Dienstag, 16. Mai 2023

Vermischtes und Zeugs (L)


"Nur Unerwachsene, Schwächlinge und Feiglinge sind stolz darauf, einer Nation anzugehören." (Wiglaf Droste)

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte für das Diktum, Deutschland sei das Land der Unentspannten, genügt ein Blick in die medialen Reaktionen auf das deutsche Abschneiden beim heurigen ESC. Man hat sich doch solche Mühe gegeben, nicht uncool zu sein, und dann das!

Samstag, 13. Mai 2023

Schmähkritik des Tages (66)


Heute: Bernhard Torsch über den Kampf der Rechten gegen angebliche 'Frühsexualisierung'
 
"Lange hatten rechte und rechtsextreme Kräfte nach einem Thema gesucht, mit dem sie die gesellschaftliche Liberalisierung skandalisieren können - in der herbeiphantasierten »Frühsexualisierung« unschuldiger Kinderlein haben sie es gefunden. Das Geraune von der »Frühsexualisierung« entpuppt sich oftmals als projektiver Ausdruck der eigenen Phantasien. An einer Lesung von Männern und Frauen in Drag vor Kindern ist objektiv nichts sexuell oder gar erotisch. Kinder ab vier Jahren, an die sich die Münchner Lesung richten sollte, betrachten Trans-Personen nicht mit der verklemmten Geilheit erwachsener rechter Politiker, sondern eben mit Kinderaugen.

Mittwoch, 10. Mai 2023

Ronny des Monats - Mai 2023


Naheliegend mag es erscheinen, den Ronny des Monats dieses Mal an Boris Palmer zu vergeben. Aber ich mag nicht. Ich kann mich selbstredend täuschen, aber der Mann ist kein Rechter oder Nazi, sondern wirkt bloß wie jemand, der Zeit seines Lebens gern provoziert hat und die empörten Reaktionen als Beleg dafür nimmt, richtig zu liegen. Der aber irgendwann den Knall nicht mehr gehört hat und inzwischen wirkt wie der peinliche Onkel Erwin auf der Familienfeier, der immer diese haarscharf daneben liegenden Witze raushaut, der pubertierenen Nichte Komplimente macht, die eine kleine Spur drüber sind und der höchst beleidigt reagiert, wenn jemand ihn, egal wie dezent, darauf hinweist. Nee, reicht nicht, bedaure.

Sonntag, 7. Mai 2023

Kopf. Krone.


Disclaimer: Ich habe mir die gestrige Krönungszeremonie angesehen. Aus Interesse. Wenn der nunmehr Bekrönte so lange durchhält wie seine Mutter, dann gönge ich bei der nächsten Krönung in Westminster Abbey stramm auf die Achtzig zu. So ich dieses Alter erreiche. Vielleicht teilt Charles III. bis dahin aber auch das Schicksal seines Namensvetters aus dem 17. Jahrhundert, der sein Leben bekanntlich mit 30 Zentimetern weniger Körpergröße beendete. (Dekapitation war damals ein so legitimes wie erprobtes, auf jeden Fall sicheres Mittel, dynastische Scherereien final zu regeln. Wäre heute nicht mehr so das Mittel der Wahl.)

Donnerstag, 4. Mai 2023

Kopf. Tischkante.


"Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können - das macht den Journalisten." (Karl Kraus)

Es gibt so Momente, da fragt man sich: Meinen die das jetzt wirklich ernst? Oder testen die einfach nur aus, was so geht ohne schallend ausgelacht und mit nassen Fetzen aus der Stadt getrieben zu werden? Nehmen wir Nikolaus Blome, eins der Sturmgeschütze des Neoliberalismus beim Spiegel. Dort verbrutzelte er jetzt eine Kolumne, in der er den gierigen Gewerkschaftern mangelnde "linke Solidarität" vorwarf. Denn sie dächten, so ist dem Teaser zu entnehmen, nur an sich und ihre Geldbeutel und nicht an ihre arbeitslosen Genossen. Pfui!

