Dienstag, 24. August 2021

Jenseits der Blogroll - 08/2021

 
Die Fundstücke und Leseempfehlungen des Monats. Viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Erkenntnisse.

Politik, Corona & all that jazz. Onkel Michael sieht sich genötigt noch einmal über Impfungen zu reden. Auch wenn der Hals schon wehtut.

"Wenn man sich aus freier Entscheidung heraus dafür entscheidet, unsolidarisch zu sein und sich nicht impfen zu lassen, und dann Einschränkungen beim Besuch von in Kauf nehmen muss, dann ist das eben nicht das Gleiche, wie die Judenverfolgung im Dritten Reich und jeder, der sich eines solchen Vergleiches bedient, sollte sich ernsthafte Gedanken über seinen Charakter machen." (Onkel Michael, a.a.O.)

Sonntag, 22. August 2021

Farbenspiele

 
Sollte das, was in den Umfragen absehbar ist, bis zur Bundestagswahl in etwa so bleiben, dann steht eine Wahlsiegerin bereits fest: Die FDP. Man muss nolens, volens Christian Lindner und Wolfgang Kubicki gratulieren zu ihrem Erfolg. Pünktlich zur Bundestagswahl haben sie und die FDP exakt das geschafft, was sie sich vorgenommen haben: Die Partei, in eine Position zu bringen, in der ohne sie keine Regierungsbildung möglich sein wird. In der sie also, wie einst zu Lambsdorffs Zeiten, mit minimalstem Aufwand den maximalen Impact zugunsten des Kapitals ausübt.

Donnerstag, 19. August 2021

Was sich auch nicht wiederholen sollte

 
2015 darf sich also nicht wiederholen, so ist's aus dem bürgerlich-konservativen Lager nunmehr zu hören. Wegen Flüchtlinge. Oder vielleicht doch eher wegen AfD, die die Flüchtlinge für eine rechte Mobilisierungskampagne instrumentalisierte? Egal. Ich habe noch ein paar Vorschläge.

Montag, 16. August 2021

Kapitulation. Bankrott. Verrat.


"Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben." (Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

Wenn Feuilletonisten die 'Sinnlosigkeit des Krieges' bzw. die 'ganze Sinnlosigkeit des Krieges' anprangern wollen, dann greifen sie gern zum historischen Vergleich. Ziehen Parallelen. Kramen zum Beispiel die Schlacht von Verdun hervor. Dort gingen sich Deutsche und Franzosen von Februar bis Dezember 1916 auf das Grausamste an die Gurgel. Am Ende waren zirka 700.000 tot, verwundet, verstümmelt, traumatisiert. Ergebnis: Die Front verlief nach zehn Monaten ziemlich genau wieder dort, wo man im Februar angefangen hatte. Herzlichen Glückwunsch!

Schmähkritik des Tages (51)

 
Heute: Christian Schachinger über alte weiße Männer

"Ab einem gewissen Zeitpunkt wünscht sich der alte weiße Mann bekanntlich nicht nur, dass seine Generation ruhig die letzte sein könne. Nach ihm die Sündenflut und der Weltenbrand. Etwas Besseres als man selbst wird sowieso nicht nachkommen. Betrachtet man die aktuelle Klimasituation mit Waldbränden, Trockenheit, Tornados oder Hochwasser, scheint es nicht einmal so abwegig zu sein, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Zudem erhofft sich der alte weiße Mann, dass sich sein langsam weniger bis überflüssig werdendes Testosteron einmal noch in einen sexuell unwiderstehlichen Botenstoff verwandeln möge.

Freitag, 13. August 2021

One-trick pony

 
Der Kinderpsychiater Michael Winterhoff hat eine gewisse Bekanntheit erreicht mit einigen Bestsellern, in denen er Deutschland das Totenglöckchen läutet. Weil Deutschland verdummt. Kinder kleine Tyrannen sind, Eltern und Lehrer sich nicht mehr zu erziehen trauten. Für den Erfolg dieser abgeschmackten autoritären Weltuntergangstraktate bietet Martin Spiewak drei Erklärungen an: 1. Expertenbonus. Als 'Deutschlands remmomiertester Kapazunder für XY' hat man halt zu allem was zu sagen, erst recht zu Schule und Erziehung. Auch wenn man gar nicht qualifiziert ist. 2. Horrorlust. Der wohlige Grusel, dass es mit dieser Jugend nur den Bach runtergehen kann. Gab es es schon bei Sokrates (eigene juvenile Eskapaden und Ausfälle werden verdrängt). Und 3. Entlastungseffekt. Man ist froh, dass es bei den eigenen Blagen zum Glück ganz anders ist.

