Freitag, 20. November 2020

Spanische Nächte


Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern. An damals, 1982. WM in Spanien. Die 'Nacht von Sevilla'. Opa erzählt vom Krieg: jenes legendäre Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Frankreich, in dem die Franzosen in der Verlängerung durch Tore von Trésor und Giresse 3:1 vorn lagen. Normalerweise ist so eine Sache damit durch und entschieden. Dann machte erst der fünf Minuten zuvor eingewechselte Karl-Heinz Rummenigge das 2:3 und schließlich glich kurz vor Schluss Klaus Fischer mit einem Jahrhunderttor per Fallrückzieher zum 3:3 aus, bevor im Elfmeterschießen die Entscheidung fiel.

Dienstag, 17. November 2020

O tempora Corona! (7)


Hatten wir ja länger nicht mehr.

Hätten Sie gedacht, dass die weitgehende Maskenpflicht in der Öffentlichkeit auch ihre guten Seiten hat? Ich zum Beispiel neige seit meiner Kindheit dazu, halblaut Selbstgespräche zu führen. Eine Marotte, die ich angeblich mit einigen anderen Introvertierten teile. Gab es früher schon mal peinliche Szenen, habe ich das längst so weit im Griff, dass ich mich draußen normalerweise zusammenreiße. Trotzdem kommt es immer mal vor, dass mich ein Gedanke so packt, dass ich ihn für mich durchdiskutiere, wenn ich mich unbeobachtet fühle.

Sonntag, 15. November 2020

Doktoren-Diebereien

 
Als der große Gary Lineker in einem Interview auf Diego Maradonas Handspiel im Viertelfinale der WM 1986 angesprochen wurde ('Hand Gottes'), meinte er, er selbst wäre als Spieler nie auf die Idee gekommen, so etwas zu tun, käme aber auch nicht auf die Idee, Maradona für seine grobe Unsportlichkeit zu verurteilen. Man müsse bedenken, dass einige argentinische Fußballer in schlimmsten Verhältnissen aufgewachsen seien und alles getan hätten, um zu gewinnen.

"The Diego thing doesn’t bother me. Never has. He got away with it. I would never think of doing it but some Argentinian footballers grew up in the roughest conditions. They were ready to do anything to win." (Lineker)

Donnerstag, 12. November 2020

Ronny des Monats - November 2020


Der Trauer- und Gedenkmonat November wird seit einiger Zeit immer mehr zum Fascho-Monat. Der Grund: Rechts würde man gern das Widerstands-Narrativ vom 9. November 1989 kapern und zudem noch den angenehmen Nebeneffekt mitnehmen, das Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938 in Puncto Aufmerksamkeit zu verzwergen. Die Behörden des inzwischen notorischen Freistaat Saxen helfen fleißig mit. Natürlich war auch sonst wieder so einiges los. So soll in Hamburg ein Teilnehmer einer AfD-Veranstaltung Gegendemonstrant*innen mit dem Auto angefahren haben. Gezielt, wie Betroffene berichten. Die Polizei sprach von einem Verkehrsunfall. Na, wenn das ein Moslem gewesen wäre...

Dienstag, 10. November 2020

Lest we forget (cont.)


1978 wurde in Westdeutschland aus Anlass des 40. Jahrestages erstmals offiziell der Reichspogromnacht am 9. November gedacht. In diesem Jahr fiel der 9. November auf einen Donnerstag. Und da kam immer die Quizshow 'Dalli Dalli' im ZDF. Davon, dass der bei ihnen so beliebte Showmaster Hans 'Hänschen' Rosenthal (1925-1987) Jude war und die NS-Zeit nur mit unglaublichem Glück und dank der Hilfe nichtjüdischer Nachbarn überlebt hatte, erfuhren die meisten Deutschen erst aus seiner 1980 erschienen Autobiographie und rieben sich verwundert die Augen.

Freitag, 6. November 2020

Alle vier Jahre wieder

 

Warum der Modus, in dem der US-Präsident gewählt wird, besser ist als sein Ruf

US-Präsidentenwahlzeiten sind Antiamerikanerzeiten. Jedes Mal aufs Neue werfen sich Teile der cisatlantischen Bevölkerung und der Journaille in die Brust und lachen sich einen Ast über das ach Gott wie veraltete und unnötig komplizierte System der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Üblicherweise erfolgt das weitgehend frei von allzuviel Sachkenntnis, bar einfacher Rechenkenntnisse und vor allem streng durch die europäische, von deutlich zentralistischer organisierten Staatsformen geprägte Brille betrachtet. Haha, dieses umständliche Abstimmen nach Einzelstaaten! Höhö, dieses Wahlmännergremium! Zu putzig. Die AmisTM müssten einfach mal..., dann, ja dann wären sie auch so irre smart, effizient und superdemokratisch wie wir.

Mittwoch, 4. November 2020

Schmähkritik des Tages (43)

 
Heute: Marina Hyde über die US-Präsidentschaftswahl 2020

"Da nun Zukunft und demokratische Reputation der Amerikanischen Republik am seidenen Faden hängen, ist das kein geeigneter Moment für Bombast. Eher ist es Zeit, demütig in die Dunkelheit zu schauen, auf der Suche nach geeigneten gemessenen Worten, die der immensen Würde dieses Moments gerecht werden könnten. Kurz: Ich denke, wir alle fühlen die Hand der Geschichte an unseren Muschis. [...]

Sonntag, 1. November 2020

Abgänge


Der für mich beeindruckendste Filmauftritt des verstorbenen Sean Connery war eine winzig kleine Nebenrolle. Anfang der Neunziger hatte ich mich von der Damaligen in den Film 'Robin Hood - König der Diebe' schleifen lassen. Der milde amüsante Film mit dem gewohnt hölzern agierenden Kevin Costner in der Titelrolle war gar nicht mal langweilig, aber deutlich zu lang und triefte nur so vor US-amerikanischem Freiheitspathos. Nicht einmal der großartige Alan Rickman als Sheriff von Nottingham konnte da noch viel retten.

Samstag, 31. Oktober 2020

Plädoyer für Optimismus

 
"Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen." (Unbekannt)

Tja, was ist bloß los mit der Linken? Warum wird sie nicht recht ernst genommen? Da wäre einmal die möglicherweise oberflächliche, deswegen aber nicht falsche Beobachtung, dass die Linke nach wie vor einen Hang zur Selbstzerfleischung pflegt. Dann natürlich, dass Ausbeutung im Zuge der so genannten 'Globalisierung' weltweit möglich wurde und die Politik angesichts billionenschwerer globaler Handelsvolumen und Kapitalströme endgültig zum Schoßhündchen wurde. (Ironischerweise war es ausgerechnet das Kapital, das den Nationalstaat überwunden hat. Nur eben zum eigenen Nutzen und nicht zum Nutzen aller).

Dienstag, 27. Oktober 2020

Next Präsi

 
Für Nicht-Fachleute (so wie mich) ist das US-amerikanische Politsystem eher schwer zu durchschauen. So fokussiert man sich in Europa sehr auf Donald Trump. Dabei geht meist völlig unter, dass die viel größere Gefahr von dem völlig skrupel- und gewissenlosen Mitch McConnell ausgeht. Der republikanische Mehrheitsführer im Senat hatte schon früh erkannt, das Präsidenten kommen und gehen, die wahre Macht daher in der Zusammensetzung der Gerichte liegt.