Montag, 1. Mai 2023

Vermischtes und Zeugs (XLIX)

 
"Lieber ein erfahrener Ü70 als ein abgebrochener Student", so ließ es Berlins Ex-Regierender nun verlauten. Oh ja, der "abgebrochene Student", der sich erdreistet, einfach so Politik machen zu wollen, obwohl er noch nicht mal ein Examen hat! Dies neue Feindbild des gnatternden Kleinbürgers. Reiht sich nahtlos ein in das der linksliberalen woken Birkenstockträger/Lastenradfahrer, die allen immer alles verbieten wollen.

Samstag, 29. April 2023

Jenseits der Blogroll - 04/2023

 
Politik. Hey, Linke! Wollt ihr wissen, wie ihr wieder relevant werden könnt? Schaut mal nach Österreich. Macht eine Fortbildung bei Elke Kahr (KPÖ), der Bürgermeisterin von Graz. Fun fact: Die Frau schafft es ein ganzes Interview lang ohne gendersensible Sprache und den Hinweis darauf, wie überlebenswichtig gendergerechte Toiletten sind. Auch im Land Salzburg ist die KPÖ aus dem Stand auf 11 Prozent gekommen. Das Geheimrezept? Zu den Menschen gehen, zuhören, sich kümmern, konkrete Hilfen anbieten. Anstrengend? Ja. Anstrengender als endlose marxistische Theoriedebatten oder welche über Mikroaggressionen und gendergerechte Klos. Aber erfolgreich, wie es scheint.

Freitag, 28. April 2023

Spurensuche

 
Es gibt durchaus so etwas wie die Ungnade der späten Geburt. Denn für den 'Baum' war ich zu jung. Der 'Baum' war eine Szenekneipe in meiner Heimatstadt. In einem Gründerzeitbau mit hohen Decken und neuromanischen Gewölben. Der Name kam daher, dass drinnen ein echter Baum stand. Keine Ahnung, was für einer. Als der Laden 1983 schloss, war ich noch nicht im kneipenfähigen Alter. Wäre ich ein paar Jahre älter, ich hätte wohl dauernd dort abgehangen. Unter anderem, weil es keinen Verzehrzwang gab. Der Laden verstand sich nicht als reine Kneipe, sondern als soziokultureller Treffpunkt. In den späten Siebzigern funktionierte so was. Zumindest eine Zeitlang.

Freitag, 21. April 2023

Sendepause


"Kommt da noch was?", so frug ein Kommentator letztens. Antwort: Eine Zeitlang nicht. Ich bitte die hiesige Lesegemeinde um Verständnis und Entschuldigung, dass hier mal ein paar Tage lang nichts Neues erscheinen wird. Das passiert zum ersten Mal in den zirka zwölf Jahren, die diese Veranstaltung hier schon läuft. Kein allzuschlechter Schnitt, wie ich finde. Bitte sich vor allem keine Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut, ich bin wohlauf, habe aber momentan nicht recht den Kopf frei.

Melde mich. Man liest sich bald.






Dienstag, 18. April 2023

Dr. KI

 
"1. Alles was es schon gab, als du geboren wurdest, ist normal und gewöhnlich. Diese Dinge werden als natürlich wahrgenommen und halten die Welt am Laufen. 2. Alles was zwischen deinem 16. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär. Und vermutlich kannst da sogar Karriere machen. 3. Alles, was erfunden wird, wenn du über 35 bist, ist gegen die natürliche Ordnung der Dinge." (Douglas Adams)

Da ich aus diversen Gründen immer noch nicht dazu gekommen bin, diesen heißen Scheiß namens ChatGPT mal selbst zu testen (überlastet, keinen Bock, mir das drölfhundertste Passwort zu merken), habe ich mal Fachpersonal rangelassen. Der geschätzte, hier auch verlinkte Doc Hegedüs hat einen ChatGPT-Client mit medizinischen Fachfragen konfrontiert, die einen Laien überfordern dürften.

