Samstag, 26. Juni 2021

Vorrundenbilanz. Sieben Thesen

 
1. Die schwarz-rot-geile Party ist vorbei – und das ist gut so.

Insgesamt scheint das Interesse an nationalem Gekicke nachzulassen. Nicht nur, dass heuer die Einschaltquoten eingebrochen sind, auch die so genannten Public Viewings, zu denen seit 2006 immer Millionen gepilgert sind, finden dieses Mal nicht statt. Ansonsten: Keine Hupkonzerte, keine Autokorsos, kaum albern in Schwatzrotsenf dekorierte Schland-Autos, -Häuser und -Menschen. Keine grölenden, marodierenden Horden auf den Straßen, und infantil-orgiastischer Partynationalismus ("JAAA! JAAAAA!! JAAAAAAA!!! HEUTE PUTZEN WIR DIE XYZ WEG!!!") ist wieder Sache der Spezialisten vom Springer-Verlag. Ich empfinde das alles als überaus erholsam. 

Donnerstag, 24. Juni 2021

Jenseits der Blogroll - 06/2021

 
Weil es fast alle tun, vorab ein paar Worte zum gestrigen Regenbogenspektakel: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso man ernsthaft diskutieren muss über klitzekleine zivilisatorische Selbstverständlichkeiten wie die, dass die LGBTQ-Community nicht per Gesetz benachteiligt werden soll und dass queere Menschen selbstverständlich in einer aufgeklärten Gesellschaft leben können ohne andauernde Angst vor Diskriminierung, Benachteiligung oder Schlimmerem. Wie weit sind wir inzwischen gekommen, wenn welche, die dafür eintreten, sich allen Ernstes Vorwürfe der Hybris anhören müssen? Wie armselig klein müssen Egos sei, wenn welche beim bloßen Anblick einer Regenbogenfahne bereits einen homophoben* Rappel kriegen und aggressiv werden?

Montag, 21. Juni 2021

A spoonful of sugar

 
Wenn es ein Gebäude gibt, das Teile des deutschen Mindsets anno 2021 in sich vereint, dann ist es die FC Bayern World an der Münchner Weinstraße. Ein "Kitschtempel von abgrundtiefer Hässlichkeit. Die historisierende Fassade sieht so aus, als habe sie ein betrunkener Walt-Disney-Zeichner für ein tränentriefendes Prinzessinenmärchen entworfen. Wenn Despoten sich heute neue Paläste entwerfen, dann ist es gut möglich, dass etwas herauskommt, was aussieht wie die World des FC Bayern.", wie Andreas Rüttenauer diese neugründerzeitliche, betongewordene Marzipantorte luzide charakterisiert.

Donnerstag, 17. Juni 2021

Schmähkritik des Tages (49)

 
Heute: Michael Herl über die Fußball-EM

"Fußball, das war mir alles. Ich kannte die Namen nahezu aller Bundesligaspieler, jedes Spiel im Fernsehen habe ich mir angesehen. Das ging noch sehr lange Zeit. Erst ab etwa Mitte der Neunziger tröpfelte so langsam die Vernunft herbei. Die Kommerzialisierung nahm Überhand, betrunkene Horden mit Deutschlandfahnen wälzten grölend durch die Städte, in den Stadien wurden Spieler als »Schwuler« oder »Jude« beschimpft und Dunkelhäutige mit Affenlauten beleidigt. Irgendwann reichte es mir. […] Und neben Standardsauereien wie der Vergabe einer Weltmeisterschaft nach Katar gibt es ständig neue Gründe für ein weiteres Absinken.

Dienstag, 15. Juni 2021

Gerettetet!


