Donnerstag, 25. August 2016

Horror im Verborgenen


Ein seltsames Volk, dies. Teile lassen sich noch von jeder Bullshit-Bedrohung, die man ihnen hinwirft, wie Islamisierung, Überfremdung, Flüchtlinge etc. ins Bockshorn jagen, halten aber echte, dringende Probleme wie den Klimawandel für bloße Propagandalügen. Das Fiese ist ja: Während es diesem, unserem Planeten ziemlich egal sein dürfte, ob die Deutschen irgendwann tatsächlich in einem Kalifat aufgehen oder mangels Vermehrung aussterben, ist es die Klimaerwärmung definitiv nicht. Und die Empfehlung der geliebten Regierung, einen Essens- und Wasservorrat für 14 Tage anzulegen, lässt in den Köpfen einiger offenbar gleich Bilder von Steckrübenwintern und vor der Tür stehenden Russen erblühen. Verstehe das einer.

Montag, 22. August 2016

Schmähkritik des Tages (2)


Heute: Ewgeny Morozov über Mark Zuckerberg und Konsorten

"Mark Zuckerberg von Facebook wünscht, dass wir Offenheit und radikale Transparenz leben, er selbst kauft seine Nachbarhäuser, um so viel Privatheit zu haben wie möglich. […] Die Mächtigen des Silicon Valley hassen jede Einmischung in ihr Privatleben. Würden sie für irgendeine andere Branche arbeiten, wären ihre Sorgen verständlich. Aber sie arbeiten für eine, die uns davon überzeugen will, dass Privatheit nichts zählt. Warum sollte ihre Heuchelei nicht publik gemacht werden? […] Eine Welt, in der die Tech-Elite alle Privatheit genießt, die sie sich wünscht, während der Rest der Menschheit deren Verlust zu akzeptieren hat, beruht auf einer Verlogenheit, die so extrem und absurd ist, dass sie zum Thema gemacht werden muss, egal wie aggressiv." (SZ, 03.06.2016)

Samstag, 20. August 2016

Verschleierter Autoritarismus


Vor einigen Jahren unterhielt ich mich mich einer freundlichen, perfekt integrierten jungen Frau aus dem Libanon über das von einigen muslimischen Frauen getragene Kopftuch, vulgo: Hijab. Sie selbst trug keines, meinte aber, wenn sie dereinst heirate, dann würde sie selbstverständlich sofort das Kopftuch anlegen, sollte ihr Mann das von ihr verlangen. Keine Ahnung, inwieweit so eine Aussage repräsentativ ist, aber wenn das der Fall sein sollte, dann illustriert sie sehr schön, dass es bei Fragen um Hijab/Niqab/Tschador/Burka etc. vielleicht weniger um Religionspraxis geht, sondern eher um religiös verbrämte Kontrolle weiblicher Sexualität. Patriarchat in hart.

Mittwoch, 17. August 2016

Inspektor Schnarch


Oder: Sie können auch anders

Eigentlich bin ich ein Freund britischer Fernsehproduktionen. Meistens sind sie innovativer, cooler, temporeicher, gnadenloser, ironischer, näher am Puls der Zeit als das, was bei uns so heruntergekurbelt wird. Vergleicht man etwa die BBC-Serie 'Sherlock' mit einem durchschnittlichen 'Tatort', dann stinkt letzterer schon arg ab. Von Ausnahmen wie denen aus Dortmund einmal abgesehen, nimmt sich der in Teilen der Bevölkerung als avantgardistisch und gewagt geltende ARD-Dauerbrenner im direkten Duell meist als das reinste Schlafmittel aus. Allerdings ist, wie ich jetzt feststellen musste, auch auf der Insel nicht alles Gold, was glänzt. Im Gegenteil, die können auch ganz anders. Studieren lässt sich das sehr schön am Beispiel der in Oxford spielenden Serie 'Lewis - Der Oxford-Krimi'.

Sonntag, 14. August 2016

Fliegende Scheiben, moralische Entrüstung


Das Fiese an Leuten, die sich andauernd moralisch im Innersten entrüstet geben, ist ja nicht nur, dass sie zu faul oder zu blöd zum Argumentieren sind, sondern auch, dass sie sich berechtigt sehen, aller Welt ihre verschissene, höchstpersönliche Moral hereinzudrücken.

Nehmen wir nationales Kasperletheater wie das, ein mehr oder minder willkürlich zur 'Nationalhymne' dekretiertes Musikstück und ein bunt bedrucktes Tuch mit irgendwelcher Bedeutung aufzuladen und kultisch zu verehren. Zu meiner Zeit war es im Vorfeld von Fußball-Länderspielen allgemein akzeptiertes Verhalten, Kaugummi zu kauen und auf keinen Fall auch nur eine Note der Hymne mitzusingen. Inzwischen werde ich beim gemeinschaftlichen Fußballgucken hier und da schief angesehen, wenn ich bei der Nummer sitzenbleibe und mein Bier austrinke, anstatt, wie die ganzen anderen beseelt grinsenden Schwarzrotgoldhamster, aufzustehen und allen Ernstes die Hand aufs Herz zu legen.

Freitag, 12. August 2016

Ronny des Monats - August 2016


So denn, es ist wieder einmal um den Zehnten des Monats – Ronny-Time. Auch diesen Monat haben zahlreiche Kandidaten sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und geliefert. Und das, obwohl ich eine Woche nicht im Lande war. Super! Auch dieses Mal ist daher wieder einiges unter den Tisch gefallen. Etwa dieser Einblick in das, was inzwischen an einigen Gymnasien so abzugehen scheint. Tut mir übrigens leid, liebe AfD, dass es auch dieses Mal nur für Platz 5 gereicht hat. Aber um auf den vorderen Plätzen zu landen, müsst ihr schon härter zupacken, nicht nur immer theoretisieren. Richtig was losmachen, bis die Polizei kommt. Kommt, ihr schafft das! Ich glaub an euch!