Sonntag, 16. April 2023

Vermischtes und Zeugs (XLVIII)

 
'Wandel durch Handel' sei krachend gescheitert, hört man jetzt. Ach was! Nein! Doch! Ohhh! Mir will scheinen, bei diesem ganzen Wandeldurchhandel-Zinnober ging es wie so oft bloß darum, dass die Politik der Wirtschaft gefälligst auch im Weltmaßstab gute Geschäfte und fette Gewinne zu ermöglichen hat. Das Ziel war nie Weltfrieden, sondern Geschäftemachen. Howgh, Captain Obvious hat gesprochen! Das Narrativ, pardon, die Erzählung, friedlich Handel miteinander treibende Nationen bekriegten sich nicht mehr, kann also als so erledigt betrachtet werden wie die Trickle Down-Theorie und anderer neoliberaler Quark.

Freitag, 14. April 2023

Das Tupperwunder

 
Wer wie ich eine kleine Küche hat, kennt das: Man kommt gar nicht erst in Versuchung, platzraubenden Tünneff anzuschaffen, den man angeblich unbedingt braucht, ja, ohne den sich's eigentlich gar nicht leben lässt. Thermomixe, Brotbackautomaten, Sandwichtoaster, George-Foreman-Grills, Fritteusen Dämpfgeräte, Standmixer, Küchenmaschinen. (Nein, stopp. Ich bekenne, Besitzer einer selten genutzten Fritteuse und eines oft und gern benutzten Reiskochers zu sein.) Vor allem aber hatte ich immer eine Ausrede, dass mir eines definitiv nie-niemals-nicht ins Haus kommt: Tupperware.

Dienstag, 11. April 2023

Ronny des Monats - April 2023


Die monatlichen Ronnys. Natürlich ist wieder vieles vorgefallen, das es nicht unter die vorderen fünf geschafft hat. Zum Beispiel hat uns ein Reichsbürger in Reutlingen daran erinnert, dass er keineswegs ein harmloser Spinner ist. (Den Gang in die Niederungen rechter Alltagsgewalt kann man wie immer hier und hier unternehmen.) Da und dort ist ja zu hören, wenn Rechte in Regierungen eintreten, man möge sie doch jetzt "einfach mal machen lassen". Momentan kann man studieren, was dann passiert. Rechte beschweren sich ja gern über 'Gender-Gaga', 'Sprachpolizei' etc., die Regieung Meloni in Italien plant nun, saftige Strafen zu verhängen, wenn jemand nicht genug Italienisch spricht. Und in Niederösterreich bereitet die neue ÖVP-FPÖ-Regierung ein Gesetz vor, das Wirtshäuser mit einem "traditionellen und regionalen" Angebot subventionieren soll. Man täusche sich da nicht: Alles fängt mal klein an.

Samstag, 8. April 2023

Ad: Ostermärsche/Appelle


"Die alte Friedensbewegung ist moralisch bankrott. Zur Stelle war sie nur, wenn es um Kriege der USA und des Westens ging. Wo Putin intervenierte und bombte, schwieg sie -- sei es in Syrien, Tschetschenien, Georgien oder Libyen. Vieles ließ sie kalt. Nie nahm sie demokratische und emanzipatorische Stimmen in Osteuropa ernst. Nie interessierte sie sich für deren Einschätzung und Forderungen. Welch beschämende Nähe zur offiziellen deutschen Politik. Bis zum 23. Februar 2022 hielt sie Putins Kriegspläne für US-Propaganda. Ihr plattes, manichäisches Weltbild ist blamiert bis auf die Knochen. [...]

Mittwoch, 5. April 2023

Vermischtes und Zeugs (XLVII)

 
Irgendwo las ich jetzt, Wolf Schneider habe dem Journalistennachwuchs einst beigebimst, der Plural von 'Pkw' und 'Lkw' sei mitnichten 'Pkws' und 'Lkws'. Denn dann müssten die Pluralformen der ausgeschrieben Wörter logischerweise 'Personenkraftwagens' und 'Lastkraftwagens' heißen. Dass die Schreibungen 'PKW' und 'LKW' falsch sind, wusste ich schon vorher, denn sonst würde es ja 'Personen Kraft Wagen' und 'Last Kraft Wagen' heißen. Also ist, im Singular wie im Plural, 'Pkw' und 'Lkw' korrekt. Was man sich manchmal so für Gedanken macht.