Fast hatte man sie ja schon wieder verdrängt. Aber kaum dass eine theoretische Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Regierung einmal nicht von den Kapitalliebedienern von der CDU und deren Anstandswauwaus von der SPD gestellt werden könnte, sondern, Schockschwerenot!, von den Grünen, erhebt die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ihr Zombiehaupt. Um den deutschen Michel eindringlich vor der dräuenden Gefahr einer linkssozialistischen Machtübernahme zu warnen. Ein paar passende Worte zu dem unsäglichen, mit Falschaussagen gespickten Machwerk zu sagen, überlasse ich Wilfried Schmickler:

Samstag, 12. Juni 2021

Ronny des Monats - Juni 2021

 
Eigentlich hätte auch dieses Mal wieder Hans-Georg Maaßen einen Platz auf dem Podium verdient für seine tepperte ACAB-Twitterei. Ich frage mich dann ja immer: Was geht in so jemandem vor? Wie denkt er sich das? Baerbock ist 1980 geboren. Waren ihre Eltern Anarchisten? RAF-Sympathisanten? Die, als die Frage aufkam, wie ihre frischgeborene Tochter heißen sollte, übereinkamen: "Sie soll Annalena Charlotte Alma Baerbock heißen. Abgekürzt ACAB. (Vorausgesetzt, sie heiratet nicht.) A-C-A-B! Weeßte vasteeehste? Harr harr! Und weil wir als alte Erzkommunisten Kohle haben wie Heu, werden wir sie später, wenn sie groß ist, auf die London School Of Economics schicken, eine weltbekannte stalinistische Kaderschmiede. Das wird das Kapital das Fürchten lehren, muhahahahaha!" So in etwa wird es wohl gewesen sein.

Freitag, 11. Juni 2021

Impfschaden.


Da lässt man sich gutgläubig impfen als obrigkeitshöriges, hirngewaschenes Schlafschaf und dann DAS!!1!11!!!

Mittwoch, 9. Juni 2021

Gut gemeint vs. gut gemacht

 
Vor etlichen Jahren diskutierte ich im Auftrag der VHS Bochum mit einer Schulklasse das Thema Bewerbungen. Irgendwann entfleuchte mir der Satz: "Also, wenn Sie überall so ein 08/15-Anschreiben dazulegen, dann können Sie sich bewerben, bis Sie schwarz werden." Zu spät fiel mir auf, dass eine schwarze Schülerin in der Klasse war. Als es mir auffiel, entschuldigte ich mich aufrichtig und bat Sie, das um Himmels Willen nicht falsch zu verstehen. Woraufhin sie bloß laut lachte und meinte, das sei kein Problem, erstens habe ich Sie ja nicht verletzen wollen, zweitens sei sie noch ganz andere Sachen gewohnt. Ich dankte einigermaßen erleichtert.

Sonntag, 6. Juni 2021

Vermischtes und Zeugs


"Über Nacht soll Sachsen-Anhalt werden, was es nicht sein kann: der Nabel der Republik." (Ulrich Horn)

Anlässlich der heutigen Landtagswahl im Sachsen-Anhaltinischen wird es mal wieder Zeit für eine Medienkritik. Genauer gesagt, an der Praxis, die Wahl zum 'Stimmungstest' für ganz Deutschland aufzublasen. Das Problem daran ist: Um ein Stimmungstest zu sein, müsste das Land einigermaßen repräsentativ sein. Ein paar Fakten: Sachsen-Anhalt ist ein eher ländliches Bundesland mit gut 2 Millionen Einwohnern. Die beiden einzigen Großstädte mit über 100.000 Einwohnern sind Halle an der Saale und die Landeshauptstadt Magdeburg mit jeweils knapp 250.000 Einwohnern. Was ist daran repräsentativ?

Mittwoch, 2. Juni 2021

On the nose

 
Die Modekolumne

Wenn man mehr als vierzig Jahre lang keine Brille mehr getragen hat und einem der Augenarzt irgendwann mitteilt: Entweder Brille oder Auto fahren verboten wegen kurzsichtig, stellen sich einige Fragen aufs Neue: Wo hab' ich das verdammte Scheißding schon wieder hingelegt? Oder: War das dauernde Brilleputzen früher auch so lästig? Aber vieles ist auch besser geworden. Bei eher leichten Sehfehlern wie bei mir sind moderne Gestelle und Gläser leicht, unauffällig und man bemerkt sie kaum noch.

Montag, 31. Mai 2021

Auf dem Kieker


Der Medienunternehmer und Journalist Ken Jebsen wird nun vom Verfassungsschutz beobachtet. Uiuiuiui. Ganz zu Anfang gefiel mir das sogar mal recht gut, was er so gemacht hat. Erfrischend. So wie ich auch die Nachdenkseiten einigermaßen regelmäßig gelesen habe, solange Wolfgang Lieb noch an Bord war. Hat sich seither auseinandergelebt. War ein längerer Prozess. Den im Einzelnen zu schildern, würde hier zu weit führen und auf Bauchspiegelei hinauslaufen. Die machen ihres, ich mach meines.