Also, die Ronnys des Monats (mit * versehene Links führen wie immer in die Untiefen des Fratzenbuchs):

Donnerstag, 11. August 2016

Durchgehende Gäule, Grenzen des Langmuts


Von den internationalen Pharmazeutischen Festspielen, als Olympische Sommerspiele gehandelt, gibt es ja auch durchaus Gutes zu vermelden. Zwar tut es mir um die einzelnen Sportler, deren Medaillenträume da platzen, sehr wohl leid, aber die mehr als magere Ausbeute der deutschen Mannschaft lässt auch ein wenig Genugtuung in mir keimen. Ich kann mir halt ein Grinsen nicht verkneifen, wenn nationale Selbstgerechtigkeit und mit Großmäuligkeit sich tarnende Unprofessionalität von Funktionären eins aufs Dach bekommen. Überhaupt bewahrheitet sich einmal mehr, dass Olympische Spiele as we know it nur noch in Diktaturen so richtig funktionieren. Woanders haben die Leute schlicht kein Geld oder keine Zeit, in die Stadien zu gehen und viele Plätze bleiben leer. Was wiederum die Hoffnung nährt, dass diese komplett korrumpierten, heillos aufgeblähten milliardenschweren IOC-, FIFA- und UEFA-Apparate irgendwann an ihrer eigenen Größe ersticken werden.

Mittwoch, 10. August 2016

Besser als ihr Ruf


Ketzerisches zur Küche auf den Britischen Inseln

Es hilft nichts, wenn man über Großbritannien redet, kommt man früher oder später fast zwangsläufig auf das Thema Essen. Weil mir die breitärschige, von keinen Skrupeln getrübte Selbstgerechtigkeit, mit der hierzulande zuweilen über das dortige Essen hergezogen wird, von jeher gewaltig auf den Senkel geht (die einzigen, für die ich diesbezüglich noch ein gewisses Verständnis habe, sind ehemalige, durch Schulverpflegung nachhaltig traumatisierte Austauschschüler), sehe ich mich aus aktuellem Anlass herausgefordert, eine Lanze für selbiges zu brechen. Die britische Küche ist nämlich längst deutlich besser als ihr Ruf.

Montag, 8. August 2016

Reiseimpressionen (6)


Eine Busfahrt, die ist lustig

"Erleben... Erfahren... Genießen", so steht es auf der Seite des doppelstöckigen Trucks, der uns herüberkarren soll. Lustig. Niemand bucht eine Busreise, weil's so viel Spaß macht, sondern einzig und allein, weil sie meist die günstigste Alternative überhaupt ist. Gegen meine Gewohnheiten habe ich dieses mal also eine Busreise auf die Insel gebucht. Normalerweise nehme ich ja den Billigflieger, weil ich mir dank der dortigen Verwandtschaft keinen Kopf um eine Unterkunft machen muss. Nur ist die gerade verhindert. eine Unterkunft aber ist das Problem. Dort hin- und rumzukommen ist einigermaßen günstig machbar. Ein Dach über dem Kopf schon weniger, sofern man nicht mit 20 besoffenen Australiern einen Schlafsaal im Hostel teilen will. Also Busfahren. Nun gut, mal wieder mit dem Schiff und mit Blick auf die Klippen von Dover anzureisen, hat auch was. Lockert zudem die ewige Sitzerei ein wenig auf.

Sonntag, 31. Juli 2016

Kurze Sommerpause


So, liebe Leserinnen und Leser, bitte nicht wundern, wenn hier die nächsten Tage über nichts neues erscheint - auch ich verabschiede mich in eine kurze Sommerpause. Keine Sorge, ich bin nicht der Typ für wochenlange Reisen, wünsche aber gute Erholung von mir. Man liest sich beizeiten in alter Frische.

Freitag, 29. Juli 2016

Belastete Wörter


Es kommt mit zunehmendem Alter seltener vor, doch manchmal passiert's immer noch. Dass irgendwo ein humortechnisch belastetes Wort fällt, das Gehirn auf pubertären Autopilot schaltet und der Rest des Tages in Gekicher und Gepruste untergeht. Früher zum Beispiel, Anfang der Neunziger, wir waren nicht mehr in der Pubertät, aber immer noch pubertär genug, da konnte es passieren, dass jemand sich ein Buch griff, es mit bedeutungsschwangerer Miene aufschlug und dann mit gravitätisch-schwermütigem Timbre und entsprechenden Blickes sagte: "Melusine." Das genügte, um die damals noch frische Erinnerung an Loriots maximal geniale Parodie auf eine Dichterlesung zu evozieren und es war vorbei. Hiiicks! Pruuust!

Mittwoch, 27. Juli 2016

Sturmreife Bürgerrechte


Komisch, mit jeder weiteren Schreckensmeldung einer neuerlichen Bluttat bin ich nicht etwa ängstlicher, sondern bloß immer müder und trauriger geworden. Ich mag keine Köpfe rollen und auch keine Gesetze verschärft sehen. Die Verschärfungen sind längst ausgearbeitet, die entsprechend Interessierten warten nur auf einen Anlass, sie aus der Schublade zu ziehen. Das panische Scharfmachergerede kotzt mich an, der hektische Aktionismus, angeblich dazu angetan, dass ich mich sicherer fühle, geht mir komplett am Arsch vorbei. Etwas ganz anderes tut Not. Ein Anfang wäre, den Zeigefinger in der Tasche zu lassen und es sich vorerst zu verkneifen, ganz genau zu wissen, wer oder was schuld ist. Wer immer das zu wissen vorgibt, lügt.