Sonntag, 2. April 2023

Aufputz-Codes

 
Das Leben wäre zweifellos weitaus angenehmer, wenn mehr aus meinen Alterskohorten es fertigbrächten, sich mal ein wenig zu entspannen. Zu kapieren, dass vieles, über das sie sich empören, bloß alter Wein in neuen Schläuchen ist. Nehmen wir das mit der Kleidung. Die deutsche Knigge-Gesellschaft fordert nun ein Verbot von Jogginghosen auf Schulhöfen. Disclaimer: Aus Mode mache ich mir nichts, halte es aber für einen Fehler, das als Vorwand zu nehmen, sich nachlässig zu kleiden. Das Gegenteil ist korrekt: Gerade wer sich nichts aus Mode macht, tut gut daran, durch Kleidung weder positiv noch negativ irgendwie aufzufallen. So wird ein Schuh draus. Aber ich schweife ab.

Freitag, 31. März 2023

Schmähkritik des Tages (65)


Heute: Georg Seeßlen über Melange

"Was die Positionen von Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und ihren Anhänger*innen anbelangt, so geht meine Reaktion übers »Anderer-Meinung-Sein« deutlich hinaus. [...] Es bildet sich da, meiner bescheidenen Meinung nach, keine Diskursgemeinschaft, die nach Möglichkeiten zum Frieden sucht, sondern eine hybride, bewusstlose und ein klein wenig clowneske Gemeinschaft, die fatal an »Querdenker« und »Coronaleugner«-Szenen erinnert, das Rechte und das Linke quergestrickt, die Verschwörungsphantasmen und die schwarzbraunen Immerdabeis, die berechtigte Opposition zur hegemonialen Mainstreamerzählung und der sektenhafte Bruch mit dem Common Sense, die Forderung nach Gehör und die Taubheit gegenüber Einwänden, die Mischung aus Aggression und Opferstatus, die Verbindung humanistischer Anliegen mit geradezu zynischem nationalem Interesse -- diese Melange entzieht sich meiner Vorstellung von kritischem Denken." (taz, 29.03.2023)

Mittwoch, 29. März 2023

Verwöhntes Pack!

 
Aus aktuellem Anlass sollte man beizeiten daran erinnern, dass das Streikrecht das einzige echte Druckmittel ist, über das Arbeitnehmer in Deutschland verfügen. Solange für die meisten die Alternativen zum aktuellen Job Arbeitslosigkeit oder schlechter bezahlte Jobs sind, zählt nämlich 'einfach kündigen und besseren Job suchen' nicht als Alternative und sitzt das Kapital immer am längeren Hebel.

Sonntag, 26. März 2023

Jenseits der Blogroll - 03/2023

 
So denn, wieder Zeit für die Links und Fundstücke des Monats, liebe Lesende. Fast wäre ja hier ein Beitrag zur Causa Nagelsmann erschienen. Der Umgang der Bayern-Supremos damit hat die ohnehin niedrig liegende Latte im Anstandslimbo bei dem "Scheißverein" (Frege/van Dannen) von der Säbener Straße noch einmal niedriger gelegt. Man sieht sich inzwischen offenbar nicht mehr bemüßigt, wenigstens den Anschein zu wahren, dass alle ihr Gesicht behalten. Okay, Mitleid ist unangebracht, denn Nagelsmann wird sich seinen vorzeitigen Abgang versilbern lassen und nicht Gefahr laufen, beim Jobcenter eine Nummer ziehen zu müssen. Weil meine restlichen Gedanken aber mehr unoriginell waren, bitte im Sportteil bei Herrn Rüttenauer weiterlesen.

