Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Freitag, 10. April 2015
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (8)
"Der Deutsche bastelt gern und der Schwede hat's herausgefunden." (Jochen Malmsheimer)
Natürlich hätte ich es wissen müssen. Jeder Dödel mit mehr als einer Handvoll halbwegs normal vor sich hin tuckernder Gehirnzellen unter der Schädeldecke weiß das. Ist ein Besuch im bekanntesten schwedischen Möbelhaus der Welt zu normalen Zeiten schon nichts für jene, die eine Abneigung gegen Menschenaufläufe haben, so ist das zu gewissen Zeiten im Jahr eine noch schlechtere Idee als sonst. Zum Beispiel vor Weihnachten oder während der Ferien. Da haben nämlich nicht nur alle Lehrer Zeit, nein, auch die Eltern schulpflichtiger Kinder genießen bei vielen Arbeitgebern Vorrang bei der Urlaubsplanung. Deswegen haben auch sie Zeit und Gelegenheit, dem Laden einen Besuch abzustatten. Und zwar alle wie sie da sind. Mit der ganzen Familie. Mit Oma und Opa. Aber die sind Rentner und haben eh immer Zeit.
Montag, 6. April 2015
Die verschiedenen Gesichter des Mobs
Sicher, man sollte im Hinterkopf behalten, dass noch nicht abschließend geklärt ist, ob die Brandstiftung in einem als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenen Haus in Tröglitz einen rechtsextremen Hintergrund hat. Wenn nur Teile der Bevölkerung des sächsischen Kaffs im Verein mit einigen Zugereisten in der jüngeren Vergangenheit nicht so vieles dafür getan hätten, dass dieser Verdacht so plausibel erscheint. Die Fairness gebietet natürlich trotz allem, viel Konjunktiv zu verwenden. Nach wie vor ist es sehr wohl möglich, dass das Feuer von einem durchgeknallten Einzeltäter ohne jeden politischen Hintergrund gelegt worden ist.
Freitag, 27. März 2015
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (7)
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich in bestimmte Situationen gerate, passiert es mir manchmal, dass mir Szenen aus Filmen und oder Comics in den Sinn kommen, die aus irgendwelchen Gründen einmal auf meiner körpereigenen Festplatte gelandet sind, weil sie einfach passen wie Arsch auf Eimer. Weil mich das, was ich da gerade erlebe, mich so daran erinnert und man das einfach nicht besser sagen kann.
In Ralf Königs modernem Klassiker 'Der bewegte Mann' zum Beispiel kommt folgende, gleichermaßen zeitlos gültige wie hochkomische Episode vor: Die Co-Hauptfigur Norbert Brommer möchte sich gemeinsam mit zwei Freunden einen schönen Abend machen und sich in einem Programmkino die Visconti-Verfilmung von 'Der Tod in Venedig' ansehen. Als die drei vor Ort ankommen, stellt sich heraus, dass es sich um ein stinknormales 08/15-Kino handelt, von dem mit Rigipsplatten ein kleines, hellhöriges Nebengelass mit winziger Leinwand fürs ambitionierte Minderheitenprogramm abgetrennt ist. Dort läuft 'Tod in Venedig', während im Hauptkino das heute völlig zu Unrecht vergessene Meisterwerk 'Ruckzuck ist die Fresse dick' von und mit Sylvester Stallone gegeben wird.
Sonntag, 22. März 2015
Tölen und Trottel reloaded
Einem verbreiteten Vorurteil zum Trotze, ist es nicht so, dass Fanatiker grundsätzlich humorlos wären, doch ist ihr Humor in der Regel ein armseliger und hinterhältiger. Lachen können sie wohl, aber nur dann, wenn es ihren Gegnern an den Hals geht. Sind sie hingegen qua Humor gefordert, auch mal über sich zu lachen, kann es schlimmstenfalls zu Aggressionen kommen. Das liegt, klar, an ihrer einseitigen Wahrnehmung der Welt, dass sie sich, resp. ihre Sicht auf selbige für die einzig Maßgebliche halten und daran, dass sie sich prinzipiell in der Defensive fühlen. Eine Zeit lang musste ich es beruflich mit einem Ultrafan des anderen, des königsblauen Vereins aushalten. Gewann sein Verein und verlor meiner, dann schien ihm die Sonne aus dem Hintern und alle mussten seine schalen Scherzchen ertragen. War es umgekehrt, dann kam man ihm besser nicht zu nahe.