Sonntag, 24. Juli 2016

Die Einzeltäterin


"Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein." (Funny van Dannen)

Zu den zählebigsten Missverständnissen gehört der Glaube, es ginge, wenn erst einmal diskriminierte, marginalisierte oder sonstwie -ierte Minderheiten das Sagen hätten, besser, friedlicher, herzlicher oder mitmenschlicher zu auf der Welt. Weil Minderheiten per se Opfer und Opfer ja wertvollere, edlere Menschen sind als die Mehrheitsverbrecher. Schön und gut, stimmt nur leider nicht. Stimmt nie, tut mir leid. Weil Nettsein nicht davon abhängt, männlich, weiblich, LGBT zu sein, keine Frage von Religion, Hautfarbe oder Migrationshintergrund ist, sondern einzig und allein davon, ein Arschloch zu sein oder nicht. Arschlöcher aber gibt es bekanntlich überall. Und die Opfernummer (Ich werde verfolgt und unterdrückt, schluchzbuhu!) beherrscht inzwischen noch der dämlichste Dorfnazi souverän.

Freitag, 22. Juli 2016

Bye bye, VHS!


Hach ja, wieder geht ein Stück Kindheit und Jugend. Das VHS-Video ist seit vorgestern offiziell Geschichte, dead and gone. Der letzte Hersteller hat die Produktion von Recordern eingestellt. Im Gegensatz zu anderen Dingen, ruft aber deren Verschwinden keinerlei irgendwie gearteten Gefühle bei mir hervor. Dafür waren die Dinger einfach zu inferior. Ich trauere schließlich auch nicht ums Testbild. Welche Gründe sollte es auch geben, den ollen Gurken hinterherzuweinen, angesichts der momentanen technischen Möglichkeiten?

Dienstag, 19. Juli 2016

Wir Vergleichgültigten


Besonders kindische Gemüter pflegen ja zu glauben, jemand, der mal die eine oder andere Sentenz getan hat, die ihnen irgendwie voll nicht in den Kram passt, disqualifiziere sich völlig für jedweden weiteren Diskurs. Im akademischen Umfeld scheint, was mich als gelernten Philologen schmerzt, diese Unsitte zur Zeit besonders in Teilen der Geistes- und Sozialwissenschaften modern zu sein. Traurige Berühmtheit erlangte die Komödie vom vorletzten Jahr, als an der Berliner Humboldt-Uni eine paar sich weigerten, sich in einer Einführungsveranstaltung im Fach Erziehungswissenschaften mit Texten von Kant, Rousseau und Voltaire zu befassen. Die jungen Gehirnakrobaten in spe waren der Ansicht, derlei Texte seien nichts weiter als von toten weißen Männern verzapfte, rassistische und eurozentrische Kackscheiße und somit komplett irrelevant. Wow, Meilensteine der Hermeneutik!

Samstag, 16. Juli 2016

Frankreich, wieder einmal


Erst Charlie Hebdo und der jüdische Supermarkt, dann der blutige Novembersamstag, jetzt Nizza. Zum dritten Mal binnen eineinhalb Jahren haben sich, heißt es, Islamisten Frankreich als Ziel von Terroranschlägen ausgeguckt. Das Ergebnis ist bekannt, die Vorgehensweise kennt man aus dem Irak und aus Israel. Der Täter raste mit einem gemieteten Lastwagen die Strandpromenade entlang, tötete mindestens 84 und verletzte 202 Menschen teils schwer, so die vorläufige Bilanz der Staatsanwaltschaft. Wenn es denn ein Islamist war. Vieles spricht dafür, dass es sich um einen psychisch kranken Einzeltäter handelte, dessen Tat vom IS nun zur Strafaktion stilisiert wird für Präsident Hollandes Ankündigung, die Angriffe gegen den IS zu verstärken. Auch sollte man nicht vergessen, dass der IS bzw. Täter, die sich auf den IS berufen, auch anderswo tödliche Anschläge verübt haben, dennoch fragt man sich: Warum immer Frankreich?

Donnerstag, 14. Juli 2016

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (11)


Weil ich im Getränkemarkt meines Vertrauens Stammkunde bin, passiert es von Zeit zu Zeit, dass ich zu meinem Einkauf irgendein Werbegeschenk als Dreingabe angeboten bekomme. Freundlicherweise hat man heuer davon abgesehen, mir zur Europameisterschaft irgendeinen schwarzrotgoldenen Tinnef aufnötigen zu wollen. Ob ich vielleicht ein Grillkochbuch möchte, lautete dieses Mal die Frage. Na, da sage ich doch nicht nein und bekomme ein schmales Bändchen überreicht. 50 Seiten sind's gerade mal, wie das heimische Auspacken später ergab. Aber man soll nicht meckern, geschenkter Gaul und so. Ich dankte artig.

Montag, 11. Juli 2016

Fordern und fördern


David Folkerts-Landau ist Chefökonom der Deutschen Bank und sieht eine neue Bankenkrise dräuen. Die Lösung sieht er darin, die europäischen Banken nach amerikanischem Vorbild mit Staatskohle auszustatten (er nennt es vornehmer "rekapitalisieren"). Gut 450 Milliarden Dollar sind damals in den USA geflossen. Den Kapitalbedarf der europäischen Banken bezifferte Folkerts-Landau auf 150 Milliarden Euro. Nur etwa ein Drittel dessen also, was amerikanische Banken bekommen haben. Na, wenn das kein Schnäppchen ist!

