Gestern vor einem Jahr ermordeten so genannte 'Kämpfer' der Terrororganisation Hamas über tausend Israelis, überwiegend Zivilisten, verschleppten Hunderte, von denen die meisten noch in Geiselhaft sich befinden, folterten und vergewaltigten zahlreiche Frauen. Dieser Terrorakt wurde nicht nur von Muslimen in aller Welt, auch in Deutschland, überschwänglich gefeiert. Bald darauf, nachdem der erste Schrecken sich gelegt hatte, begannen Redaktionen und Universitäten mit Relativierungen und Schuldumkehr, es kam und kommt zu grotesken propalästinensischen Demos meist junger Menschen, von denen nicht wenige einem Regime, wie es der Hamas vorschwebt, als erste zum Opfer fallen würden.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Dienstag, 8. Oktober 2024
Lest we forget (8)
Gestern vor einem Jahr ermordeten so genannte 'Kämpfer' der Terrororganisation Hamas über tausend Israelis, überwiegend Zivilisten, verschleppten Hunderte, von denen die meisten noch in Geiselhaft sich befinden, folterten und vergewaltigten zahlreiche Frauen. Dieser Terrorakt wurde nicht nur von Muslimen in aller Welt, auch in Deutschland, überschwänglich gefeiert. Bald darauf, nachdem der erste Schrecken sich gelegt hatte, begannen Redaktionen und Universitäten mit Relativierungen und Schuldumkehr, es kam und kommt zu grotesken propalästinensischen Demos meist junger Menschen, von denen nicht wenige einem Regime, wie es der Hamas vorschwebt, als erste zum Opfer fallen würden.
Sonntag, 6. Oktober 2024
Astro-Quark, öffentlich-rechtlich
(Vorerst nur in Österreich. Aber warten wir mal ab.)
Es sollte unter aufgeklärten Menschen Konsens sein, dass Astrologie Nonsens im Quadrat ist. Dass das zuweilen irre schlau daherkommt und viel Geld damit verdient wird, ändert daran nichts. Nun bin ich astronomischer Laie, aber ich würde sagen, dass die einzigen Himmelskörper, die einen nachweisbaren Einfluss auf unser Leben auf der Erde haben, die Sonne und der Mond sind. Die Sonne wegen Wärme, Energie and all that Jazz, der Mond wegen Gezeiten. Und es soll Menschen geben, die bei Vollmond schlecht schlafen. Schon die Planeten des Sonnensystems, die nach astronomischen Maßstäben direkt vor der Haustür liegen, können uns komplett egal sein.
Donnerstag, 3. Oktober 2024
Ostfrust ad nauseam
Der nächste bitte! Im Tagesspiegel-Interview mit Gregor Gysi wird angekündigt, selbiger rede in selbigem über "die Fehler des Westens nach der Wiedervereinigung". Entschuldigung, mir wird gerade schlecht. Ich kann es echt nicht mehr hören. Der Westen hat dies, der Westen hat jenes und die Treuhand und überhaupt, alles ganz schlimm, die böse NATO, der arme Putin! Basta cosi! Ich lese dergleichen nicht mehr. Nicht gut für meinen Blutdruck. Das Alter, Sie verstehen. Außerdem kommt da eh immer nur dasselbe. Wir wurden kolonisiert, plattgemacht, betrogen, man hat uns alles genommen, das Volk wurde nicht gefragt, grein, grein, grein. Und an absolut allem ist der Westen schuld.