Sonntag, 15. März 2015
Seltsamkeiten
"Schön ist wüst, und wüst ist schön.", so sagen's die Hexen beim ollen Shakespeare. Und in der Tat, manchmal scheint es, als ob die Dinge sich tatsächlich in ihr jeweiliges Gegenteil verkehren. Durchaus oft zu hören ist ja die Klage, der Jugend von heute fehle es eklatant an Allgemeinwissen. Nur scheint das inzwischen längst nicht mehr auf schluffige Youngster beschränkt zu sein. So hätte ich etwa nie gedacht, dass ich als kompletter unternehmerischer Laie und notorisch abhängig Beschäftiger mich einmal bemüßigt fühlen würde, Unternehmern etwas über elementarste marktwirtschaftliche Grundbegriffe beibringen zu müssen, weil diese offenbar immer weniger beherrscht werden.
Samstag, 21. Februar 2015
Bücher für den Neurotischen
Was für eine schöne Überraschung am Samstagvormittag! Den einzig wahren, von mir sehr geschätzten kiezneurotiker interessiert offenbar, was ich so zu lesen beabsichtige und schmeißt darob mit Stöckchen nach mir. Und dann noch mit einem, das mir deutlich sympathischer ist als das vorherige (nicht persönlich nehmen, Roger). Fünf Bücher soll ich aufzählen, die ich im Laufe dieses Jahres lesen möchte und dann fünf bei mir verlinkte Blogger nominieren, es mir gleichzutun. Das ist doch schon eher meine Welt! Finde ich eine schöne Idee, mache ich sehr gern.
Freitag, 13. Februar 2015
Sissi mit Handschellen
Unter der (vernichtenden) Kritik über den Film 'Fifty Shades Of Grey' im Guardian schrieb eine Kommentatorin, sie sei seit über 15 Jahren in der Fetisch-/BDSM-Szene unterwegs und niemals, nicht ein einziges Mal, sei ihr dort jemand begegnet, der versucht habe, einen Menschen, der nicht von sich aus Zustimmung, Interesse oder zumindest Neugier signalisiert habe, zu solchen Praktiken zu bekehren bzw. dazu zu manipulieren. Wer so etwas täte, betriebe nichts anderes als Missbrauch.
Mittwoch, 11. Februar 2015
Was kann man eigentlich noch tragen?
Gar nicht so recht mitbekommen, aber die tollen Tage nahen sich schon wieder. Dass ich das nicht so recht mitbekommen habe, könnte daran liegen, dass die närrischen Tage sich dieses Jahr überschneiden mit dem Valentinstag - einem Anlass, der mich ähnlich brennend interessiert. Erst recht verschone man mich mit der allgemeinen Kostümiererei. Habe ich als Kind noch ganz gern gemacht, wie die meisten Kinder. Inzwischen finde ich das, wie den ganzen übrigen Faschingszinnober nebst seinen Begleiterscheinungen, anstrengend und überdies entbehrlich. Mich zu einem Anlass mitzuschleppen, auf dem Kostümzwang herrscht, zieht normalerweise den sofortigen Abbruch aller freundschaftlichen und sonstigen Beziehungen nach sich. Wer Spaß an so was hat, bitte gern, doch wünsche ich, wie gesagt, in Ruhe gelassen zu werden damit.
Sonntag, 8. Februar 2015
Hattrick in Meckpomm
Seien Sie bloß vorsichtig! Sie alle. Rufen Sie diese Seite bitte nicht auf, wenn Sie nicht genau wissen, was Sie tun. Hier werden nämlich manchmal Dinge veröffentlicht, die einem woanders in den Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz bringen können.
In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel, jenem Bundesland, das nicht nur den längsten Namen von allen hat, sondern auch dafür bekannt ist, neben schönen Ecken an der Küste ziemlich viel Gegend mit derart niedriger Menschenbesatzdichte zu haben, dass saufen dort zur Wissenschaft wird. Jetzt hat das sympathische Ländchen an der Ostseeküste eine weitere Attraktion zu bieten: Nirgendwo anders ist es einfacher, in den wachsamen Blick der Verfassungsschützer zu geraten.
Samstag, 24. Januar 2015
Einer weniger auf Achse
Zuweilen ist es, wie ich finde, äußerst wichtig, sich mit Standpunkten und Meinungen auseinanderzusetzen, die einem so gar nicht in den Kram passen. Einer Freundin, die in einer Band singt, gab in ihren Anfangszeiten ein Produzent einmal einen Stapel CDs mit, damit sie ihren musikalischen Horizont erweitere. Als sie protestierte und sagte, diesen Soul-/R'n'B-/HipHop-Kram höre sie sich bestimmt nicht an, meinte er: Hör mal, wenn du professionelle Musikerin werden willst, solltest du auch eine Menge Musik hören, die dir überhaupt nicht gefällt. Wie willst du jemals von dir behaupten, dich auszukennen, wenn du dir immer nur die Sachen antust, die du magst? Dem gibt ich bis heute wenig hinzuzufügen, denke ich.
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