Donnerstag, 27. Mai 2021

Creepy (Vol. 1 & 2)

 
Eine Dame künstlerinnennamens Sara Bennett sorgt sich um mich. Also auch um mich. Wegen der Impfung. Die Lady ist Sängerin von Beruf und möchte auch keine Geimpften auf ihren Konzerten haben. Warum? Könnten ansteckend sein. Frau Bennett ist übrigens eine Spitzenkönnerin ihres Fachs. "Sobald die ausgebildete Sopranistin die Bühne betritt bebt selbige vor Ehrfurcht, da sich die aparte Sängerin stimmlich dank einer kongenialen Metamorphose in aller Bescheidenheit an sämtliche grosse Stimmen dieser Welt ausnahmslos herantrauen kann und aufgrund ihres Ausnahmetalents auch unbedingt muss." So heißt es in aller Bescheidenheit auf ihrer Homepage (wer schiefe Semantik findet, darf sie behalten).

Montag, 24. Mai 2021

Saisonbilanz

 
Zum Sport. Eine weitere spannende Bundesligasaison ist zu Ende. Vom Ausgang her zwar nicht weiter überraschend, aber in mehrfacher Hinsicht interessant. Zeit für eine Bilanz. Acht Thesen:

1. Der FC Bayern München wird wohl weiterhin Seriensieger bleiben und kann sich nur selbst besiegen.
Zumindest in Deutschland ist der FC Bayern wohl der einzige Verein, der es sich leisten kann, einen Toptrainer wie Hansi Flick, der in eineinhalb Jahren nicht weniger als acht Titel mit dem Club holte, einfach mal abzusägen. In welchen Sphären die Granden von der Säbener Straße inzwischen schweben, machte die Schnurre von Berlin im Februar deutlich. Da der Flieger, mit dem die Bayern ins Arbeiterparadies Katar aufbrechen wollten, drei Minuten zu spät war, verweigerte der BER-Tower wegen des Nachtflugverbots die Startfreigabe (lies: wandte geltendes Recht an), weswegen die Mannschaft erst mit sieben Stunden Verzögerung aufbrechen konnte. Shit happens. Die Breitärschigkeit, mit der Rummenigge & Cie. die Politik angingen und pikiert waren, dass nicht überall rote Teppiche ausgerollt, Extrawürste gebraten und grillierte Täubchen in geöffnete Münder flogen, wäre mir als Bayern-Fan peinlich gewesen. Die einzig erkennbare Schwäche des Überklubs: Es mehren sich die Anzeichen, dass es im Hauptquartier etwa so harmonisch zugeht wie in einer Schlangengrube und dass es chaotisch werden könnte, wenn Uli Höneß einmal nicht mehr da sein sollte.

Samstag, 22. Mai 2021

Jenseits der Blogroll - 05/2021

 
Vorab möchte ich aufmerksam machen auf die Rubrik 'Guck & Hör', zu der mehrere Podcasts hinzu gekommen sind. Einmal 'In extremen Köpfen'. Psychologe Leon Windscheidt unterhält sich darin jeweils eine gute Stunde mit einem Menschen, der irgendwie extrem unterwegs ist oder mit extremen Menschen zu tun hat. Da er das tut, ohne seine Geprächspartner je vorzuführen, ist das fast immer sehr erkenntnisfördernd. Dann den SWR 'True Crime' (brrr!)-Podcast 'Sprechen wir über Mord?!' Darin spricht Holger Schmidt mit Bundesrichter a.D. Thomas Fischer über Kriminalfälle, die Aufsehen erregt haben. Und pünktlich zum Bundesliga-Finale sei noch der Podcast 'Die Vorstopper' mit BVB-Urgestein Michael Schulz empfohlen. Gefällt Schalkern vielleicht nicht so. Aber die haben im Moment andere Probleme.