Sonntag, 29. September 2024
Vermischtes und Zeugs (XCII)
Versteht jemand das Trara um Heißluftfritteusen? Ist ja nicht so, dass ich mich Neuem gegenüber grundsätzlich verschlösse. Ich wäre sogar durchaus entzückt, wenn die Dinger das täten, wofür sie angepriesen werden wie der Stein der Weisen. Zum Beispiel Pommes frites fast so lecker wie aus dem Ölkessel, aber mit kaum Fett. Mit so was kann man mich durchaus kriegen. Freund von mir ist ein Riesenfan der Geräte und hat daher eine. Letztens sollte es Fritten geben. Weil wir zu viert waren, gab er eine ganze 750g-Tüte TK-Pommes in den Apparillo. Der brauchte für die Ladung um die 25 Minuten und machte einen Lärm wie ein Düsenjet. Das Ergebnis: Die Dinger pappten zusammen, waren letschert und kaum knusprig. Hätte jeder Backofen in derselben Zeit besser gemacht.
Freitag, 27. September 2024
Re: Erfurt
"Keine Toleranz -- woher denn auch? --, keine Bildung und damit keine Herzensbildung. Nur ein Gefühl dafür, wie man Angst verbreiten und sich wichtigmachen kann. Und das wunderbare Gefühl, als kleiner Mann diesen schlappen Staat zum Zittern zu bringen, bis man wieder einen eigenen, faschistischen Staat fertig gebracht hat, in dem man dann die Regeln selbst aufstellt." (Manfred Krug, 2000)
Man kann fefe nur beipflichten: Wie doof sind diese Kindsköpfe von der AfD eigentlich? Die Stimmen ihrer antidemokratischen Hardcore-Fans haben die doch eh sicher. Die lassen dem Verein in schönster trumpistischer Manier im Zweifel alles durchgehen und jubeln dann immer noch frenetisch. Gingen sie rational vor, dann müssten die Blaunen jetzt eigentlich an jene Leute heran, die unschlüssig sind, ob sie AfD wählen sollen, weil sie von den unübersehbaren unseriösen Tendenzen (noch) abgeschreckt sind. Man wäre also gut beraten gewesen, bis zur 'Machtergreifung' seriös und staatstragend aufzutreten (merke: von Adolf lernen, heißt siegen lernen).
Donnerstag, 26. September 2024
Zu Tode gesiegt?
Man mag zu ihnen stehen wie man will, aber dazu, die Grünen ernsthaft und aus ehrlicher Überzeugung für ideologiegetriebene Faschisten zu halten, gehört ein Ausmaß an Verpeiltheit, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Oder man macht das aus Kalkül, um den durch diverse Krisen dauerüberforderten Bequemmichel vom eigenen Faschismus und den eigenen Machtergreifungs- und Aufräumphantastereien abzulenken. Zumal das Beispiel Trump zeigt: Blödsinn, der nur oft und beharrlich genug wiederholt wird, wird irgendwann von ausreichend großen Teilen der Gesellschaft geglaubt.
Dienstag, 24. September 2024
Jenseits der Blogroll - 09/2024
So denn, Zeit für die monatliche Tour des Force durch die Weiten des Netzes. Das Superwahljahr Ost ist überstanden und wir wissen nun: In drei Bundesländern des Beitrittsgebietes ist ungefähr die Hälfte aller Wähler:innen entweder dafür, Putin die Ukraine auf dem Silbertablett zu servieren oder massenhaft Ausländer rauszuschmeißen. Oder beides. Das könnte sehr übel werden für diese Teile des Landes. Aber "[schuld] sind dann wieder die da oben und nicht die da unten, welche rechtsradikales Gedankengut in sich tragen und faschistische Parteien wählen." (Chris) Und wie bitter Ihnen wieder unrecht getan wird, den armen Naziwählern! Denn:
Sonntag, 22. September 2024
Vermischtes und Zeugs (XCI)
Fällt das nur mir auf? Nach dem Tod Willy Brandts 1992 wurden sehr schnell jede Menge Straßen, Plätze, Schulen etc. nach ihm benannt. Zumindest hier in NRW. Helmut Schmidt hat es immerhin zum Namenspatron einer Uni gebracht. Bei Helmut Kohl aber scheint es irgendwie ganz finster auszusehen. Die hiesige Partei (Achtung, Satire!) hat wohl im Stadtrat mal den Vorschlag gemacht, einen der hässlichsten Plätze der Innenstadt, einen Parkplatz mit eher so gemischt schöner Bebauung drumherum, nach Birne zu benennen. Ist wohl irgendwie im Sande verlaufen.