Freitag, 8. Juli 2016

Ronny des Monats - EM-Special


"Nationalismus bedeutet Krieg." (François Mitterrand)

In Zeiten von Fußball-Welt- und Europameisterschaften haben Gevatter Ronny und seine Kumpels bekanntlich Hochkonjunktur. Grund genug, in diesem Monat ein EM-Special zu veranstalten. Wobei das Aus im Halbfinale dem nichtnationalistisch tickenden Fußballfan, der sich einfach an einem guten Spiel erfreuen möchte, ohne deswegen Fähnchen schwenken oder sich mit Horden weitgehend ahnungsloser Brüllaffen gemein machen zu wollen, natürlich sehr zupass kommt. Das Ausscheiden der zu 'Jungs' verniedlichten Millionärstruppe sorgt wegen der nunmehr ausbleibenden nächtlichen Lärmbelästigung für ungestörte Nachtruhe und wegen des allgemeinen Abflaggens des ganzen scheißrotgoldenen Tinnefs für ein deutlich weniger getrübtes Blickfeld. Natürlich sollte bei aller Fokussierung auf das Wettgekicke nicht vergessen werden, dass auch abseits der Stadien wieder ordentlich hingelangt wurde. Freut euch nicht zu früh. Wir sehen alles.

Anyway, die Top 3 aus dem Umfeld der Fußball-EM:

Donnerstag, 7. Juli 2016

Streifzüge (3). Ex-Eisenbahnromantik


So, der Gips ist ab, der Röntgenbefund war, wie man mir sagte, gut, aber der Griffel ist natürlich immer noch arg lädiert und schmerzt bei falschen Bewegungen. Und so ist auch die ärztliche Verbotsliste nach wie vor unangenehm lang: Neben schwer heben (was heißt: alles, was schwerer ist als ein Glas Wasser), sind Auto fahren, Fahrrad fahren und schwimmen fürs erste tabu. Also bleibt nach wie vor nur die Fortbewegung zu Fuß im unmittelbaren Nahraum zur Ertüchtigung. Der Vorteil ist natürlich, dass man - Platitüdenalarm! - vieles um einen herum anders erlebt, Dinge sieht, an denen man immer nur vorbeigerauscht ist.

Montag, 4. Juli 2016

Europa, ein Kindergarten


Jene, die immer und überall auf buchstabengetreuer Umsetzung noch der absurdesten Vorschriften pochen, wenn es ihnen nützt, aber dreist Nachsicht und Großzügigkeit für sich in Anspruch nehmen, wenn nicht, gehören nicht eben zum Angenehmsten, was die Evolution bislang so hervorgebracht hat. Nehmen wir etwa das Gebaren der österreichischen FPÖ im Nachgang der Präsidentenwahl. Die hat die Wahl vom 22. Mai bekanntlich angefochten und vom Verfassungsgerichtshof insofern Recht bekommen, als dass die Wahl annulliert wurde und wiederholt werden muss. Nun bin ich kein Experte für die österreichischen Wahlgesetze, geschweige denn für das dortige Verfassungsrecht. Ich bin überhaupt kein Rechtsexperte. Aber durchaus ein Anhänger von Rechtsstaatlichkeit. Trotzdem, ob dieses Urteil ein Gewinn für den Rechtsstaat, nicht nur in Österreich, ist, wage ich zu bezweifeln.

Freitag, 1. Juli 2016

Ein weiteres Jubiläum


Heute vor 100 Jahren, am 1. Juli 1916, begann die Schlacht an der Somme.

Unter englischsprachigen Historikern ist es verbreitet, das Jahr 1916 als Jahr des 'Great Slaughter' zu bezeichnen, also als Jahr des großen Abschlachtens. Vor allem die so genannte Schlacht an der Somme (wie schon im Falle Verduns habe ich meine Probleme, so ein monatelanges, blutiges Andikehlegehen noch als Schlacht zu bezeichnen) hat sich vor allem im kollektiven Gedächtnis Großbritanniens tief eingegraben.

"Wir hocken hier seit Weihnachten 1914, und in dieser Zeit sind Millionen von Männern gestorben, während wir nicht mehr Fortschritt gemacht haben als eine asthmakranke Ameise mit schweren Einkaufstüten." (Blackadder)

Mittwoch, 29. Juni 2016

Sommerlektüre


Wolfgang Herrndorfs Roman 'Tschick' von 2010 taugt bereits jetzt zum Klassiker.

'Tschick' ist mir damals vor allem wegen des Titels aufgefallen. Ich habe das Buch aber nicht allein deswegen gekauft - das tue ich eigentlich nie - ('Tschick' ist die österreichische bzw. wienerische Bezeichnung für Zigarette - geraucht wird in dem Buch auch, aber eher nebenher), sondern auch, weil es eines dieser Bücher ist, das auch außerhalb des dauerheißlaufenden Bestsellerbetriebes und auch von anderen als den üblichen Verdächtigen allgemein gelobt wurde, was mir grundsätzlich immer sympathisch ist. Jetzt hatte ich reichlich Gelegenheit dazu, es auch mal zu lesen - so ein Gipsarm hat schließlich nicht nur Nachteile - und ich war schnell durch damit, weil es wirklich was taugt. Eine Entdeckung. Man lese das, ehe es zur Schullektüre und zum Gegenstand dröger Interpretationen werden wird. Wird es werden, unweigerlich.

Montag, 27. Juni 2016

So long, Horst!


