Samstag, 23. Februar 2019

Geframt geschwurbelt


Die Sprachwissenschaftlerlin Elisabeth Wehling, die uns seit der Wahl Donald Trumps zum POTUS unermüdlich das Phänomen des Framing erklärt, ist Absolventin der University Of California, Berkeley. Sie betreibt das International Berkeley Framing Institute, das 2017 von der ARD beauftragt worden ist, einen Leitfaden zu entwickeln, wie diese linguistische Allzweckwaffe eingesetzt werden kann im Kampf gegen marktradikale Heuschreckenmedien. An sich eine charmante Idee, denn eine Kommunikationstechnik, mit deren Hilfe sich einer wie Donald Trump zum US-Präsidenten und eine Partei wie die AfD zur ernstzunehmenden politischen Größe pimpen lässt, kann nicht völlig unpfiffig sein.

Mittwoch, 20. Februar 2019

Von 'bösen' Onkeln und Vertrauenspersonen


Ein Schwank aus meiner Jugend, an den ich in letzter Zeit öfter denken muss

Im Sexualkundeunterricht, den wir in den Siebzigern immerhin bereits bekamen, wurde uns unter anderem beigebracht, dass es da draußen ganz bestimmte 'nette Onkel' gibt. In Wahrheit seien das aber 'böse Onkel', weil sie uns auflauerten, uns entweder mit Gewalt, meist jedoch mit Nettigkeit mit zu sich holten, um sich dann geschlechtlich an uns zu vergehen und uns schlimme Schmerzen zuzufügen (wie genau, verriet man uns natürlich nicht, es musste reichen zu wissen, dass so einer einem weh tun wollte). Daher sollten wir nie, niemals mit Fremden mitgehen. Nun ist dagegen, Kindern diesen Ratschlag einzuschärfen ja weiß Gott nichts einzuwenden, im Gegenteil. Nur erschienen diese 'netten Onkel' ausschließlich als namenlose, sadistisch veranlagte Perverslinge, die von außen in die heile Welt von uns Kindern einbrachen.

Sonntag, 17. Februar 2019

Wortspielhölle, revisited


Hier in der Gegend wird gerade ein katholischer Kindergarten zwecks Sanierung entkernt. Und nicht einmal hier entkommst du ihr, der allgegenwärtigen Wortspielhölle...

Freitag, 15. Februar 2019

Schmähkritik des Tages (25)


Heute: Jürgen Roth über Frankfurt und die Herrschaft der Asozialcharaktere

"Neulich bin ich durch die sogenannte neue Frankfurter Altstadt spaziert. Man muss es diesem vom feixenden Weltgeist ersonnenen Deppenort lassen: Eine derart verlogen historistische, lächerliche architektonische Aufführung, die zudem all jene Knete verschlungen hat, die für sozialen Wohnungsbau angeblich nicht zur Verfügung steht, bringt nicht mal das dummheitsgestählte Berlin mit seinem Halunkenschloss zuwege. Kein Zweifel: Der von der EU verliehene Spezialpreis 'Europäischer Stadtidiot des Jahrtausends' wird Frankfurt nimmer abzuknöpfen sein.

Dienstag, 12. Februar 2019

Bildet Clans!


"Ja, mach nur einen Plan! / Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan / Gehn tun sie beide nicht." 

(Bertolt Brecht)

Alles immer planen zu wollen geht gern mal schief. Ist dem Stiefvater eines guten Freundes passiert. Der hatte das Leben in der Zukunft auf die Spitze getrieben: Sich nie was gegönnt, immer alles gespart. Für später. Wenn wir in Rente sind, sagte er immer zu seiner Frau, dann machen wir es uns schön. Das sah in der Praxis so aus, dass er ein Jahr nach erfolgtem Renteneintritt eine Gehirnblutung erlitt und noch ein halbes Jahr im Koma lag, bevor man ihn für austherapiert erklärte. Feine Idee. Ein Extremfall, gewiss. Aber auch eine Warnung, das Hier und Jetzt nicht zu vergessen.

