Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Freitag, 15. Februar 2019
Schmähkritik des Tages (25)
Heute: Jürgen Roth über Frankfurt und die Herrschaft der Asozialcharaktere
"Neulich bin ich durch die sogenannte neue Frankfurter Altstadt spaziert. Man muss es diesem vom feixenden Weltgeist ersonnenen Deppenort lassen: Eine derart verlogen historistische, lächerliche architektonische Aufführung, die zudem all jene Knete verschlungen hat, die für sozialen Wohnungsbau angeblich nicht zur Verfügung steht, bringt nicht mal das dummheitsgestählte Berlin mit seinem Halunkenschloss zuwege. Kein Zweifel: Der von der EU verliehene Spezialpreis 'Europäischer Stadtidiot des Jahrtausends' wird Frankfurt nimmer abzuknöpfen sein.
Dienstag, 12. Februar 2019
Bildet Clans!
"Ja, mach nur einen Plan! / Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan / Gehn tun sie beide nicht."
(Bertolt Brecht)
Alles immer planen zu wollen geht gern mal schief. Ist dem Stiefvater eines guten Freundes passiert. Der hatte das Leben in der Zukunft auf die Spitze getrieben: Sich nie was gegönnt, immer alles gespart. Für später. Wenn wir in Rente sind, sagte er immer zu seiner Frau, dann machen wir es uns schön. Das sah in der Praxis so aus, dass er ein Jahr nach erfolgtem Renteneintritt eine Gehirnblutung erlitt und noch ein halbes Jahr im Koma lag, bevor man ihn für austherapiert erklärte. Feine Idee. Ein Extremfall, gewiss. Aber auch eine Warnung, das Hier und Jetzt nicht zu vergessen.
Sonntag, 10. Februar 2019
Ronny des Monats - Februar 2019
Wieder einmal ziert eine 10 den Tageskalender, was bedeutet: Es werden wieder Ronnys vergeben. Überflüssig zu sagen, dass sich wieder viele mit schönen Einzelleitungen beworben haben, obwohl leider nur 5 Preise plus ein Ehrenpreis zu vergeben sind. Zum Beispiel der seines Jobs verlustig gegangene 'Volkslehrer' Nikolai Nerling aus Berlin, der jetzt, da er mehr Tagesfreizeit hat, offenbar KZ-Gedenkstätten unsicher macht. Oder die Berufsempörte und Broder-Herzerin Alice Weidel, die mit ihrem beleidigten Tweet über die Ansprache von Charlotte Knobloch im Bayerischen Landtag anlässlich des 27. Januar ihr ganzes Können gezeigt hat.
Muttis beste Freundin Charlotte #Knobloch hat sich wirklich entblödet, im Bayerischen Landtag eine Gedenkveranstaltung für geschmacklose Parteipolitik zu missbrauchen. Wie tief muss man sinken?https://t.co/px2MobTXU9— Alice Weidel (@Alice_Weidel) 24. Januar 2019
Aber auch woanders war schwer was los am 27. In Dortmund zum Beispiel. Die Top 5:
Donnerstag, 7. Februar 2019
Mach gut, Rudi!
Im Ruhrgebiet wird Fußball deutlich emotionaler gelebt als anderswo. Und nirgends im Ruhrgebiet wird er so emotional gelebt wie beim FC Schalke 04. Nirgends wurde und wird Tradition so gepflegt wie in Gelsenkirchen, nirgends flossen bei Hauptversammlungen mehr Tränen der Rührung, nirgends wurde mehr Bohei um 'verdiente Mitglieder' gemacht als auf Schalke. Gerüchten zufolge gab es 'verdiente Mitglieder' im Rentenalter, die dafür, dass sie ein, zwei Mal im Monat Besuchergruppen 'ma dat Paakstadion zeichten' und sie ein wenig herumführten, pauschal ein paar tausend DM bekamen. Monatlich. Bar auf die Hand, versteht sich. (Wer überdies das alte Parkstadion kennt, weiß, dass man schon ein äußerst glühender Anhänger des FC Herne West sein musste, um die zugige Schüssel ernsthaft schön oder gar spektakulär zu finden.) Eine dieser Geschichten nach dem Motto: Wenn‘s nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden. Es passte jedenfalls ins Bild.
Dienstag, 5. Februar 2019
Alles esoterischer Quark? - revisited
Taugt das was? Eindeutig JEIN!