Donnerstag, 19. September 2024
Volkes Wagen
"Die Zahl der Kunden, die sich ein Auto um 100.000 Euro leisten könnten, sei begrenzt, sagte Habeck der »Welt« in einem Doppelinterview mit VW-Chef Diess. »Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie - so fürchte ich - im Markt scheitern.« Dann müsse sich VW konzentrieren auf Porsches und SUV und sei nicht mehr Volkswagen. »Dann bieten Sie nur noch Premiumwagen an und müssten sich in PW umbenennen«" (Quelle)
Montag, 16. September 2024
Ronny des Monats - September 2024
"Hüte dich vor den Ideen des Merz!" (Volksweisheit)
Es ist Herbst in Deutschland und es gibt keine Parteien mehr, es gibt nur noch "Ausländer raus!". Vorläufige Erkenntnisse aus einer Woche politischem 'Diskurs': Ausländer sind schuld an der Situation in Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Arztpraxen und auf dem Wohnungsmarkt (Merz). Über die Asylpolitik soll gefälligst das Volk entscheiden und nicht Gerichte (Söder) - wo kämen wir auch hin, wenn in im vielbesungenen Rechtsstaat Gerichte sich erdreisteten zu befinden, was rechtens ist? Ach ja, und nicht jeder SS-Mann war ein Verbrecher (Chrupalla). Aber man darf ja niiiichts mehr sagen in diesem Land.
Freitag, 13. September 2024
Vermischtes und Zeugs (XC)
Der vormoderne Obskurantismus diverser Rechter (was nicht bedeutet, dass sie nicht schlau wären), ihre klappspatige Lust auf Gleichschritt und Schurigeln offenbart sich zum Beispiel in einer Twitter-Diskussion wie dieser: Da wird Stephan Anpalagan, der auf Sri Lanka geboren wurde, aber als Säugling mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen ist, sich also den Ort seines Aufwachsens nicht aussuchen konnte, nahegelegt, er solle doch in seine 'Heimat' zurück, wenn er Deutschland nicht liebe.
Mittwoch, 11. September 2024
Wahre Worte (77)
Heute: Nils Minkmar über Journalismus und Alltag
"Aus Gründen [...] habe ich in den letzten Wochen viel Zeit als Besucher in einer Berliner Klinik verbracht. Diese Welt war mir neu, ich kam nur mit meinen persönlichen Vorurteilen. Und mit zig gelesenen Artikeln und betrachteten Dokus im Kopf, die natürlich die anprangerungswürdigen Ausnahmen beleuchten, nicht den Alltag. Meine Vorbehalte über Apparatemedizin und Massenbetrieb lösten sich rasch auf. [...]