Sonntag, 10. Februar 2019

Ronny des Monats - Februar 2019


Wieder einmal ziert eine 10 den Tageskalender, was bedeutet: Es werden wieder Ronnys vergeben. Überflüssig zu sagen, dass sich wieder viele mit schönen Einzelleitungen beworben haben, obwohl leider nur 5 Preise plus ein Ehrenpreis zu vergeben sind. Zum Beispiel der seines Jobs verlustig gegangene 'Volkslehrer' Nikolai Nerling aus Berlin, der jetzt, da er mehr Tagesfreizeit hat, offenbar KZ-Gedenkstätten unsicher macht. Oder die Berufsempörte und Broder-Herzerin Alice Weidel, die mit ihrem beleidigten Tweet über die Ansprache von Charlotte Knobloch im Bayerischen Landtag anlässlich des 27. Januar ihr ganzes Können gezeigt hat.

Aber auch woanders war schwer was los am 27. In Dortmund zum Beispiel. Die Top 5:

Donnerstag, 7. Februar 2019

Mach gut, Rudi!


Im Ruhrgebiet wird Fußball deutlich emotionaler gelebt als anderswo. Und nirgends im Ruhrgebiet wird er so emotional gelebt wie beim FC Schalke 04. Nirgends wurde und wird Tradition so gepflegt wie in Gelsenkirchen, nirgends flossen bei Hauptversammlungen mehr Tränen der Rührung, nirgends wurde mehr Bohei um 'verdiente Mitglieder' gemacht als auf Schalke. Gerüchten zufolge gab es 'verdiente Mitglieder' im Rentenalter, die dafür, dass sie ein, zwei Mal im Monat Besuchergruppen 'ma dat Paakstadion zeichten' und sie ein wenig herumführten, pauschal ein paar tausend DM bekamen. Monatlich. Bar auf die Hand, versteht sich. (Wer überdies das alte Parkstadion kennt, weiß, dass man schon ein äußerst glühender Anhänger des FC Herne West sein musste, um die zugige Schüssel ernsthaft schön oder gar spektakulär zu finden.) Eine dieser Geschichten nach dem Motto: Wenn‘s nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden. Es passte jedenfalls ins Bild. 

Dienstag, 5. Februar 2019

Alles esoterischer Quark? - revisited


Taugt das was? Eindeutig JEIN!

Ein Gastbeitrag von Gerhard Keller

Momentan ist es mir aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, Sport zu treiben. Lust auf Gewichtszunahme habe ich aber keine. Daher habe ich gut zwei Wochen beschlossen, einen Selbstversuch mit Aphagie zu unternehmen, auch als 'Intervallfasten' bekannt.

Samstag, 2. Februar 2019

The longer read: Generation Greta


Aufräumen und Rebellieren

Leute, die ihrer Umwelt aggressiver Weise und mit seligem Grinsen unter die Nase reiben, wie irresuper strukturiert sie ihr Leben im Griff, vielleicht gar ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben, kann ich von jeher nicht ab. Triggern mich. Ich suche dann das Haar in der Suppe. Jeder hat schließlich seine Leichen im Keller. So strahlt die Aufräum- und Entrümpelgöttin Marie Kondo eine derartige Perfektion aus, dass man glaubt, so ihr jemals überhaupt mal ein Furz entwiche, dann röche der wahrscheinlich nach Chanel No. 5. Gelegentlich ertappe ich mich dabei, mir unter sparkendem joy vorzustellen, wie Frau Kondo am späten Vormittag mit vollgekotzter, derangierter Garderobe und mächtigem Kater in einer komplett zugemüllten Bude aufwacht und nicht dagegen ankämpfen kann, es auf eine perverse Weise irgendwie geil zu finden. Ich kann nicht anders. Bin doch auch nur ein Mensch!

Donnerstag, 31. Januar 2019

Palim, palim!


Erstaunlich, über was man alles so stolpert (besten Dank, Herr Laschyk!). Schon 1995 spielte Dieter 'Didi' Hallervorden die Rolle eines gewissen Alois Moosbrecher von einer gewissen 'Arbeitsgemeinschaft Freunde der Diktatur', kurz AFD. Prophetisch? Keine Ahnung, glaube nicht an Hokuspokus. Aber definitiv scharf beobachtet, obwohl damals, so meine Erinnerung mich nicht trügt, noch niemand außerhalb von Fachkreisen der Kommunikations- und Sprachwissenschaft andauernd von Framing faselte. 