Donnerstag, 20. Mai 2021

#Borchert@100

 
Heute vor 100 Jahren wurde in Hamburg-Eppendorf Wolfgang Borchert geboren. Als kranker Mann aus dem Krieg zurückgekehrt, schrieb er in der kurzen Zeit, die ihm blieb, alles nieder, was er im Kopf hatte, und das war eine Menge. Sein Opus magnum 'Draußen vor der Tür', dem Untertitel nach ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will, soll er im Krankenhaus in gerade mal acht Tagen zu Papier gebracht haben. Den riesigen Erfolg des Stückes hat er schon nicht mehr erlebt.

Mittwoch, 19. Mai 2021

Kick it like Lewa

 
Das unwürdige Schauspiel um die Doktorarbeit von Ex-Familienministerin Giffey hat glücklicherweise ein Ende. Obwohl sie auch im Abgang leichte Symptome von Morbus Merz zeigt ("Ich habe soeben krachend eine Abstimmung verloren, deswegen ist der nächste logische Schritt, dass ich Minister werde."). Frau Giffey möchte sich weiterhin im September als Regierende Bürgermeisterin von Berlin zur Wahl stellen. Soso. Ein Vergesslichkeitstest für den Urnenmichel. Oder besser: die Micheline. Wetten, wir werden im Wahlkampf eine Menge darüber hören, wie tapfer, honorig und würdevoll sie als Frau das gemanagt hat in dieser patriarchalen Maskuscheißdreckswelt, die ihr mit miesen Methoden ans Leder wollte, nur weil sie eine Frau ist?

Montag, 17. Mai 2021

Felix Austria

 
"Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später." (u.a. Gustav Mahler und Karl Kraus zugeschrieben)

Dass Österreich gerade besonders von Arbeitslosigkeit betroffen ist, dürfte unter anderem daran liegen, dass ganze Teile des Landes vom Tourismus abhängen. Und der liegt nun einmal größtenteils darnieder. Nun hat der ÖVP-Wirtschaftsbund kürzlich ein Positionspapier vorgelegt, in dem gefordert wird, den Druck auf Arbeitslose zu erhöhen. Konkret, das Arbeitslosengeld, das in etwa mit dem hiesigen ALG I vergleichbar ist, zu kappen. Weiterhin soll die Höhe des Arbeitslosengeldes mit Dauer des Bezuges sinken. Auch sollen Zumutbarkeitsgrenzen für Fahrzeiten abgesenkt werden.

Freitag, 14. Mai 2021

Schmähkritik des Tages (48)

 
Heute: Benjamin Weinthal über modernen Antisemitismus

"Der moderne Antisemitismus verbreitet sich in Deutschland rasant. Denn nichts anderes als Antisemitismus ist es, wenn der jüdische Staat Israel dämonisiert und delegitimiert wird und wenn man ihn und andere Länder mit zweierlei Maß misst. [...] Da die offene Attacke gegen Juden in der deutschen Nachkriegsgesellschaft nicht mehr salonfähig ist, wird nun ersatzweise Israel angegriffen -- gewissermaßen als »Jude unter den Staaten«, wie es der Historiker Léon Poliakov einmal formuliert hat. Dort, wo sich Antisemitismus nicht mehr direkt äußert, zeigt er sich jetzt bevorzugt in einer kruden Israel-Kritik, die zu einer Lieblingsbeschäftigung vieler Deutscher geworden ist. [...] Die Gründungsphilosophie Israels, der Zionismus, ist lange schon zum Schimpfwort mutiert.

Dienstag, 11. Mai 2021

Zu spät!

 
Moment mal, Herr Maaßen! Redaktionsschluss für den 'Ronny des Monats' ist immer der 8. eines jeden Monats, 24:00 Uhr. Danach können leider keine Bewerbungen mehr berücksichtigt werden. Haben wir uns? Dabei, das muss man sagen, haben Sie sich schon Mühe gegeben. Hätte für die Longlist reichen können. Leider ist Ihr Bewerbungsvideo, wie es heißt, auch schon wieder verschwunden. So bin ich auf fleißige Zuträger*innen wie Frau Thorwarth angewiesen. Ich kann so nicht arbeiten!

