aber auch keine ('einfache') Quasi-Kindersprache. Und wie kurz das war! Konnte sich noch der müdeste Malocher nach Feierabend draufschaffen. Kein Zweifel, hier waren echte Könner am Werk.
Dienstag, 30. Juni 2020
Privilegien checken
Jajaja, ich weiß, derartige Videos werden auch gern genommen, um Panik zu machen über die Schrecken des PC-Regimes in der linksgündurchgegenderten NWO und dagegen zu agitieren. Ist mir aber egal. Denn ich finde, das hat durchaus eine gewisse Aktualität, angesichts des grassierenden, unhinterfragten Ikonoklasmus, der inzwischen kindische Züge annimmt (PoC-Charaktere bei den 'Simpsons' werden jetzt von PoC synchronisiert, die bisherigen Sprecher gefeuert, Johnny Depp darf nicht mehr bei 'Fluch der Karibik' mitmachen - einer Filmreihe übrigens, die mir egaler kaum sein könnte - weil er beschuldigt wird, gegen seine Ex-Frau gewalttätig geworden zu dein, obwohl einiges darauf hindeutet, dass es genau umgekehrt war etc.).
Montag, 29. Juni 2020
Eins, zwei, Polizei
"Man kann übrigens gleichzeitig gegen den Text und gegen dessen Verbot sein. Möge schlichteren Gemütern der Kopf implodieren." (Robert von Cube)
Weil der 'Social' Media-Pöbel als Reaktion auf diese taz-Kolumne exakt das macht, was er als einziges wirklich beherrscht und gelernt hat im ganzen verpfuschten Leben, beleidigen, Gewalt androhen und einschüchtern nämlich, und zwar nicht nur die Autor*n der Kolumne, habe die taz-Redaktion sich jetzt gezwungen gesehen, Kontakt zur Polizei aufzunehmen und um Unterstützung zu bitten, wie es heißt. Womit sie im übrigen nichts weniger tut als das, was ein verantwortungsvoller Arbeit-/Auftraggeber in so einem Fall zu tun hat.
Samstag, 27. Juni 2020
Der Müll, die Stadt und die Polizei
Ein Versuch in v Teilen.
i. Der Müll
Noch jemand keine Tube Sempf draufgegeben auf die Causa taz/Yaghoobifarah vs. Seehofer? Mag ich eigentlich gar nicht tun, aber ein, zwei Aspekte kommen mir einfach zu kurz. Zum einen sollte man lobend erwähnen, dass die heftig umstrittene Kolumne in der taz für den feministischen Diskurs geradezu ein Quantensprung in Differenziertheit ist. Erinnern wir uns, dass noch im August 2018 Sibel Schick alle Männer rundheraus als Müll bezeichnete. Und jetzt, keine zwei Jahre später, engt Hengameh Yaghoobifarah den Blick so weit ein, dass sie zu dem Schluss kommt, die Polizei gehöre auf den Müll. Das betrifft rein zahlenmäßig schon mal deutlich weniger.
Mittwoch, 24. Juni 2020
Not a bug
Der 'Skandal' um Großabstecher und -zersäbler Tönnies ist nicht Ursache, sondern bloß Symptom
Wie Globalisierung funktioniert, wurde mir mal während der Neunziger klar, als ich als Student in einer Druckerei jobbte. Jeden Mittwochabend, kurz vor Feierabend, kam ein Vierzigtonner auf den Hof mit den Werbebeilagen eines großen Verbrauchermarktes. Jedes Mal 11 bis 13 Paletten, vor Weihnachten schon mal bis zu 15. Die wurden immer dem Gratis-Anzeigenblatt beigelegt, das freitagnachts gedruckt wurde. Zwar ist Abladen Aufgabe des Fahrers, doch die Paletten mussten noch in den Korridor gefummelt werden. Dort wurden sie zwischengelagert, damit man sie nicht extra aus dem Lager holen musste. Eine lästige Arbeit, denn eigentlich war man im Geiste schon zu Hause. Manchmal verspätete sich die Lieferung, dann hieß es warten.
Abonnieren
Posts
(
Atom
)