Dienstag, 29. Januar 2019

Volks-Narreteyen


"Früher war sogar die Zukunft besser!" (Karl Valentin)

Karneval naht, die Narren drehen wieder durch. So bekommt jetzt der 'Volks Rock'n'-Roller' Andreas Gabalier den diesjährigen Karl-Valentin-Orden der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla umgehängt. Günter Malescha, Vizepräsident des Vereins, wird mit den Worten zitiert, man könne den Musiker keinesfalls einfach in die rechte Ecke stellen und ihm Homophobie oder Frauenfeindlichkeit vorwerfen. Gerade bei seinen Konzerten würden ihn ja auch überwiegend weibliche Fans feiern. Na sicher, und ich habe auch nichts gegen Frauen, da meine Mutter schließlich eine Frau ist. Und Homophobie? Ach Gottchen!

Sonntag, 27. Januar 2019

27. Januar


"Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)

Ein paar dritte Programme, NDR, WDR und SWR, werden zur Zeit heftig, für meinen Geschmack ein wenig zu heftig, dafür gefeiert, vor einigen Wochen Marvin J. Chomskys vierteilige Serie 'Holocaust' von 1978 wiederholt zu haben. Es mag in Zeiten von Streaming und Mediatheken müßig erscheinen, erschließt sich aber dennoch nicht, wieso man das nicht bundesweit am heutigen 27. Januar sendet. Ist vielleicht zu viel verlangt. Vermutlich genau so, wie das länger als eine popelige Woche in den Mediatheken verfügbar zu halten. Die Reaktionen auf die Erstausstrahlung indes wirken heute, 40 Jahre später, fremd und vertraut gleichermaßen. Mitbekommen habe ich das damals nicht wirklich. Ich ward mit meinen 9 Lenzen für zu jung befunden, das anzusehen.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Jenseits der Blogroll - 01/2019


Politik. Für mich der Blogbeitrag des Monats in Sachen Politik ist Stefan Sasses Serie über die Gründe, aus denen Hillary Clinton 2016 gegen Donald Trump unterlegen ist. Gewohnt detailliert, kenntnisreich und in der Tiefe schürfend. Wer verstehen will, ist gut beraten, sich das in Ruhe anzutun. Nur so viel: Die meisten journalistischen Analysen im deutschsprachigen Raum haben bislang zu kurz gegriffen und/oder waren reichlich oberflächlich.

Dienstag, 22. Januar 2019

Alles esoterischer Quark?


Ein Gastbeitrag von Gerhard Keller

Fasten? Anti Aging? Nahrungsverzicht? Entschlackungskur? Alles esoterischer Quark? Autophagie? Zellrecycling? Kannte ich bisher überhaupt nicht. Nie gehört. Erst in den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft das Fasten aus der eher esoterischen Ecke in seröse schulmedizinische Forschung überführt. Der Zellbiologe Yoshinori Ōsumi hat im Jahr 2016 den Medizin-Nobelpreis für die Erforschung der Wirkung der Aphagie auf den menschlichen Organismus bekommen. Geehrt wird seine Arbeit zu Abbauprozessen in Zellen. Warum sind die so wichtig?

Samstag, 19. Januar 2019

Ohne Seife


2005 machte Harald Schmidt den Begriff 'Unterschichtenfernsehen' populär. Hier lag der große Entertainer mal falsch, denn eigentlich hätte es Mittelschichtsfernsehen heißen müssen. Die diversen Trash-Formate, die mit den Terminus vom Unterschichtenfernsehen gemeint waren, richten sich nach meinem Dafürhalten nämlich weniger an die so genannte Unterschicht, sondern primär an die Mittelschicht. Die soll sich das wohligen Schauers ansehen, sich dabei selbstzufrieden über den Lullu streichen und sich trösten: Tss, tss, tss, da sieht man‘s mal. Zustände wie im alten Rom! Jaja, das kommt davon, wenn man sich morgens nicht aus dem Bett wuchtet zwecks HarterarbeitTM. Wie gut, dass unsereins da gaaanz anders ist!