Ohne Frage war Götz George viel mehr als Schimanski und hatte auch weitaus mehr drauf. Trotzdem, so was hat uns damals nachhaltig geprägt als Jugendliche im Ruhrpott der Achtziger (und uns tatsächlich - ich scheue mich nicht, es zu sagen - auch ein wenig stolz gemacht auf unsere damals schon im Abstieg begriffene, eher wenig attraktive Heimatregion):

Freitag, 24. Juni 2016

See EU later - zehn Thesen zum 'Brexit'


Mist! Die britischen Inseln waren immer meine Exit-Strategie. Für den Fall, dass hier irgendwann einmal zu meinen Lebzeiten die AfD oder noch schlimmere Gesellen das Ruder übernehmen sollten, erschien Auswandern zur Verwandtschaft ins Vereinigte Königreich immer als echte Perspektive. Das könnte seit gestern vielleicht schwieriger werden. Spaß beiseite, ich mag mich nicht einreihen bei denen, die jetzt die ganz großen Worte auspacken ("Die EU ist gescheitert!", "Das Ende der EU!") und ganz genau wissen, was kommen wird. Dafür ist das, was wir da gerade erleben, zu vielschichtig. Der weitere Verlauf der Dinge ist, trotz des eindeutigen Votums, alles andere als ausgemacht. Daher, wie schon im Fall der österreichischen Präsidentenwahl, zehn mehr oder weniger ausgearbeitete Thesen. Nehmt dies:

Dienstag, 21. Juni 2016

Willkommen zurück im Neandertal


Die momentan so heftig sich ereignende Fußball-EM wirft schon die eine oder andere Frage auf. Nicht selten handelt es sich um die, was in einigen Menschen eigentlich vorgeht. Da hat es das ZDF doch tatsächlich gewagt, zwei Vorrundenspiele von einer Frau kommentieren zu lassen, und schon geht mit nicht wenigen offenbar der behaarte Neandertaler durch. Es geht in Ordnung, Frau Neumanns Art des Kommentierens nicht zu mögen, man mag ihr gern mangelnde Sachkenntnis nachweisen, so man das schafft, was aber geht in Menschen vor, die ihr allen Ernstes Vergewaltigungen androhen? Mit welchem Recht begehren solche Menschen noch Ernst genommen zu werden? Wer es für den Untergang der Fußballwelt as we know it hält, wenn eine Frau zwei Spiele kommentiert, muss sich fragen lassen, in welchem Erdloch er die Jahrzehnte zugebracht hat, in denen Sabine Töpperwien Samstag für Samstag 'Sport und Musik' im Radio kommentiert hat.

Samstag, 18. Juni 2016

Ronny des Monats - Juni 2016


Ursprünglich sollte eine Ronny-Sonderausgabe zur momentan herrschenden Fußball-EM erscheinen, die nun wahrlich genügend Material bietet. Das erschien mir aber aus zwei Gründen unangebracht: Erstens blieben dann viele andere schöne, auszeichungswürdige Einzelleistungen unerwähnt und zweitens erscheint mir das, was wir zur Zeit am Rande des Wettkickens beobachten müssen, einer eigenen, etwas tiefer gehenden Analyse wert. Daher hier nur die Preisträger ohne EM-Special:

Mittwoch, 15. Juni 2016

Streifzüge (2). Wortspielhölle, Brechstange


Neu ins Westfälische Zugezogene sind normalerweise leicht daran zu erkennen, dass ihnen das hiesige Dehnungs-E nicht vertraut ist. Wer Städte wie Oer-Erkenschwick und Soest 'Öhr-Erkenschwick' und 'Söhst' ausspricht, outet sich ebenso schnell und zuverlässig als Auswärtiger wie jemand, der 'Bochum-Lähr' sagt. Gleiches gilt für Buer, jene stolze, einstmals autonome Stadt, die irgendwann schnöde an die Verbotene Stadt annektiert wurde (und mitnichten 'Bühr' heißt). Dabei ist das mit der Aussprache so schräg eigentlich gar nicht - den Keks- und Gebäckindustriellen De Beukelaer sprechen dank Werbefernsehen schließlich auch alle richtig aus, ohne etwas dabei zu finden. Wobei der Name allerdings belgischen Ursprungs ist.

Montag, 13. Juni 2016

Drama im Schwimmbad - wieder mal


Irgendwie scheint die Anzahl derer, die glauben, ihr höchstpersönlicher Empfindungshorizont hätte gefälligst maßgeblich zu sein für alle, eher zu- als abzunehmen. Erkennbar dünkt mir das daran, dass offenbar der nötigenfalls mit Verboten durchzusetzende Anspruch, der öffentliche Raum habe eine Art Hochsicherheitszone zu sein, in der niemals auch nur eine Empfindlichkeit verletzt wird, immer mehr um sich greift. Ein Konzept wie das, dass man, wenn einen ein bestimmter Anblick stört, halt nicht hinsehen und seiner Wege gehen soll, erscheint inzwischen rührend antiquiert.

Freitag, 10. Juni 2016

Streifzüge (1). Man viewt wieder public


Ist man es wie ich gewohnt, mehrmals in der Woche zu schwimmen und alle kürzeren Wege mit dem Rad zu erledigen und haben die Ärzte einem genau das untersagt, dann tut man gut daran, sich möglichst jeden Tag zu einem längeren Fußmarsch aufzuraffen. Anderfalls drohen schnelles und komplettes Einrosten sowie ein Platz in den Top Ten beim Jabba The Hutt-Ähnlichkeitswettbewerb. Ein paar Kilometer per pedes fördern zudem den Heilungsprozess (wegen Kreislauf) und tun insgesamt der Stimmung gut. Gestern etwa waren sie vor dem Rathaus in den letzten Zügen des Aufbaus der Public Viewing-Arena für das ab heute dräuende Wettkicken.