Samstag, 8. Mai 2021

Ronny des Monats - Mai 2021

 
"Die große Lebenslüge der bürgerlichen, der rechten und alle Relativierer fußt m.E. nach weniger in der Niederlage des Krieges.
Das hätte man wohl verschmerzen können.
Aber die Einsicht, dass das deutsche Volk selbst in dieser Situation völlig unfähig und willenlos war, sich aus eigener Kraft diesem [...] Regime, das alles und jeden umgebracht hätte, entgegenzustellen – DIESER Schmach des kollektiven Narzissmus, dieser Einsicht, absolut devot zu sein, konnte man scheinbar nur mit Realitätsverweigerung begegnen. (Kommentator godwin bei Burks zum 8. Mai, Korrekturen von mir)


Wie immer um diese Zeit die allmonatliche Ronny-Verleihung. Dieses Mal passenderweise am 8. Mai (der meiner Meinung nach als europaweiter Feiertag weit mehr Sinn ergibt als etwa der Berlinische Frauenfeiertag). Und es gab auch diesen Monat noch gute Nachrichten. Etwa, dass Amazon, wo man normalerweise sogar eigene Großmütter verramschen würde, wenn es Big Jeffs Kontostand dienlich ist, Attila-Hildmanns Produkte ausgelistet hat. Und dass das Verwaltungsgericht Meiningen der Kommune Kloster Veßra in Südthüringen das Vorkaufsrecht für den rechten Szenetreff 'Goldener Löwe' (wir berichteten) zugesprochen hat. Eine braune Sickergrube weniger. Demnächst.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Heftig

 
Der vor allem durch die Fernsehserie 'Babylon Berlin' prominente Schauspieler Volker Bruch gilt mit Jan Josef Liefers als einer der wichtigsten Akteure dieser misslungenen allesdichtmachen-Aktion. In diesem Zusammenhang gab er dem Spiegel (wohl hinter der Bezahlschranke) zu Protokoll, "die Heftigkeit der Reaktionen auf 'Alles dicht machen' zeige ihm, »einen wunden Punkt getroffen« zu haben".

Sonntag, 2. Mai 2021

Preußen im Weltall

 
"Weißt du noch", so frug ich mich die Tage selbst, "als du mit Begeisterung 'Mark Brandis'-Bücher gelesen hast?" Na, wer kennt noch Mark Brandis? 31 Bände mit den Abenteuern des Raumkadetten und späteren Piloten sind zwischen 1971 und 1987 erschienen. Die Originalausgaben aus dem Herder-Verlag waren sauteuer und in der Kinder- und Jugendbücherei waren sie andauernd ausgeliehen. Die einzige Chance für einen Schuljungen mit schmalem Taschengeld war Mutterns Mitgliedschaft im Bertelsmann-Buchclub. Da wurden immerhin zehn der Romane in fünf Doppelbänden für einen halbwegs bezahlbaren Preis verlegt. Ich trug Zeitungen aus. Irgendwann war meine kleine Sammlung komplett.

Donnerstag, 29. April 2021

Frag' ja nur

 
(1) Golden Girl

Wenn Sie mal Interesse haben, den Preis als 'Goldene Blogger*in' einzuheimsen, machen Sie es einfach wie die diesjährige Preisträgerin Teresa Bücker. Stoppeln Sie eine Wordpress-Seite zusammen, auf die Sie sechs dünnliche Essays stellen und beweihräuchern Sie sich ansonsten vor allem mal selbst. Ehrlich, ich verstehe das nicht. Klar, Quantität ist nicht gleich Qualität, aber in jedem Chiamsamen-Tofuschnitzel-Veganecupcakes-Muttiblog steckt mehr Arbeit, Hingabe, Talent, Geist und Inhalt als darin. Vielleicht ist da auch was durcheinander geraten und Frau Bücker sollte eigentlich den Preis als 'Beste(r) Blogger*in ohne Blog' bekommen. Aber den haben bereits 'Joko und Klaas für ihre "15 Minuten" bei 'ProSieben' gekriegt.