Donnerstag, 17. Januar 2019

Altwerden - eine Zwischenbilanz


"Reif ist, wer auf sich selbst nicht mehr hereinfällt." (Heimito von Doderer)

Für eitle Bauchpinselei sollte hier normalerweise kein Platz sein, aber aus aktuellem Anlass erlaube ich mir eine Ausnahme. Eine kleine Zwischenbilanz des bisherigen Alterungsprozesses. In bewährter The Good – The Bad – The Ugly-Manier.

Sonntag, 13. Januar 2019

Die Pflicht zu twittern


Wie es so um den freien Willen bestellt ist bzw. um die freie Wahl, die wir ja im Kapitalismus alle genießen, wurde mir vor einiger Zeit mal an einer kleinen Episode deutlich: Wie viele nutze ich die Software WhatsApp. Als die Firma eines Tages von Facebook aufgekauft wurde, beschlossen mein guter Freund P. (der mit Facebook ebensowenig am Hut zu haben begehrt wie ich) und ich: Schluss damit, es gibt doch Alternativen. Threema zum Beispiel. Als ich Freunden und Bekannten davon erzählte, winkten bis auf zwei alle ab. Och nööö, viiiel zu umständlich! Zudem hatte eine Freundin damals ein Windows-Phone, auf dem das nicht lief. Auf meinen Einwand mit der Datensicherheit bekam ich die Antwort, man habe schließlich nichts zu verbergen und sei doch überhaupt so ein kleines einzelnes Licht, dessen Daten eh nicht auffielen.

Donnerstag, 10. Januar 2019

Ronny des Monats - Januar 2019


Weil Ronny und Konsorten anscheindend gut ins neue Jahr gekommen sind, wird es auch in diesem Jahr selbstverständlich wieder Ronny-Verleihungen geben. Nicht dass sich noch jemand zu früh freut. Obwohl natürlich wieder einiges hintenüber fallen musste, es aber zu den Top 5 jeweils schon genug anzumerken gibt, geht es dieses Mal auch ohne große Vorrede zur Sache.

Die 5 Preisträger des Monats Januar:

Dienstag, 8. Januar 2019

Die Saat geht auf


Frank Magnitz, Bundestagsabgeordneter und Chef der Bremer AfD, ist bekanntlich am Montagabend in Bremen von drei Unbekannten attackiert und  so schwer verletzt worden, dass er bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wo er sich noch befindet. Widerlich. Auch als Linker macht man sich nicht gemein mit so was. Es ist so selbstverständlich, dass es einem fast überflüssig erscheint, das eigens zu erwähnen: Jenseits unmittelbarer Notwehr ist körperliche Gewalt kein akzeptables Mittel der Auseinandersetzung und grundsätzlich abzulehnen. No exceptions.

Sonntag, 6. Januar 2019

Schmähkritik des Tages (24)


Heute: Christian Baron über moderne Erwerbsarbeit

"Früher musste man die Menschen in die Fabriken hineinknüppeln. Heute muss man sie aus den Betrieben und Büros herausprügeln. So sehr haben sie ihre abhängige Erwerbsarbeit als sinnstiftend, unabdingbar und naturnotwendig akzeptiert. Viele Umfragen zeigen: Selbst wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe, würden die meisten einer Erwerbsarbeit nachgehen wollen. Vordergründig ist also kein Zwang mehr notwendig, damit die Leute große Teile ihrer Lebenszeit einem Unternehmen übereignen.

Donnerstag, 3. Januar 2019

Fehlstart


Es gibt deutlich angenehmeres, als sich schon zu Beginn des frischen Jahres mit einem Terroranschlag zu befassen. Zu Silvester hat wieder einmal jemand sein Auto als Waffe benutzt und mehrere Menschen überfahren. Ist doch ein Terroranschlag, oder? Wenn jemand aus politischen Gründen Gewalt anwendet mit dem Ziel, Menschen zu verletzten und/oder zu töten, um so ein Klima der Unsicherheit und der Angst zu erzeugen? Habe ich das richtig verstanden? Und ein politisches bzw. ein rassistisches Motiv liegt wohl auch vor. So es sich bestätigt, der Festgenommene habe sich an jenen rächen wollen, die er als 'Ausländer' ansieht, sollte es keinen Zweifel geben daran.