Dienstag, 7. Juni 2016

The Gypsum King


Einmal ist halt immer das erste Mal. So konnte mein Gerippe trotz etlicher, teils heftiger Stürze auf fast 50 bruchlose Jahre zurückblicken. Bis gestern. Stolperkante erwischt und den Landeanflug verpatzt. Erst gedacht: Nur ein Kratzer, wird schon wieder. Wurde aber nicht. Heute früh daher das volle Programm. Röntgen, CT, Diagnose, Gips. Nun ja, das Gerüst ist wohl nicht mehr so elastisch wie einst. Und so ein Handgelenk gehört zu den eher komplexeren Baugruppen im Stützapparat, wenn ich die heilkundige Frau von der Chirurgie, wo man mich verstrahlt und verputzt hat, richtig verstanden habe. Glück im Unglück: Es war ein Arbeitsunfall.

Sonntag, 5. Juni 2016

Kontinuitäten


Sieh an, dachte ich, als ich jüngst über die Kunstfigur des BWL-Studenten Justus stolperte, es gibt sie also offenbar immer noch, diese Typen, die einen reflexhaft zur Marx-Engels-Gesamtausgabe greifen lassen, und die sich kein bisschen verändert zu haben scheinen seit damals. Hauptberufliche Söhne und Töchter, deren von jeglichen materiellen Sorgen freies Leben eine einzige Party zu sein schien. Am 18. kamen sie mit geschenktem Auto zur Schule (auf dem Wagen pappte bereits vor der Zulassung ein Sylt-Aufkleber), trugen schon in den Achtzigern Kaschmirpullover locker um die Schultern geschlungen und interessierten sich ausschließlich für Dinge, die man kaufen kann, und zwar möglichst teuer.

Freitag, 3. Juni 2016

Schmähkritik des Tages


Heute: Maxim Biller über Thomas Mann

"[...] Es geht ja auch gar nicht um Thomas Mann, sondern darum, warum dieser schlechte Schriftsteller, der besser ein Parfumeur geworden wäre, heute in Deutschland so populär ist. Die Leute machen nur den zu ihrem Gott, in diesem Fall zu ihrem literarischen Gott, in dem sie sich wiedererkennen können. Und in wem erkennen sie sich da wieder? In einem karrieristischen Bürger, der vollkommen unehrlich mit seiner sexuellen Orientierung umgeht und heimlich die Juden hasst, sich aber natürlich irgendwann nicht mehr traut, das offen zu schreiben, außer in seinen Tagebüchern, und der eines Tages auch noch beschließt, nicht mehr Monarchist und Extrem-Nationalist zu sein, sondern für die Republik zu sein, der also über Nacht bei seiner politischen Orientierung völlig umschaltet und plötzlich ein Verfassungsdemokrat wird. Das ist ganz einfach die Geschichte von 90 Prozent der Deutschen nach dem Krieg. Deshalb ist er für sie ein Gott." (taz, 31.5.2016)

Dienstag, 31. Mai 2016

Antirassismus im Sonderangebot


Es ist mittlerweile Routine, und sie geht ungefähr so: AfD-Grande lässt einen grenzwertigen Spruch fahren, worauf reflexhaft allgemeine Empörung von Medien und Netzöffentlichkeit einsetzt, plus der obligatorische Shitstorm. Es folgt das große dementier- und relativier-Limbo des übrigen Parteipersonals u.a. mithilfe z.T. hanebüchener bis peinlicher Erklärungen (Missverständnis! Unterstellung! Hatter nie gesagt! Mit der Maus ausgerutscht! Boateng ist voll super!). Das ist aber egal, weil es darum, und nur darum geht, Aufmerksamkeit oben zu halten und der mehr oder minder latent rassistischen Kernklientel zu signalisieren: Bei uns seid ihr richtig. Zwinker, zwinker, wir verstehen uns.

Sonntag, 29. Mai 2016

Pussies und Mullahs


Wir sind, wie Tom W. Wolf sehr richtig bemerkte, schon arge Pussies. Während französische Gewerkschafter der Welt gerade zeigen, wie man sich gegen ein als Reform getarntes Verarmungsprogramm wehrt, heulen bei uns nicht eben wenige schon herum, wenn mal ein paar Züge ausfallen. Ei, des gehd doch ned! Mer müsse doch schaffe. Weddbewebbsfähisch bleibe. Des gehörd doch verbohde, so was! Pussies sind die Deutschen, zumindest die deutschen Männer, ja angeblich auch, weil sie kollektiv zu Weicheiern geworden sind, die jetzt, da nordafrikanische Grapscher und Antänzer in Kohortenstärke ihr Unwesen treiben bei uns, nicht mehr in der Lage sind, ihre Frauen angemessen zu verteidigen. Also rumheulen, anstatt auch mal nen Satz heiße Ohren zu verteilen. Ey, machsu meine Ische an oder was? Isch mach disch Krankenhaus!

Donnerstag, 26. Mai 2016

Zwölf Thesen zur Wahl vom Sonntag (2)


(Fortsetzung von Teil 1

7. Die bürgerliche Selbsttäuschung, so schlimm werde es schon nicht kommen, ist hochgradig gefährlich.

Man kann Georg Diez gar nicht genug zustimmen. Die bürgerliche Indifferenz, die Trägheit, die fehlende Entschlossenheit, die liberale Demokratie zu verteidigen, der vermessene Irrglaube, man könne eh nichts machen und so schlimm werde es schon nicht kommen, war im 20. Jahrhundert schon einmal fatal und droht es gerade wieder zu sein. Anders gesagt: Faschisten brauchen für ihren Aufstieg neben einer zerstrittenen, uneinigen Linken vor allem ein feiges, versagendes Bürgertum.