Montag, 26. April 2021

Liefers' Dienste

 
Soso, die Meinungsfreiheit ist also wieder mal in Todesgefahr. Mindestens. Der Meinungskorridor wird eingeengt! Wehe, wehe! Leute, bitte! Hier wird ein feuchter Furtz eingeengt. Menschen haben öffentlich dumme Sachen gesagt und müssen sich dafür Kritik gefallen lassen. Und? Pardon, aber mehr geäußerte Meinung als heute war nie. Niemand, der nicht beleidigt und pöbelt, wird staatlicherseits sanktioniert dafür. Wird halt nur immer schwieriger im allgemeinen Meinunghaben und Durcheinanderblöken noch irgendwie gehört zu werden. Das ist eher das Problem. Dass ein paar Honks sich wie immer dazu versteigen, Gewalt- und Morddrohungen vom Stapel zu lassen, ändert nichts daran.

Samstag, 24. April 2021

Jenseits der Blogroll - 04/2021


Bevor wir zu den diesmonatigen Links und Fundstücken kommen, gestatte man mir ein paar Worte zu der höchst verpeilten Aktion #allesdichtmachen, die schon jetzt als einer der größten Erfolge der Querdenkerszene gelten kann:

Was an der Aktion irritiert, ist weniger, dass da Kulturschaffende, die, nebenbei, überwiegend zum gut etablierten und teils öffentlich-rechtlich versorgten Establishment ihrer Zunft gehören, sich satirisch mit der Corona-Politik der Regierung auseinandersetzten, sondern vielmehr die überwiegend hanebüchene Flachheit dessen, was da als Satire verkauft wurde. Man greift zum guten alten Mittelchen der Hyperbel, vulgo: der grotesken Überzeichnung ("Dann macht halt alles dicht!") und erwartet -- ja, was genau eigentlich? Dass reihenweise Leute unter der Last der Erkenntnis zusammenbrechen? "Oh mein Gott, was für ein Narr ich autoritätshöriges Schlafschaf doch war die ganze Zeit!", oder was? Es gibt Laienkabarettgruppen, die schon für Ambitionierteres von der Bühne gepfiffen wurden.

Donnerstag, 22. April 2021

Ligen lernen


So, die Gründung der milliardenschweren Fußball-Superliga aus zwölf unabsteigbaren Teams, darunter sechs aus der Premier League, wäre also nach nicht einmal einer Woche schon wieder vom Tisch. Ging ja flott. Das nenne ich doch mal eine hochprofessionell eingestielte Sache. Ich versteige mich zur Behauptung, jeder mittlere Angestellte, der seine Projekte so betriebe wie die höchstbezahlten Blitzbirnen, die das in den Sand gesetzt haben, zöge schon längst beim Jobcenter Nummern.

Montag, 19. April 2021

Schmähkritik des Tages (47)

 
Heute: Friedrich Küppersbusch über Sahra Wagenknechts Buch 'Die Selbstgerechten'

"Weltklassepointe: Wagenknecht bashed Linksidentitäre als »skurrile Minderheiten ... mit irgendwelchen Marotten« - und kaum setzt der erwartbare Furor ein, zieht sie ihren iranischen Vater nebst Migrationshintergrund aus der Frise und kontert klassisch linksidentitär. Wie man denn bei ihrer Herkunft Kritik üben könne? Wagenknechts Virtuosität im Spalten ist so fruchtbar – wenn es gegen »die da oben« losgeht - wie toxisch - wenn sie im eigenen Lager wütet. Deshalb gerann ihr die »Sammlungsbewegung« zur Sekte. »Sozialismus, aber national« ist NPD in sexy Netzstrümpfen, nicht jedes Hufeisen bringt Glück." (taz, 11.4.2021)

Samstag, 17. April 2021

Der gute Flic von Saint-Denis


Kurz vor Weihnachten brachte ein werter Mitblogger, wie ich ein Freund des guten Lebens, mich auf Martin Walkers Kriminalromane um den französischen Dorfpolizisten Bruno. Inzwischen habe ich alle Bände durch. Ein vorläufiges Fazit.