Mittwoch, 11. August 2021

Ronny des Monats - August 2021

 
Und, haben Sie es mitbekommen? Die neue Bücherverbrennung? Die ein Obernazi im Fernseh veranstaltet hat? Ehrlich, ich liebe Bücher und hüte die meinen. Halte sie in Ehren. Aber jedweder übertriebene Kult darum ist mir suspekt. Meinethalben kann man es geschmacklos finden, wenn der Literaturkritiker Denis Scheck sich ganz in weiß kleidet und als Gott aufspielt. Wenn man religiös ist und diesbezüglich verletzbare Gefühle hat. Wenn er aber in dieser Verkleidung ein Buch verreißt, in dem er es nicht, wie sonst in seiner Sendung, in die Müllkiste befördert, sondern es - poof! - in einer Explosionswolke verschwinden lässt, dann braucht man schon sehr viel Phantasie, um von dort auf die Bücherverbrennungen der Nazis zu kommen. Blödsinn, der bloß von den wahren Problemen ablenkt.

Samstag, 7. August 2021

Vermischtes und Zeugs (IV)

 
Martin Perscheid ist bekanntlich nicht mehr. Außer dem letztes Jahr verstorbenen Uli Stein, der einzige mir bekannte deutsche Cartoonist, der richtig scharf schießen konnte, und das auch konsequent tat. Luschen und Halbbegabte erkennt man zuverlässig daran, dass sie es nötig haben, eigens auf die Schwärze ihres Humors hinzuweisen, Perscheid brauchte dergleichen Geblähe nicht. Auch rechtsverschwiemeltes Getue um wie auch immer geartete 'Politische Unkorrektheit' hatte er nicht nötig. Zumal er mit dem Milieu, in dem so was besonders goutiert wird, absolut nichts am Hut hatte.

Donnerstag, 5. August 2021

Halbkritisches zu Olympia (3)

 
Meine früheste olympische Erinnerung datiert von 1972. Ich war als knapp Dreijähriger mit meinen Eltern und einer befreundeten Familie im Urlaub auf Texel. Mein Vater hatte den familieneigenen transportablen Telefunken-Schwarzweißfernseher mitgeschleppt. Also theoretisch war das Gerät transportabel. Das heißt, es hatte einen Griff. Aber man brauchte viel Kraft. Nachdem die Apparatur einige Minuten vorgeglüht hatte (nicht ausgeschlossen, dass die verbaute Bildröhre bereits zum Aufspüren feindlicher Bomberverbände gedient hatte), sah ich, wenn auch verschwommen, folgendes: Unter Trompetengeschmetter trugen junge Frauen in knielangen Dirndln Kissen mit Medaillen zu einem Siegerpodest. Die Medaillen wurden dann welchen für was umgehängt. Wenn ich fragte, hieß es: "Pscht!"

Montag, 2. August 2021

Sommerloch: Glück durch Arbeit


2., durchgesehene Auflage

Über die Maßen nervig ist diese kreuzdämliche Leier vom Glück durch Erwerbsarbeit. Dieser von Karriereberatern bzw. -coaches gern gepredigte Humbug, mit ein bisschen gutem Willen und ein wenig (kostenpflichtigem) Coaching sei es quasi jedem möglich, eine erfüllende, den eigenen Neigungen und Stärken entsprechende Arbeit zu finden. Die Ratgeberliteratur ist voll von inspirierenden Geschichten über glückliche Strahlefressen, die öden Job gekickt haben, ihrem Herzen gefolgt sind und nunmehr als kernzufriedene Spaßbacken ihr Restdasein verbringen. Und der Restwelt damit nicht selten gehörig auf die Eier gehen. Das Problem ist ja nicht, dass es solche Menschen gibt, sondern dass suggeriert wird, jeder, bei dem das nicht so sei, mache gewaltig etwas falsch.