Samstag, 25. März 2023

In der Parallelwelt


"Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andre werde gepumptes Geld zurückzahlen. Tut er das nicht, so erfolgt eine sog. ›Stützungsaktion‹, bei der alle, bis auf den Staat, gut verdienen. Solche Pleite erkennt man daran, daß die Bevölkerung aufgefordert wird, Vertrauen zu haben. Weiter hat sie ja dann auch meist nichts mehr." (Kurt Tucholsky, 1931)

Es ist schon eine lustige Parallelwelt, in der die Banken sich bewegen. So hieß es ja immer, es könne nichts verteilt werden, was nicht erwirtschaftet worden sei. Wer Prämien und Boni wolle, müsse erst einmal leisten. Gewinne generieren. Leistungsprinzip! Nun, die Credit Suisse hat in den letzten zehn Jahren trotz teils erheblicher Verluste angeblich 32 Milliarden Schweizer Franken an Boni ausgezahlt. Im letzten Jahr, als der Laden gleich sieben Milliarden CHF Miese gemacht hat, sind trotzdem alle Boni gezahlt worden.

Donnerstag, 23. März 2023

Vermischtes und Zeugs (XLVI)

 
Nach Quiet Qiutting kommt jetzt aus den U.S. of A. der nächste Trend für gelangweilte Bullshitjobber, die nicht wirklich arbeiten müssen: Bare Minimum Monday. Der Life hack geht folgendermaßen: Man erledige am Montag nur das Allernötigste, mache sich eine minimale To do-Liste und arbeite am besten nur zwei Stunden, denn dann hält die Erholung vom Wochenende länger. Spitzenidee! Warum ist da bis jetzt noch niemand sonst drauf gekommen? Sollte man unbedingt mal in Krankenhäusern, bei Rettungs- und Pflegediensten, Polizei und Feuerwehr oder in der Produktion vorschlagen.

Sonntag, 19. März 2023

Musikalische Jubiläen (4)

 
Vor 50 Jahren erschien das Album 'The Dark Side Of The Moon' von Pink Floyd. Das geht mich an.

Ich war elf Jahre alt und es war schon dunkel. Das Elternhaus meines Schulfreunds K. hatte eine Art Multifunktionskeller, der für dieses und jenes genutzt wurde. Zu der Zeit hatte K. den Raum in eine, sagen wir, zeittypische Räuberhöhle verwandelt. Es lagen Flokatis und Matratzen auf dem Boden. Wir fläzten zu dritt herum, es brannten Räucherstäbchen und es wurde aromatisierter Tee, meist Wildkirsch, aus diesen henkellosen irdenen Tässchen getrunken, an denen man sich immer die Pfoten verbrannte, und wir ratschten über dies und das. Es waren andere Zeiten.

Donnerstag, 16. März 2023

Vermischtes und Zeugs (XLV)

 
Jetzt haben die ja wieder was rausgefunden: Geld macht doch glücklich! Jahrelang wurde uns ja erzählt, ab einer gewissen Menge mache Geld nicht mehr glücklicher. Die Befürworter einer Reichensteuer müssten sich nun ein neues Argument suchen, so wird gleich geschwafelt. Bätschi! Moment mal. Kann es sein, dass es bei einer 'Reichensteuer' weniger darum geht, Reichen an ihr persönliches Lebensglück zu gehen, sondern vor allem darum, sie angemessen zu beteiligen am Steueraufkommen?

Montag, 13. März 2023

Kein Mathe können


In der Grundschule war ich gar nicht mal schlecht in Mathe. Ich hatte bloß wenig Bock darauf und ließ das schleifen. Warum? Mein Mathematikunterricht hatte mit Mengenlehre begonnen. Ich war aber anderes gewohnt. Im Kindergarten hatten die Erzieherinnen mit uns einfache Rechenaufgaben geübt. Mit den Fingern. Ich stellte mich gar nicht ungeschickt an, so das einhellige Urteil. In der Schule bekamen wir dann plötzlich der Kinderkram mit den komischen bunten Plättchen. Was sollte der Blödsinn mit der 'Lösungsmenge'? Dass zwei Äpfel plus drei Äpfel fünf Äpfel ergaben, wusste ich. Konnte ich wie aus der Pistole geschossen. Wieso jetzt das mit den komischen Mengenkreisen und Schnittmengen und so? Erschloss sich mir nicht.