Was erwartet man, was kann man erwarten von einer Romanserie, die mit der Zuverlässigkeit eines Schiffsdiesels vor sich hin tuckert, die nunmehr bei Band 12 angelangt ist und von der demnächst Band 13 erscheinen wird? Schlüsselromane Flaubertschen oder Houellebecqschen Ausmaßes im Jahrestakt sicher nicht. Man sucht und bekommt das Gewohnte, wie wenn man alte Freunde wiedersieht, vertraute Gesichter und Orte. Die Routine beim Lesen wächst mit der Schreibroutine des Autors. Ist das handwerklich sauber gemacht, wird man gut unterhalten und verblödet auch nicht dabei. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dienstag, 13. April 2021

Die Zerstörung des Spargels

 
Endlich! Endlich beginnt das, was ich hier seit Jahren immer wieder schreibe (etwa hier, hier und hier), im Mainstream anzukommen: Das Tamtam um das glipschige, geschmacksarme, Böden auslaugende Liliengewächs ist reichlich sinnfrei. Und anderen ungefragt mit seiner saisonalen Spargelfresserei auf den Dömmel zu gehen, nervt erst recht. Spargelkritik scheint nunmehr die Mitte der Gesellschaft zu erreichen. Zeit war's. Nimm dies, Spachgel!

Sonntag, 11. April 2021

Ronny des Monats - April 2021

 
Es wird wieder Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Und was unser Verteidigungsministerium ist, das sorgt dafür, dass der Nachschub nicht ausgeht. Die Bundeswehr ist dabei, eine Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie Mecklenburg-Vorpommern aufzustellen und bewirbt dies unter der Bezeichnung "Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz". Und knüpft dabei, neben der Verwendung des kontaminierten Begriffs 'Heimatschutz' sowie an Traditionen aus der Weimarer Republik an. Keine Ahnung, wieso mir gerade die Wörter 'Bock' und 'Gärtner' im Kopf herumspuken. Man darf also gespannt sein.
 
Natürlich fiel auch dieses Mal wieder vieles hinten runter wie Pöbeleien und Steinewerfereien in Halle oder NS-Flaggen auf einer Baustelle in Frankfurt. 

Freitag, 9. April 2021

Fare well, Duke!

 
Nein Bonetti, hier muss ich ausnahmsweise widersprechen: Der Beziehungsstatus, in den Elizabeth II. von England nunmehr übergegangen ist, heißt nicht 'Single', sondern 'Witwe'. Ich bin alles andere als Monarchist und der Ansicht, die blaublütige Bande und diverse gekrönte Häupter hatten lange genug Gelegenheit, den Kontinent einigermaßen anständig zu regieren und überwiegend vergeigt. Vielleicht waren es nach der Aufklärung die modernen Massenmedien, die den Aristokraten endgültig den Nimbus genommen und offenbart haben, was sie wirklich waren und sind: Ziemlich durchschnittliche Leute, denen die Geschichte nicht zu unrecht eine überwiegend repräsentative Rolle zugewiesen hat.

Donnerstag, 8. April 2021

Taxi nach nirgendwo

 
Ist ihm nicht zu wünschen, aber es könnten für meinen alten Kumpel A. bald schwere Zeiten anbrechen. Der Mann bewegt sich seit uber 25 Jahren im Taxigewerbe. Erst Nebenjob als Funker in der Zentrale. Ein paar Jahre später bekam er einen Bandscheibenvorfall und konnte nicht mehr als Rettungsassistent arbeiten. So machte er seine Ortskenntnisprüfung und wechselte auf den Fahrersitz. Wollte er eigentlich nur für den Übergang machen, bis sich ein anderes fand, so der Plan. Jetzt karriolt er seit gut 20 Jahren durch die Gegend. Immer die Nachtschicht, zwölf Stunden, von 18 Uhr bis sechs in der Früh. Muss man für geboren sein.

Montag, 5. April 2021

Der Lenz ist da

 
Lange habe ich keinen Blick mehr getan in Deutschlands nach eigenem Bekunden auflagenstärkste Zeitung. Von allen Corona-Komikern ist mir Anselm Lenz der liebste. Während antisemitische Krawallschachteln wie Hildmann und Wendler bloß dumpf rumnerven, platzen Lenzens Texte nur so vor Sprachwitz und Kreativität. Auch in der neuesten Ausgabe des 'Demokratischen Widerstand' enttäuscht er nicht. "DEUTSCHLAND STEHT AUF!", so knallt einem in Dicklettern die Überschrift des Leitartikels entgegen. (Moment mal, an was erinnert mich das gleich? Ach ja, ich habs!) Richtig zur Sache geht es dann in der Fortsetzung auf Seite 12: