Donnerstag, 13. Februar 2025

Ronny des Monats - Februar 2025


"Wie faszinierend es ist, Geschichte zu erleben, die sich wiederholt, schon weil wir Sensationen lieben, und die Sensation ist jetzt, dass einerseits das Motto allen Geschichtsunterrichts völlig falsch war, dass sich nämlich aus der Geschichte lernen lasse, und andererseits die traditionslinke Überzeugung seit Marx völlig richtig, dass es der Bourgeoisie bloss um sich selbst geht. Und wenn es in ihrem Interesse liegt, den Klassenkampf mal wieder von rechts zu befrieden, tut sies." (Stefan Gärtner)

Natürlich ist es doppelt schön, wenn verkrampfte Moralapostel beim Sündigen und frömmelnde Betschwestern beim Rumknutschen erwischt werden. Ginge es nach gewissen Milieus in diesem Lande, dann müsste der Ronny des Monats an Olaf Scholz gehen. Der wurde jetzt in einem FOCUS-Artikel, der viel Hörensagen und Konjunktiv enthält, dergestalt zitiert, dass er den Berliner Kultursenator José Chialo (CDU) mit dem H-Wort ("Hofnarr") und dem F-Wort ("Feigenblatt") belegt haben soll. Demnach soll Scholz damit gemeint haben, dass Chialo als PoC als Feigenblatt für den Rassismus der Union herhalten müsse.

Samstag, 8. Februar 2025

Vox populi


"Wir sind das Volk, und wir wollen, daß kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt's kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen!" (Büchner, Dantons Tod)

Es kursiert ein fundamentales Missverständnis über Demokratie und Volkssouveränität: Dass Politik nämlich gefälligst immer das zu tun habe, was das Volk gerade wünscht, also 'den Volkswillen' zu exekutieren. Das ist aber Blödsinn. Politik hat genau das eben nicht zu tun, sondern im Interesse und zum Wohle der Bevölkerung zu handeln. Das ist ein Unterschied. Anders formuliert: Ein Parlament, eine Regierung ist nicht der Büttel des Volkes, sondern wird von einer im besten Fall mündigen Bevölkerung für einen Zeitraum x ermächtigt, in deren Interesse und unter Wahrung des geltenden Rechts die Geschäfte zu führen und muss sich nach dem Zeitraum x erneut dem Votum der Bevölkerung stellen.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Die guten Dinge...


Herrreinspaziert und herzlich Willkommen bei Manufactum! Hier in der Nähe, in den Hallen der ehemaligen Zeche Waltrop, ist die Zentrale. Ikea für Oberstudienräte, Bioladen des Krimskrams. Da mein Brotmesser nur mehr Schrottwert hatte, erwarb ich ein vorzügliches, nicht zu teures Ersatzteil von Opinel, das auch durch den schwersten Vollwertklotz aus dem Bioladen hindurchgeht wie ein Laserschneider, ein Töpfchen hervorragende Wiener Rasierseife, büschen Kleinkram sowie 2-3 konservierte Fressalien und eine Kleinigkeit zum Verschenken. Natürlich kann man das alles auch online bestellen. Aber hier hat man’s eben alles live und in Farbe. Kann begutachten, in die Hand nehmen, probieren, riechen.

Samstag, 1. Februar 2025

Warum? Darum!


Das Sauerland -- berühmt für laute niederländische Skitouristen, berauschende Schützenfeste und verschwiegene Ex-Bumshotels, für seine malerischen Landschaften, seine Stauseen, gesprengten Brücken, seine massentauglichen Fernsehbiere sowie dafür, Heimat begnadeter politischer Köpfe zu sein. Über den Sauerländer Heinrich Lübke etwa kursierte einst das Bonmot, er sei ein echtes Wunderkind gewesen; er habe schon als Vierjähriger so sprechen können wie später als Bundespräsident. Und das Sauerland hört einfach nicht auf zu liefern.

Freitag, 31. Januar 2025

Vermischtes und Zeugs (CIII)


Passiert Ihnen doch bestimmt auch andauernd, oder? Da schenken Sie einem Freund Geld, sagen wir, zwei Mille, damit er sich in den USA einer experimentellen Krebstherapie unterziehen kann. Und, was macht der Ungut? Haut die Hälfte gleich mal auf den Kopp und schiebt eine knappe Million einer in Teilen rechtsextremen Partei rüber. Ich kann da natürlich wieder mal nur von mir reden, aber wenn ein Freund ankäme, sagte, er sei schwer krank und bräuchte dringend Geld für die Behandlung und ich gäbe ihm welches und er hätte dann nix besseres zu tun als Selfies aus dem XXL-Thailandurlaub zu posten, den er sich von der Kohle leistet -- keine Ahnung, ob unsere Freundschaft das überstehen würde.

Mittwoch, 29. Januar 2025

Wahre Worte (79)


Heute: Leo Fischer über Die Rückkehr der Autoritären Persönlichkeit in die Politik

"75 Jahre alt werden die Studien zur »Autoritären Persönlichkeit« dieses Jahr. Von der Frankfurter Schule noch im amerikanischen Exil formuliert, sind sie kaum gealtert. [...]