Dienstag, 24. Mai 2016

Zwölf Thesen zur Wahl vom Sonntag (1)


Natürlich gibt es gute Gründe, erleichtert zu sein (und ich bin es auch), dass der parteilose, aber von den Grünen unterstützte Alexander van der Bellen um Sackhaaresbreite noch österreichischer Bundespräsident geworden ist und nicht Norbert Hofer von der FPÖ. Allerdings ist die Angelegenheit zu knapp ausgegangen, als dass wirklich Grund zur Freude bestünde. Das ist eine Ansage, ein Ausrufezeichen, das allen übrigen Kräften in Europa als allerletzte Warnung dienen sollte. Wer weiß, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn Ex-Kanzler Faymann nicht noch vor der Stichwahl zurückgetreten wäre.

Eine ganze Menge geht einem da durch den Kopf. Klar, die Sache ist ja auch ungeheuer vielschichtig. Einfache Erklärungen verbieten sich. Bruch- und Konfliktlinien, Unterschiede und Gemeinsamkeiten allerorten. Nicht weniger als zwölf mehr oder weniger zusammenhängende Thesen sind die letzten Tage so zusammengekommen bei mir. Vieles vielleicht vorläufig, ungeordnet und nicht ins Letzte ausgefeilt, teilweise vielleicht gar nicht mal sonderlich originell und überwiegend auf Österreich und Deutschland beschränkt. Work in progress eben. Man verstehe es also mehr als Selbstbedienungsladen, als gedanklichen Steinbruch. Viel zu lesen ist es allemal. Damit es keine Bleiwüste wird und nicht ganz so eitel rüberkommt, in zwei Teilen.

Freitag, 20. Mai 2016

Gewollt, nicht gekonnt (3)


Seit einiger Zeit lässt ein Saunaclub aus dem Rheinländischen aggressiv die Plakatwände dieser Gegend vollplakatieren ("Mama, was ist ein Saunaclub?" - "Da geht man hin, um zu schwitzen." - "Hä? Schwitzen ist doch voll doof. Warum geht man da extra hin?" - "Weil das gesund ist." -  „Wieso?“ - "Frag Papa."). Klar, auch dem minimalst aufgeklärten Passanten erschließt sich sofort, dass bei einem Besuch dieses Etablissements die Benutzung eines finnischen Schwitzbades zwar eine Option, aber eher zweitrangig sein dürfte. Dafür sind die Goldlettern einen Tick zu fett und zu glöööklerhaft, die beiden im Portrait abgelichteten Models (Angestellte?) einen Tick zu nuttig zurechtgemacht. Das ganze Teil atmet neureiches Ludengeprotze. Wie eine getunte Corvette C4. Oder ein Benz-Coupé mit güldnen Speichenfelgen.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Die Quotenmänner sollen's richten


Es ist gut dokumentiert und schwer zu bestreiten, dass es in Spitzen- und Führungspositionen einen deutlichen Männerüberhang gibt. Daraus aber nun zu schließen, Männer verdienten immer und überall mehr Geld als Frauen und seien auch sonst privilegiert wie nur was, ist hanebüchener Kokolores, der auch durch jahrzehntelanges, stoisches Wiederholen nicht richtiger wird. Gereon Asmuth fällt anscheinend immer noch darauf herein, wenn er behauptet, das treffe besonders auf Berufe zu, die :

Montag, 16. Mai 2016

Vermischtes. Mit Bilders.


Veranstaltungshinweis

Letzten Samstag gastierte die niederrheinische Pink-Floyd-Tribute-Band 'Meddle' im örtlichen, dicht gepackten (und gut geheizten) soziokulturellen Zentrum. Schon im letzten Jahr hatten sie mich mit ihrem Auftritt entzückt, bei dem unter anderem 'Dark Side Of The Moon' komplett gegeben wurde. Dieses Jahr wieder waren sie wie versprochen wieder da und spielten neben anderem 'Wish You Were Here' vollständig. Die Musiker beherrschen ihr Handwerk derart gut, dass man, die Augen geschlossen, zwischendurch fragen möchte: "Sind Sie das, Mr. Gilmour?" Nach knapp drei Stunden wundervoller Musik für gerade man einen Zehner verlässt man schweißnass und beseelt den Ort des Geschehens und guckt ringsumher in ausnahmslos glückliche Gesichter. Herzwärmend. So muss das.

Freitag, 13. Mai 2016

Car Crash TV mit Frau S.


Mist, jetzt hatte ich gedacht, die Ronnys des aktuellen Monats so weit abgefrühstückt zu haben und sogar geglaubt, es kehrte ein wenig Ruhe ein, da grätschen mir die Kollegen von GWUP schnöde dazwischen und machen mich auf Stephanie Schulz aufmerksam. Eigentlich könnte ich mich entspannt zurücklehnen im Bewusstsein, die sichere Trägerin des nächsten ersten Preises schon mal im Sack zu haben, aber ich kann nicht. Ich will diesen Fund der Welt nicht so lange vorenthalten, denn die ist einfach zu gut. Man geht wohl nicht zu weit, die sauerkrautblonde Lady den Mensch gewordenen feuchten Traum eines jeden Reichsbürgers und national Gesinnten zu nennen. Für alle übrigen dürfte sie eine schwer zu beschreibende Mischung aus gebleichter Prinzessin Leia, BDM-Führerin mit Tourettesyndrom und Blondinenwitz sein.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Ronny des Monats - Mai 2016


Geübte Leser wissen es. Die zweite Woche eines jeden Monats ist Ronny-Zeit. Wobei ich dieses mal sagen muss, doch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein. So richtig üble Kracher waren gar nicht dabei. Klar, es wird mal ein Demonstrant am Rande einer Demo aufgemischt und ich will das gewiss nicht verharmlosen, aber ich habe den Eindruck, da ging schon mal mehr. Was ist los? Lasst ihr nach oder verheimlicht die Pinocchiopresse uns am Ende was? Ja, es gab sogar echte Lichtblicke zu verzeichenen, wie die Verurteilung von Pegida-Mastermind Lutz Bachmann wegen Volksverhetzung. Der sächsischen Justiz wäre auch anderes durchaus zuzutrauen gewesen ("Wio lössen üns vom lings fo-siwwden Wesden nich vorschreiben, wie...").