Docs und Pflegekräfte sind mal biodeutsch, mal nicht -- genau wie ihre PatientInnen. Die ermüdende Frage, wer woher kommt, spielt in der Klinik keine Rolle. Ich nahm einige Mahlzeiten zwischen den Beschäftigten ein und hörte normale Arbeitsplatzwitze, aber nichts von dem dauernden Untergangsgeheule rechter oder auch betont linker Medien. Mein Eindruck war, dass die Leute ihren Job gut und gerne machen und mit ihrem Leben zufrieden sind. Vielleicht ist es an vielen Stellen im Land so -- aber als Journalist kann man das nicht abbilden. Man würde sofort der naiven Affirmation bezichtigt und verdächtigt, die wahren Probleme der Menschen zu ignorieren. Oder die Sorgen, die noch kommen. Oder die Nöte der anderen. Dabei sind dauernde Angst und die Verkennung, dessen, was in Europa gut ist, wirksame Treibstoffe für die Höckes und Wagenknechts dieser Republik." (Der siebte Tag, 08. September 2024)
Samstag, 7. September 2024
Made in Germany
"Die Migration wirft Probleme auf, sie ist hier aber nicht das entscheidende Problem. Die Islamisten werden sich ermutigt fühlen, dass ein Volk über Nacht durch einen Täter in völlige Unruhe geraten ist. Sie werden das wiederholen. Es muss ja gar kein Migrant sein. Die Islamisten könnten auch einfach jemanden herschicken." (Gerhart Baum)
Das Widerlichste an der kurrenten Migrations'debatte' ist ja, dass 90 Prozent der Politik sich offenbar entschieden haben, sich von "der Partei, die an Naziideologie anknüpft" (Baum, ebd.) am Nasenring durch die Arena schleifen und jegliche Humanität fahren zu lassen (in der Hoffnung, die Partei verschwände dann wieder), und es nur mehr darum geht, wie man Zuwanderern das Leben am nachhaltigsten zur Hölle machen kann. Dass Gevatter Migrant, vorzugsweise in seiner gefährlichsten Form als 'unkontrollierter Massenmigrant' an allem schuld ist, hat natürlich auch den Vorteil, dass man nicht auf Migrationsprobleme Made in Germany gucken muss. Eine kleine Auswahl:
Dienstag, 3. September 2024
Elf Thesen zu Sonntag
"Die endgültige Teilung Deutschlands - das ist unser Auftrag." (Präambel des TITANIC-Impressums)
92 Jahre nachdem im 'NS-Mustergau' Thüringen zum ersten Mal eine Landesregierung von der NSDAP angeführt wurde und auf den Tag genau 85 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen ist zum ersten Mal seit 1945 eine rechtsextreme Partei in einem deutschen Parlament stärkste Fraktion geworden. Obwohl dieses Ergebnis keineswegs aus heiterem Himmel kam, ist das definitiv eine echte Zäsur. Auf gar keinen Fall aber ist das ein 'Rechtsruck', wie jetzt allenthalben behauptet wird. Da hat weder was geruckt noch ist da was überraschend gekommen. Es ist exakt das passiert, was sich seit vielen Jahren abzeichnete und womit seit langem zu rechnen war.
Sonntag, 1. September 2024
Vermischtes und Zeugs (LXXXIX)
In meiner bescheidenen Heimatstadt hat die Polizei die Tage einen Mann erschossen, der in einem Mehrfamilienhaus bei einem Streit mit einem Messer herumgefuchtelt hat. In Siegen wurden bei einem Messerangriff in einem Linienbus drei Menschen verletzt. Wir sollten unbedingt das Asylrecht noch weiter verschärfen, dann sind wir bestimmt sicher vor diesen Messermännern. Ach, der getötete Randalierer war Deutscher? Und die Täterin von Siegen ebenfalls Deutsche und eine Frau? Egal, nicht so wichtig. Passiert nun mal. Geht ja nicht um Sicherheit, sondern darum, Rassismus anzuheizen.
Donnerstag, 29. August 2024
Re: Messerstecher
Auf der Schönholzer Heide, / Da jab's 'ne Keilerei
Und Bolle, jar nich' feige, / War mittenmang dabei.
Hat's Messer rausgezogen / Und fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle / Janz köstlich amüsiert.
(Volksweise)
Auch wenn man Gewalt tendenziell ablehnt, sollte man wissen, wovon man redet. Noch mehr sollte man das, wenn man Gewalt rundheraus befürwortet, wenn nicht gar einfordert. Nach den teils tödlichen Messerangriffen der letzten Zeit häufen sich ja Forderungen wie die Polizei müsse härter durchgreifen, Messerangreifer "einfach wegballern", ihnen "einfach mal, zack, ins Bein schießen". Oder man hört Äußerungen wie: "Ich besorg mir jetzt nen Waffenschein und eine Knarre!", und so weiter. Dass das alles nicht so einfach ist, sieht man an diesem Video (Dank an fefe) der Deutschen Polizeigewerkschaft*.