Ein Gastbeitrag von Gerhard Keller
Momentan ist es mir aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, Sport zu treiben. Lust auf Gewichtszunahme habe ich aber keine. Daher habe ich gut zwei Wochen beschlossen, einen Selbstversuch mit Aphagie zu unternehmen, auch als 'Intervallfasten' bekannt.
Samstag, 2. Februar 2019
The longer read: Generation Greta
Aufräumen und Rebellieren
Leute, die ihrer Umwelt aggressiver Weise und mit seligem Grinsen unter die Nase reiben, wie irresuper strukturiert sie ihr Leben im Griff, vielleicht gar ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben, kann ich von jeher nicht ab. Triggern mich. Ich suche dann das Haar in der Suppe. Jeder hat schließlich seine Leichen im Keller. So strahlt die Aufräum- und Entrümpelgöttin Marie Kondo eine derartige Perfektion aus, dass man glaubt, so ihr jemals überhaupt mal ein Furz entwiche, dann röche der wahrscheinlich nach Chanel No. 5. Gelegentlich ertappe ich mich dabei, mir unter sparkendem joy vorzustellen, wie Frau Kondo am späten Vormittag mit vollgekotzter, derangierter Garderobe und mächtigem Kater in einer komplett zugemüllten Bude aufwacht und nicht dagegen ankämpfen kann, es auf eine perverse Weise irgendwie geil zu finden. Ich kann nicht anders. Bin doch auch nur ein Mensch!
Donnerstag, 31. Januar 2019
Palim, palim!
Erstaunlich, über was man alles so stolpert (besten Dank, Herr Laschyk!). Schon 1995 spielte Dieter 'Didi' Hallervorden die Rolle eines gewissen Alois Moosbrecher von einer gewissen 'Arbeitsgemeinschaft Freunde der Diktatur', kurz AFD. Prophetisch? Keine Ahnung, glaube nicht an Hokuspokus. Aber definitiv scharf beobachtet, obwohl damals, so meine Erinnerung mich nicht trügt, noch niemand außerhalb von Fachkreisen der Kommunikations- und Sprachwissenschaft andauernd von Framing faselte.
Dienstag, 29. Januar 2019
Volks-Narreteyen
"Früher war sogar die Zukunft besser!" (Karl Valentin)
Karneval naht, die Narren drehen wieder durch. So bekommt jetzt der 'Volks Rock'n'-Roller' Andreas Gabalier den diesjährigen Karl-Valentin-Orden der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla umgehängt. Günter Malescha, Vizepräsident des Vereins, wird mit den Worten zitiert, man könne den Musiker keinesfalls einfach in die rechte Ecke stellen und ihm Homophobie oder Frauenfeindlichkeit vorwerfen. Gerade bei seinen Konzerten würden ihn ja auch überwiegend weibliche Fans feiern. Na sicher, und ich habe auch nichts gegen Frauen, da meine Mutter schließlich eine Frau ist. Und Homophobie? Ach Gottchen!
Sonntag, 27. Januar 2019
27. Januar
"Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)
Ein paar dritte Programme, NDR, WDR und SWR, werden zur Zeit heftig, für meinen Geschmack ein wenig zu heftig, dafür gefeiert, vor einigen Wochen Marvin J. Chomskys vierteilige Serie 'Holocaust' von 1978 wiederholt zu haben. Es mag in Zeiten von Streaming und Mediatheken müßig erscheinen, erschließt sich aber dennoch nicht, wieso man das nicht bundesweit am heutigen 27. Januar sendet. Ist vielleicht zu viel verlangt. Vermutlich genau so, wie das länger als eine popelige Woche in den Mediatheken verfügbar zu halten. Die Reaktionen auf die Erstausstrahlung indes wirken heute, 40 Jahre später, fremd und vertraut gleichermaßen. Mitbekommen habe ich das damals nicht wirklich. Ich ward mit meinen 9 Lenzen für zu jung befunden, das anzusehen.
Donnerstag, 24. Januar 2019
Jenseits der Blogroll - 01/2019
Politik. Für mich der Blogbeitrag des Monats in Sachen Politik ist Stefan Sasses Serie über die Gründe, aus denen Hillary Clinton 2016 gegen Donald Trump unterlegen ist. Gewohnt detailliert, kenntnisreich und in der Tiefe schürfend. Wer verstehen will, ist gut beraten, sich das in Ruhe anzutun. Nur so viel: Die meisten journalistischen Analysen im deutschsprachigen Raum haben bislang zu kurz gegriffen und/oder waren reichlich oberflächlich.
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