Trotz allem hat es auch diesen Monat natürlich wieder für fünf Preisträger und einen Sonderpreis gereicht (wie gehabt, verweisen mit * versehene Links in die Untiefen von Facebook):

Sonntag, 8. Mai 2016

Großes Margot-H.-Nachruf-Bullshit-Bingo


"unbelehrbar"
"bis zuletzt"
"Unrechtsstaat"
"Unrechtsregime"
"eisern"
"mit eiserner Hand"
"Ideologin"
"Hardlinerin"
"starrsinnig"
"starrköpfig"
"verblendet"
"verbohrt"
"Realitätsverlust"
"realitätsfern"
"betonköpfig"
"bis zum Schluss"

Hab ich was vergessen?

Freitag, 6. Mai 2016

Schöner Scheitern


Ein gewisser Johannes Haushofer hat letztens ein wenig für Furore gesorgt, indem er einen Lebenslauf von sich veröffentlicht hat. In dem hob er nicht, wie üblich, seine Schokoladenseiten hervor, sondern listete all das auf, was so schief gegangen ist in seinem Leben. Sein Resümee: "Das meiste von dem, was ich angehe, scheitert." Sein Job: Professor in Princeton. Sein Ziel: Leuten Mut machen. Seht her, auch ich koche nur mit Wasser. Mir geht es letztlich auch nicht anders als euch. Keine uncharmante Idee auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist das eine ziemliche Frechheit.

Dienstag, 3. Mai 2016

Fast wie beim Schweden


Wenn ich Zeit habe und mich die Sehnsucht nach handfestem Essen und Hausmannskost überkommt, dann schaue ich gern mal bei Krümmel in Bochum vorbei. Kennt fast jeder in der Gegend. Ein Metzgerei-Werksverkauf, der direkt an der A 40, im alten Schlachthof untergebracht ist. Kommt man nicht mitten in der Nacht (geöffnet ist ab fünf in der Früh), dann sollte man Geduld mitbringen, erst recht an einem Tag wie heute. Donnerstag ist Feiertag, da wollen viele nach dem Sauwetter der letzten Wochen endlich die Grillsaison einläuten. Sich mit Grillgut für mehrere hundert Gäste zu bevorraten, ist kein Problem hier. Genau das scheinen nicht wenige vorzuhaben. Mir schwant schon Böses, als ich kaum auf den Parkplatz komme. Nichts geht mehr. Parken ist nur, wenn einer rausfährt. Das dauert. Schon Herbert Knebel wusste, dass die allerschlimmste unter den Schlangen die Wurstthekenschlange ist.

Samstag, 30. April 2016

Strudel der Mitte


"In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod." (Friedrich von Logau)

Tempi passati

Möglicherweise bin ich ja familiär vorbelastet. Vor zwanzig Jahren wanderte meine Tante von Sri Lanka kommend, mit ihrer jüngeren Tochter nach Großbritannien ein. Nachdem sie Anfang der Siebziger eine Zeit in London, wo sie ihren Mann kennen gelernt hatte und in Oxford gelebt hatte, war sie mit ihm in seine Heimat Sri Lanka gezogen. 15 Jahre später war die Ehe am Ende. Sie nutzte die Chance, dass ihre Tochter in London studieren wollte und machte sich vom Acker, zurück nach Oxford. Beide hatten neben der ceylonesischen die deutsche Staatsbürgerschaft behalten und daher als EU-Bürgerinnen Anspruch auf Sozialleistungen. Es war übrigens das von John Major verwaltete post-Thatcher-Großbritannien, nur zur Information.

Dienstag, 26. April 2016

Ja, ist es denn...?


Da hört sich doch nun wirklich alles auf! Dieser verfluchte Dirk Roßmann! Der ist bekanntlich einer der Großdrogisten der Nation und liefert sich den üblichen Kosten- und Preisdumping-Wettbewerb gegen die buckligen Wettbewerber, vor allem dm und Müller. Jetzt haben investigative Reporter des 'stern' herausgefunden, dass dieser Haderlump es doch tatsächlich wagt, über eine Fremdfirma Undercover-Leute einzusetzen, um die Preise der Konkurrenz auszukundschaften. Schockschwerenot, was für ein Scoop! Spiegel-Affäre? Anfänger! Watergate? Ein Schiss dagegen!

Samstag, 23. April 2016

Also schön: 'In eigener Sache'


Normalerweise schätze ich diese Grundsatzartikel Marke 'In eigener Sache' ("Warum ich blogge", "Wie ich die Welt und das Schreiben begreife" etc.) nicht sonderlich und bin da eher sparsam. Erstens läuft so was für meinen Geschmack allzuoft bloß auf eitle Selbstbespiegelung hinaus und ist meist auch grottenlangweilig zu lesen. Zweitens denke ich, dass man sich als Schreiberling ein Armutszeugnis ausstellt, wenn man meint, sich andauernd großartig erklären und immer wieder nachlegen zu müssen. Wenn man es jenseits von Fiktionalem und Philosophischem nicht hinbekommt, sich den geneigten Lesern in seinen Beiträgen einigermaßen klar zu machen, dann sollte man halt sehen, wie man das verbessern kann, eventuell schauen, wie andere das machen oder es vielleicht sogar lieber ganz bleiben lassen.