Dienstag, 27. August 2024
Fakten, Angst, Humor
Man kann nur mehr schlecht umhin, der AfD zu gratulieren, wenn auch widerstrebend. Sie schafft es inzwischen locker, Politik und Medien nach Belieben vor sich herzutreiben, ihre Rhetorik dominiert den politischen Diskurs. Alle Parteien, mit Ausnahme der so gut wie irrelevanten Linken, sind mangels Rückgrat, aus taktischem Kalkül oder aus Angst vor dem Pöbel größtenteils bereit, "unkontrollierte Migration" als Problem Nummer eins und deren weitestgehende Begrenzung als wichtigste Aufgabe auszugeben.
Sonntag, 25. August 2024
Jenseits der Blogroll - 08/2024
Zu dem Schrecklichen, das vorgestern in Solingen geschehen ist, habe ich bereits 2016 das gesagt, was ich zu sagen habe. Mehr muss nicht. Zu glauben, Rechte und Nazis hätten da irgendwelche Lösungen anzubieten, ist gaga. Rechte können nicht als hetzen, Stimmung machen, utopische Forderungen stellen ("Grenzen dicht!", "Alle abschieben!!!") und schlimmstenfalls Mobs aufstacheln, deren Gewalt im Zweifel Unschuldige trifft. Es bleibt dabei: Solange man sich halbwegs darauf einigen kann, dass ein totales Kontrollregime a'la China, flächendeckende Kameraüberwachung und/oder ein kompletter Polizeistaat keine gangbaren Alternativen sind, wird ein Restrisiko bleiben. Leider.
Donnerstag, 22. August 2024
Vermischtes und Zeugs (LXXXVIII)
Dass grotesk klotzige Autokarikaturen wie der 'RAM 1500' auch hierzulande immer mehr in Mode kommen, finde ich komplett nachvollziehbar. Ich meine, hey, jetzt, da noch der letzte Rentner so eine SUFF-Kalesche fährt, muss man der Welt eben irgendwie anders mitteilen, dass man es gewaltig nötig hat. Letztes Jahr sah ich auf der A 9 bei Ingolstadt solch einen Kinderkiller, dessen Halter noch in Frakturschrift "FUCK YOU, GRETA!" auf die Heckklappe foliert hatte. Die Konföderiertenflaggen und das sächsische Kennzeichen rundeten den Gesamteindruck für mich stimmig ab. Nicht, dass ich Vorurteile habe...
Montag, 19. August 2024
Sommerloch: Parfum und Pahfühm
Es gibt zwei Arten von Duftwässerchen, beziehungsweise zwei Arten, welches zu tragen: Einmal Parfum, vornehm französisch ausgesprochen, und dann noch die breitdeutsch gesprochene Variante, das Pahfühm. Obwohl ich mir selbst nicht viel daraus mache, weiß ich ein gutes, im richtigen Maße appliziertes Parfum zu schätzen. Auch gegen ein dezent riechendes After Shave ist nichts zu sagen. Die Betonung aber liegt auf: Dezent. Eine Pest ist es nämlich, wenn vor allem Männer sich Pahfühm draufklatschen wie nicht gescheit. Wo immer so ein Stinkmorchel aufkreuzt, wird im Umkreis von zehn Metern Nasenschleimhaut zu Hornhaut, trüben sich die Linsen im Auge und die Milch wird sauer. Schwer geschlagen, wem ein ungnädiges Schicksal einen reservierten Platz im vollbesetzten Zug oder Flugzeug neben so einer Gasgranate beschert. Ein verstorbener Verwandter von mir, der sein Berufsleben im Bergbau zugebracht hatte, pflegte immer zu sagen: "Weißte Junge, der Gestank iss ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme iss dat Brennen inne Augen."