All das begegnet uns heute wieder: Das rational nicht erklärbare Bedürfnisse [sic], an überkommenen Bezeichnungen für Schaumsüßigkeiten und Schnitzel festzuhalten; der Hass auf freie Kunst, »unnütze« Wissenschaft und »linken Träumereien« [...]; die paradoxe Hoffnung, starke Männer, die endlich aufräumen, würden die »Freiheit« wiederherstellen; der triefende Hohn auf alles, was schwach oder anders ist; die Hoffnung, durch Bestrafung der »Faulen« könne man die eigene Prekarität abstreifen; schließlich die Fixierung auf Queerness und das Bedürfnis, den »Genderwahn« zu regulieren. Besonders der gleichzeitige Schrei nach »Freiheit« und starken Führern scheint ausgeprägt: Der Staat mit seinen Regularien wird als knechtend empfunden; gleichzeitig würden mächtige Männer, hätten sie nur die Möglichkeit, die Freiheit wiederherstellen – trotz gegenteiliger historischer Präzedenz.

Montag, 27. Januar 2025

Jenseits der Blogroll - 01/2025


Der aktuell heißeste Scheiß in dieser scheinbar unaufhaltsam in Richtung inhuman taumelnden "Ausländer raus und Grenzen dicht!"-Spirale ist die rechte Schnurre, AfD und CDU, die am lautesten einen restriktiven Kurs in der Migrationspolitik fordern, hätten Umfragen zufolge zusammen über 50 Prozent, und somit sei es Wille des Volkes, dass die jetzt gefälligst eine Koalition bilden. Wie meinen? Steht wo geschrieben? Fast die gesamten Zehnerjahre hindurch gab es im Bund rechnerisch eine rot-rot-Grüne Mehrheit. Die hat aber nie regiert, vor allem weil Frau Wagenknecht sich mit unannehmbaren Bedingungen (NATO-Austritt) ins Aus gestellt hat. Dumm gelaufen. Hat damals jemand rumgebrammt von wegen "Volkswille"? Nö. Demokratie bedeutet Kompromiss, Verhandeln, Mehrheiten organisieren, und nicht einen imaginierten "Willen des Volkes" zu exekutieren.

Samstag, 25. Januar 2025

Vermischtes und Zeugs (CII)


Donald Trump hat zwar den Ukrainekrieg trotz gegenteiliger Ankündigungen immer noch nicht binnen 24 Stunden beendet (woran wahrscheinlich nur die woken Demokraten schuld sind - so sad!), aber er weiß immerhin was das Problem war. Anstatt Krieg zu führen, hätte Selenskij doch einfach einen Deal machen sollen. Internationale Beziehungen können so einfach sein! Zumal wir jetzt endlich auch wissen, wer Schuld hat am 2. Weltkrieg. Polen, Frankreich und Großbritannien hätten bloß einen Deal machen müssen, anstatt zu kämpfen.

Donnerstag, 23. Januar 2025

Geisterbahn mit Stallgeruch


Beim einst heiß geliebten, inzwischen eher so lauwarm gemochten Ballaverein Borussia Rheinmetall KGaA haben sie die nächste Trainerkrise am Start. Nuri Sahin, dessen Qualifikationen vor allem darin bestanden, 2011 eine gute Saison für den BVB gespielt, einen mittelguten türkischen Provinzverein trainiert zu haben und ansonsten ein 'Dortmunder Jung' zu sein ('Stallgeruch'), bekam seine Papiere. Was schon spätestens vor vier Wochen hätte passieren müssen. Auch eine Truppe mit dem Anspruch des BVB kann sicher mal einen schlechten Tag erwischen und unglücklich verlieren, aber sich vom Tabellenvorletzten zu Hause mit 0:3 vorführen lassen und das nicht bei nächster Gelegenheit mit einem überzeugenden Auftritt zu beantworten und statt dessen weiterzuholpern, ist eines Spitzenteams unwürdig.  

Dienstag, 21. Januar 2025

Schwierige Zeiten


"Es sind keine dunklen Zeiten. Es sind schwierige Zeiten." (Margrethe Vestager)

Vielleicht ist dieser 20. Januar 2025, der Tag der neuerlichen Vereidigung Donald Trumps, der vorläufige Endpunkt einer Entwicklung, die am 9. September 2016 begonnen hat. Bis dahin war das Rennen zwischen Trump und Hillary Clinton einigermaßen offen. An jenem 9. September aber hat Hillary Clinton auf einer Wahlkampfveranstaltung der Demokraten Teile von Trumps Wählerschaft als "basket of deplorables" bezeichnet, frei übersetzt, einen "Sack voll Abgehängter/Überflüssiger". Das war vermutlich der Tag, der Trump ins Amt brachte. Trump hatte begriffen, was Clinton vielleicht noch nicht verstanden hatte: Wie fundamental der Wandel im US-amerikanischen Parteigefüge war.