Montag, 31. Dezember 2018

2018, abgehakt


Es ist hier guter Brauch, am Silvestertag das abgelaufene Jahr ein wenig Revue passieren zu lassen. Jahresrückblicke machen andere besser, überlasse ich denen. War im Zweifel eh wieder alles schlimmschlimmschlimm. Ich liste lieber  - so viel Bauchspiegelung muss sein - noch einmal die zehn meistgelesenen Beiträge des Jahres 2018 auf. Zum immer wieder Nachlesen, Kuscheln und Träumen:

Sonntag, 30. Dezember 2018

Beknallt


Es gibt durchaus gute Gründe, gegen die Silvesterknallerei zu sein. Mein Leben etwa wäre an Silvester definitiv angenehmer ohne, denn ich hatte bis weit in meine Jugend ziemlichen Schiss davor und fühle mich immer noch nicht wirklich wohl. Wenn ich an Silvester das Haus verlassen muss, habe ich zur Sicherheit auch heute noch Ohrenstöpsel in der Tasche. Sehe ich vor mir an der Kassenschlange im Supermarkt welche, die hunderte von Euros für Baller- und Flitterkram hinlegen, frage ich mich schon, ob die Deutschen in toto wirklich so wenig Geld haben wie oft kolportiert. Wenn ich erfahre, das Gelände eines führenden Herstellers von Feuerwerksartikeln im Rheinland gliche schon Tage vor dem alljährlichen Werksverkauf einem Heerlager, weil knallgeiles Volk in Legionsstärke dort kampiert, dann ertappe auch ich mich bei der Frage, ob die alle nichts wichtigeres zu tun haben (zwischen den Jahren alten Freunden auf die Nerven gehen etwa).

Montag, 24. Dezember 2018

Jenseits der Blogroll - 12/2018


Weihnachtssondernummer

Pünktlich zum Fest die letzte Linksammlung des Jahres. Dies Format hat vor ziemlich genau einem Jahr ganz bescheiden mit gerade mal sieben zaghaften Links angefangen. Inzwischen muss ich aufpassen, dass das nicht jedes Mal viel zu viel Holz wird. Derlei Zurückhaltung habe ich mir für diesen Monat aber nicht auferlegt, denn es wollen bei einigen vielleicht ein paar (hoffentlich) ruhige Tage gefüllt werden. Lesen und sich bilden sind da zwei der nicht ganz schlechten Ideen. In diesem Sinne: Schöne Feiertage - ob, wie und mit wem sie nun begangen werden oder auch nicht.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Besinnliches zum Fest


Abt.: Warten aufs Christkind mit Prof. Lesch

Harald Lesch, hauptberuflich Professor für Physik an der LMU München und gefühlt allgegenwärtiger Hauswissenschaftler des ZDF, mit einem hörenswerten Vortrag an der TU Ilmenau über den Zustand der Menschheit und den Klimawandel. Lesch nennt das Erdzeitalter, in dem zu leben wir die Aufgabe haben, übrigens nicht 'Anthropozän', wie es gerade populär ist, sondern, nota bene: 'Kapitalozän'...

Mittwoch, 19. Dezember 2018

The longer read: Von bösen Ismen


Heute: der Rass- und der Antisemitis-

Die folgenden Ausführungen sind auch als Antwort gedacht auf die Frage eines Kommentators letztens, ob man denn nicht einfach Kritik an der israelischen Siedlungspolitik üben dürfte, ohne gleich als Antisemit abgestempelt zu werden. Die Antwort lautet, kurz: Im Prinzip ja, aber… Der Rest ist aber nicht so einfach, daher länger. Es wurde gewarnt.

Gibt immer wieder so Missverständnisse. Etwa, dass jemand, der nie ein Problem mit Juden hatte, dem die schrecklichen Aspekte der Geschichte des 20. Jahrhunderts stets vollauf bewusst sind, der KZ-Gedenkstätten besucht, Kontakt zur örtlichen jüdischen Gemeinde pflegt und sich aufrichtig einsetzt für ein 'Nie wieder!', doch unmöglich selbst antisemitische Denkmuster hegen kann. Oder darauf hereinfallen kann, wenn andere es tun. Ein anderes ist, dass Linke sich oft nicht selten immun glauben gegen Antisemitismus und Rassismus. Weil sie dazu neigen, sich klüger zu dünken als der doofe Rest. Und nicht merken, wie sie rechts überholt werden. (Ihr geneigter Schreiberling will und kann sich übrigens nicht immer guten Gewissens ausnehmen davon.)