Samstag, 17. August 2024
Auf Reisen (14)
Corvey
Die 840 gegründete Abtei Corvey bei Höxter war eine der reichsten Abteien im Heiligen Römischen Reich und der Abt gehörte zu den Reichsfürsten. Das karolingische Westwerk der Abteikirche hat die Zeiten weitgehend im Originalzustand von 870 überdauert. Der Innenraum und die Kaiserkirche im Obergeschoss wirken nicht besonders spektakulär, aber man sollte sich vorstellen, dass im 9. Jahrhundert die allerwenigsten Menschen in dieser frisch zwangschristianisierten Gegend, in der es, anders als hinter dem ehemaligen Limes, keinerlei römische Bauwerke gab, jemals in ihrem Leben einen Steinbau gesehen haben, erst recht keinen mehrgeschossigen. Denen muss diese Kirche wie das achte Weltwunder vorgekommen sein.
Mittwoch, 14. August 2024
Ronny des Monats - August 2024
So, entgegen eventueller Befürchtungen war die Jury auch diesen Monat nicht untätig und hat wieder fünf plus eine:n Preisträgeri:innen zusammenbekommen. (Ich gendere, um Rechte zu ärgern.)
Samstag, 10. August 2024
Vermischtes und Zeugs (LXXXVII)
Sobald auch nur vorsichtig diskutiert wird, eine Strafe zu lockern, sehen nicht wenige Konservative die totale Anarchie gekommen. Wenn jetzt geplant wird, schwarzfahren zu entkriminalisieren, dann heißt das nicht, dass man einfach schwarz fahren kann, ohne irgendwas befürchten zu müssen. Man würde halt nicht mehr in den Knast kommen, was meist eh nur nach vielen Jahren und vielen Wiederholungstaten passiert. Zumal Haft bei Bagatelldelikten fast ausschließlich Arme trifft, die sich die Tagessätze einer Geldstrafe nicht leisten können. (Merke: Menschen mit ausreichend finanziellen Mitteln können sich’s meist nett machen.)
Freitag, 9. August 2024
Gedrechselt ungehobelt
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der jetzt mit 88 Jahren verstorbene Rainer Brandt einen ebensolchen Einfluss auf die deutsche Alltagssprache hatte wie die geniale Disney-Übersetzerin Erika Fuchs. Brandt war in den 1960ern Autor bei der Berliner Synchron KG und sehr angeödet von Lippensychronitzität und philologisch exakten Übersetzungen. Er begann, Filme und Serien in 'Schnodderdeutsch' zu synchronisieren. Dazu verband er den 'hardboiled'-Slang eines Philip Marlowe mit hoher Sprachkunst und dem, was er um 1968 in Westberliner Kneipen, Diskotheken ("Opa, was ist eine 'Diskothek'?"), Haschlöchern, Bars und Rockertreffs so aufschnappte.
Mittwoch, 7. August 2024
Wahre Worte (76)
Heute: Heike Holdinghausen über Dressurreiten bei den Olympischen Spielen
"Wenn ZDF-Kommentator Hermann Valkyser den häufig propellerartig drehenden, häufig schief gehaltenen Schweif der Stute Gold-Stute Dalera bei der Qualifikation am Freitag nicht für ein problematisches Zeichen für Stress und Verspannung hielt, oder ihr zum Teil offenes Maul, mit dem sie sich gegen Paraden (also der Einwirkung der Reiterin mit Zügeln, Schenkeln und Gesäß) wehrte -- dann hätte er wenigstens erklären müssen, warum nicht. [...]
Samstag, 3. August 2024
Sommerloch: Werte Wespen!
Wir müssen reden. Ich verstehe euch ja in vieler Hinsicht. Etwa, dass ihr dauernd auf Nahrungssuche seid. Alles roger, sind wir alle, irgendwie. Weil ihr aber im Gegensatz zu unsereins keinen Supermarkt habt, müsst ihr, wie die meisten Tierarten, halt gucken, wo es gerade was zu spachteln gibt. So weit, so schön. Wir wollen alle leben. Ich sollte auch erwähnen, dass ich im Gegensatz zu anderen meiner Artgenossen keine Panikattacken kriege, wenn ich eine von euch bloß von weitem sehe, weder gegen eure doofe Stecherei allergisch bin noch sonst irgendwie Angst habe vor euch. Erst recht nicht vor eurem anorektischen 'Biene Maja in böse'-Look. Wir könnten also wunderbar nebeneinander her existieren auf diesem Planeten. Wenn, ja wenn ihr euch nicht so steindumm anstelltet.
Mittwoch, 31. Juli 2024
Sommerloch: Narratives
Eric Hobsbawm (1917-2012) prägte den Begriff der 'erfundenen Tradition'. Sein wichtigstes Beispiel: Schottische Clan Tartans. Diese Karomuster, so hieß es immer, seien viele Jahrhunderte alt und jedem Schotten wohlbekannt. So habe ich es auch noch im Englischunterricht gelernt. Hobsbawm entlarvte das als Humbug. Die Tartans waren eine Erfindung des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ähnliches lässt sich über die deutschen Regionaltrachten sagen. Auch deren Tradition reicht nur bis ins 19. Jahrhundert und nicht bis in unvordenkliche Zeiten. Zwar gab es im Mittelalter Amts- und Standestrachten, aber die Idee, eine bestimmte uniforme Kleidung zu tragen, weil man irgendwo herkommt, war unbekannt.
Montag, 29. Juli 2024
Jenseits der Blogroll - 07/2024
Mann, Mann, Mann, da wäre vor lauter Gesportel und Sommerloch doch glatt der monatliche Streifzug durchs Netz unter die Räder geraten. Obwohl, so viel Sommerloch ist heuer gar nicht. Ist auch ohne EM und Olympische Spiele weiß Gott genug los auf der Welt. Also, auf den letzten Metern des Monats, die Links und Fundstücke:
Freitag, 26. Juli 2024
Sommerloch: Halbkritisches zu Olympia (3)
Meine früheste olympische Erinnerung datiert von 1972. Ich war als knapp Dreijähriger mit meinen Eltern und einer befreundeten Familie im Urlaub auf Texel. Mein Vater hatte extra den familieneigenen transportablen Telefunken-Schwarzweißfernseher mitgeschleppt. Also theoretisch war das Gerät transportabel. Das heißt, es hatte einen Griff. Aber man brauchte viel Kraft. Nachdem die Apparatur einige Minuten vorgeglüht hatte (nicht ausgeschlossen, dass die verbaute Bildröhre bereits zum Aufspüren feindlicher Bomberverbände gedient hatte), sah ich, wenn auch verschwommen, folgendes: Unter Trompetengeschmetter trugen junge Frauen in knielangen Dirndln Kissen mit Medaillen zu einem Siegerpodest. Die Medaillen wurden dann welchen für was umgehängt. Wenn ich fragte, hieß es: "Pscht!"
Dienstag, 23. Juli 2024
Schöner Döner
Irgendwie scheint heuer das Jahr des Döners angebrochen zu sein, der mit gewürztem Schnetzelfleisch, Salat und mit alles und scharf gefüllte Fladen zur Schicksalsspeise der Deutschen sich zu mausern. Dem Bundespräsidenten fiel letztens nix besseres ein als zum Staatsbesuch in der Türkei allen Ernstes einen Dönerspieß anzuschleppen. Die CDU Heilbronn wollte um des Stadtbildes willen die Dichte an Dönerläden begrenzen und die SPD als Wahlkampfgag eine Dönerpreisbremse bei drei Euro einführen. Die Linke forderte 4,50 Euro. Jetzt bin ich alles andere als ein Marktradikaler und habe keine Probleme mit Regulierungen oder auch mit Eingriffen in den Markt, wenn es spürbaren Nutzen bringt. Aber hier so: Wie bitte?