Samstag, 15. Dezember 2018

Ist das ein Mensch oder kann das weg?


Das einzig Einfache an der Frage, wie mit Schwangerschaftsabbrüchen rechtlich umzugehen sei, ist, dass nichts daran wirklich einfach ist. Keine Frau mache sich diese Entscheidung leicht, heißt es allüberall. Das ist ein tröstlicher Gedanke, ich will das gern glauben und das mag für die Mehrheit sicher auch zutreffen. Aber eben nicht auf alle. Vielleicht bin ich auch bloß zu weichlich für diese pimmelharte Welt, aber die Eiseskälte und Rohheit, mit der ich einzelne Frauen über Abtreibungen habe reden hören, als handele es sich um eine Mandeloperation, und mit der nicht wenige der 'Mein Bauch gehört mir!'-Fraktion von jeher auftreten, hat mich schon immer abgeschreckt. Im Zusammenhang mit einem heranwachsenden Menschen von "Wegmachen lassen" zu sprechen, war da noch eine der harmloseren Äußerungen.

Dienstag, 11. Dezember 2018

Blut, Schweiß und Tränen - begraben unter 'Schwarzem Gold'


Ein Gastbeitrag des altautonomen
 
 Am Freitag, 21.12.2018, endet mit der Schließung von Prosper Haniel in Bottrop als letzter Zeche im Ruhrgebiet die Geschichte des Steinkohlebergbaus in Deutschland. Die Abschlussfeierlichkeiten werfen bereits seit einigen Wochen in Gestalt von Reportagen und historischen Rückblicken in den Medien ihre Schatten voraus. Es kündigt sich im Vorfeld die emotionale Orgie einer Lebenslüge an.

Mein Elternhaus stand 500 Meter von der Zeche Lothringen entfernt an der Straße 'Knappensiedlung' in Herbede, heute ein Ortsteil von Witten. Alle der rund 100 Familien, die dort wohnten, kannten sich untereinander. Die Hausfrauen trafen sich in den 50er und 60er Jahren völlig unbefleckt von Alice Schwarzer gemäß der damals standardisierten Rollenverteilung zum Schwätzchen im Tante-Emma-Laden, beim Milchbauern oder beim ambulanten Gemüsehändler. Die Männer nach Feierabend auf dem lehmigen Fußballplatz des lokalen Vereins aus der dritten Kreisklasse und beim Bierchen nah dem Heimspiel. Der männliche Nachwuchs verschwand nach der Schulzeit selbstverständlich auch im Förderkorb. Leider gab es für die Familien im Ruhrgebiet nach dem Krieg kaum Alternativen.

Sonntag, 9. Dezember 2018

Ronny des Monats - Dezember 2018


So denn, Zeit für die letzte Ronny-Verleihung des Jahres. Weihnachten ist ja die Zeit der Weihnachtsmärkte und traditionsreicher christlich-abendländischer Symbolik wie blinkende Weihnachtsmannmützen und Glühwein mit Schuss. Da sind Ronny & Co. Immer besonders auf der Hut, dass wir hier nicht islamsiert und umgevolkt werden, weil etwa irgendwo ein 'Lichtermarkt' veranstaltet wird anstatt eines deutschen Weihnachtsmarktes. Neben vielem Schlimmem, das passiert ist und selbstverständlich vermeldet werden muss, lässt sich allerdings auch ein erfreulicher Trend feststellen. Nämlich der, dass es Teilen der rechten Szene offenbar sehr um das Amusement der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit bestellt ist. Zumindest wenn man sich die köstlichen Protestaktionen ansieht, die sie sofort zu veranstalten pflegen, wenn sie irgendwo einen Witz nicht verstanden haben.