Sonntag, 21. Juli 2024
Sommerloch: Drachenfutter
Was eine simple Schokoladentafel über gesellschaftliche Verhältnisse aussagen kann
Interessant, wer oder was hier im heimischen Ruhrpott so alles von der Montanindustrie abhing. Letztens zum Beispiel geriet mir ein altes Bild einer Tafel Novesia Goldnuss in den Blick. Und schon kam die Kindheit wieder hoch. Die 'Goldnuss' war eine für die damalige Zeit sehr edel in grün-goldener Pappe verpackte Schokolade. Besonderer Clou war ein Sichtfenster aus Zellophan, das den Blick auf ein Stück der Tafel und die darin enthaltenen ganzen Nüsse freigab. Hier wird nicht geschummelt, sollte das wohl bedeuten. Auf jeden Fall aber: Das ist was besonderes, was anderes als die sandige Blockschokolade, die man mit dem Hammer essen muss. Eine Zeitlang gab es sogar die 'Garantie 27'. Wer weniger als 27 ganze Nüsse in der Tafel vorfand, konnte sie zurückschicken und bekam Ersatz plus Porto in Naturalien.
Interessant, wer oder was hier im heimischen Ruhrpott so alles von der Montanindustrie abhing. Letztens zum Beispiel geriet mir ein altes Bild einer Tafel Novesia Goldnuss in den Blick. Und schon kam die Kindheit wieder hoch. Die 'Goldnuss' war eine für die damalige Zeit sehr edel in grün-goldener Pappe verpackte Schokolade. Besonderer Clou war ein Sichtfenster aus Zellophan, das den Blick auf ein Stück der Tafel und die darin enthaltenen ganzen Nüsse freigab. Hier wird nicht geschummelt, sollte das wohl bedeuten. Auf jeden Fall aber: Das ist was besonderes, was anderes als die sandige Blockschokolade, die man mit dem Hammer essen muss. Eine Zeitlang gab es sogar die 'Garantie 27'. Wer weniger als 27 ganze Nüsse in der Tafel vorfand, konnte sie zurückschicken und bekam Ersatz plus Porto in Naturalien.
Donnerstag, 18. Juli 2024
Kommt halt drauf an
Natürlich darf Satire alles, aber es kommt halt immer darauf an, wer Witze über wen macht. Nach unten, oder besser: gegen Migranten, sind inzwischen so ziemlich alle Geschmacksgrenzen gefallen. Längst nicht nur aus der AfD wird verkündet, Eingewanderte "entsorgen" zu wollen. Öffentlich-rechtlich bestallt, darf Dieter Nuhr fröhlich die Hundepfeife blasen und zur zweitbesten Sendezeit (sonntags kurz vor dem Heiagehen) Witzchen über rammelgeile Türken reißen oder die mit dezent fischigem Syltaroma versetzte rhetorische Frage stellen, ob man Messermänner nicht einfach einschläfern könnte.
Montag, 15. Juli 2024
Vermischtes zur Eh-Em (VIII) - Füüünaaalööö!
(Falls es jemanden interessiert, wie ein Wort mit drei Ü und drei Ö aussieht.)
So denn, die EM ist überstanden, die Fußballhasser dürfen aufatmen und wir haben einen würdigen Sieger. Bei allem Mitgefühl für England-Fans, die der Meinung sind, nach knapp sechzig Jahren sei es langsam mal Zeit für einen zweiten großen Titel gewesen, muss man sagen, dass der Titelgewinn der Spanier in sportlicher Hinsicht absolut in Ordnung geht. Die spanische Mannschaft war über das ganze Turnier hinweg die beste, hat als einzige alle Spiele gewonnen. Wer sich Fußballfan schimpft, aber nicht in der Lage sieht, das zu akzeptieren und der spanischen Mannschaft zu gratulieren für ihre Leistung, sollte überlegen, ob Fußballgucken wirklich das richtige Hobby ist für ihn. Und wer 'aus Prinzip' zu England gehalten hat, um es den betrügerischen Iberern mal so richtig zu zeigen, sollte vielleicht darüber nachdenken, langsam mal erwachsen zu werden.
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