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Wenn Kunst mal weh tut


Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) hat bekanntlich das Projekt 'Soko Chemnitz', bei dem zur Denunziation von Nazis aufgerufen wurde, mit bestem Dank vom Netz genommen und enthüllt, dass es sich um einen 'Honeypot' gehandelt habe. Eine Falle, um möglichst viele der Angesprochenen zum Anklicken zu bewegen und so an ihre Daten zu kommen. Die Aktion sei, heißt es, umstritten. Zu recht. Und absolut nicht schlimm, im Gegenteil. Die bürgerliche Presse sieht das überwiegend anders. Deren Sturmgeschütz Jochen Bittner verstieg sich gar zu der rhetorischen Frage, ob die, die die Aktion des ZPS gutheißen, es auch als Kunst goutierten, wenn 'Identitäre' demnächst Bilder von Linksextremisten veröffentlichen würden. Aha.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Untote


"Merz will Parteivorsitzender anstelle der Parteivorsitzenden werden, vermutlich dann auch Kanzler anstelle der Kanzlerin. Nach allem, was man bisher weiß, hat er sich zu diesem Zweck vorgenommen, erst die Partei, dann das Land in die Vergangenheit zu führen. Denn was er etwa über das Asylrecht sagt - und gar nicht so gemeint haben will -, hat er ganz genau so schon im Dezember 2000 gesagt, und dabei alles, was sich seitdem verändert hat, offenbar nicht mitbekommen. Das sollte man ihm nicht vorwerfen, denn er war damit beschäftigt, als Banker Millionen zu verdienen, was wiederum nichts Verwerfliches ist." (Jakob Augstein)

Was ist der Unterschied zwischen Friedrich Merz und dem völlig zu Unrecht verstorbenen Manfred Krug? Antwort: Manne Krug, der olle Crooner, hat’s irgendwann begriffen. Dass dem Volk massenhaft Aktien aufzuschwatzen nicht zu allgemeinem Wohlstand führt, sondern vielmehr dazu, dass ein paar wenige gewinnen und ziemlich viele mehr oder minder viel verlieren. Wie sollte es auch anders im herrschenden Wirtschaftssystem? Leider kann er nicht mehr widersprechen, aber Krugs Lernfähigkeit könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass er während seiner Jugend, die er in der DDR verbrachte, mehr über Kapitalismus gelernt hatte als viele im Westen, wenn auch aus anderer Perspektive.

Sonntag, 2. Dezember 2018

In der Lindenstraßen-Diktatur


Es soll ja Leute geben hierzulande, die wähnen sich in einer Diktatur. In der man ohne Gerichtsverfahren ins Verlies geworfen wird und mit der linksgrünversifften Nazikeule eins übergebraten bekommt, bloß weil einem mal irgendwo rausgerutscht ist, was man mit Flüchtlingen am besten machen sollte. Ist natürlich Quatsch, also das mit der Diktatur. Bester Beweis: Frau Merkels Linienflug nach Buenos Aires, weil die Flugbereitschaft der örtlichen Streitkräfte mal wieder indisponiert war. Hefte raus, mitschreiben! Alle Diktaturen dieser Welt hatten und haben eines gemeinsam: In ihnen mag nichts, aber auch gar nichts funktionieren, bis auf die Armee. Diktaturen verfügen immer über hoch effizientes Militär. Deutschland über die Bundeswehr.

Mittwoch, 28. November 2018

Um der Menschlichkeit willen


Warum es lohnt, David Chazelles großartigen Film 'Aufbruch zum Mond' anzusehen

"Dass ich so was noch erleben darf!", war mein erster Gedanke, als der Film ausblendete und der Abspann einsetzte. Ich hatte mich zwei Stunden und zwanzig Minuten keine Minute gelangweilt, obwohl es die Nachmittagsvorstellung und ich müde von der Arbeit war. Ich war ehrlich berührt. Musste das erst mal verdauen. Was erwartet man, wenn man einen amerikanischen Film anschaut über Neil Armstrong und die erste Mondlandung 1969? Es gruselt einen bei dem Gedanken, was etwa ein Michael Bay aus diesem Sujet gemacht hätte. Ein nur mit viel Bier erträgliches, auf bloße Überwältigung angelegtes, nationalistisches Special Effects-, Propaganda- und Schnulzenspektakel wahrscheinlich. David Chazelle dagegen hat in 'Aufbruch zum Mond' fast alles anders gemacht und damit ein Meisterwerk abgeliefert.