Samstag, 11. März 2023

Ronny des Monats - März 2023


Mal son bisschen Off Topic, bevor es losgeht. Ich sollte vielleicht sicherheitshalber erwähnen, kein ausgemachter Fan der Grünen zu sein, wobei ich, Gott der Dicke sei mir gnädig, die Performance der grünen Minister gar nicht mal übel finde (was aber in einer Koalition mit der FDP vielleicht auch nicht wirklich schwierig ist). Tatsache scheint aber zu sein, dass die Grünen sich zum Lieblingshassobjekt vieler Leute gemausert haben. Was sich darin äußert, dass jede Menge Witze über sie gerissen werden. Eigentlich kein Problem für mich.

Dienstag, 7. März 2023

Besudeltes Heiligtum


Zu den wenigen Dingen, die mir dieses Land immer einigermaßen sympathisch erscheinen ließen, gehört, dass um 'nationale Symbole' vergleichsweise wenig Gewese gemacht und das politische Geschäft eher nüchtern und geschäftsmäßig erledigt wird. Zwar flattern überall an Regierungsgebäuden Flaggen herum und sie gelten protokollarisch als Hoheitszeichen, doch käme niemand auf die Idee, sie mit quasireligiöser Heiligkeit aufzuladen. Umso befremdlicher jetzt das Bohei, das anhub, weil ein paar 'Letzte Generation'-Anhänger das Denkmal 'Grundgesetz 49' mit einer schwarzen Flüssigkeit besudelt haben.

Sonntag, 5. März 2023

Lokal vs. Global

 
Nachdem ich einer lieben Kollegin, mit der ich mich zuweilen über Kulturelles und schöne Dinge austausche, den ersten 'Bruno'-Band geliehen hatte mit der Gewissheit, das könnte ihr gefallen (tat es), drückte sie mir, als Revanche gleichsam, 'Teufelsfrucht' von Tom Hillenbrand in die Hand. Der erste Band einer weiteren Krimiserie, die Berührungspunkte zur Welt des Kulinarischen aufweist. Die Hauptfigur ist weder Polizist noch Detektiv noch sonst jemand, der irgendwie in Ermittlungen hineingezogen wird wie zum Beispiel ein Journalist. Xavier Kieffer ist Koch und betreibt in Luxemburg (Stadt) das Lokal 'Deux Églises', mehr ein Bistro, wo er regionale Küche wie Huesezwiwi und Wäinzoossiss serviert. Er selbst zieht ein Stück Rieslingspaschtéit und ein Glas Rivaner jedem Gourmet-Menü vor.

Donnerstag, 2. März 2023

Offenbarungseid

 
Vielleicht ist es hilfreich, sich klar zu machen, dass Sahra Wagenknecht keine Politikerin ist. Also in dem Sinne, dass sie tatsächlich konkret Politik machen will. Sie ist seit Jahren auf eigene Rechnung unterwegs. Als ewige Rebellin bespielt sie Talkshows, schreibt Bücher, hält Vorträge und kuschelt auch mit Rechten. Das Schlimmste, was ihr passieren könnte, wäre wirklich politische Verantwortung übernehmen zu müssen, etwa als Ministerin. Da wäre, wie einst bei Gatte Oskar, der Lack ganz schnell ab und der Job bald futsch. Und damit das bloß nicht passiert, hat sie sich ein cleveres Instrumentarium zurecht gelegt. Wann immer die Linke in den letzten Jahren auch nur in die Nähe von Sondierungen für eine Koalition geriet, verlautete aus ihrer Ecke sinngemäß so was:

Dienstag, 28. Februar 2023

Vermischtes und Zeugs (XLIV)


Noch in den 1980er, den Latzhosen- und Teppichtaschenjahren, war es, zumindest als Europäer, sehr einfach, Pazifist zu sein. Vielleicht war es sogar die einzig logische Konsequenz aus den herrschenden Bedingungen. Der nächste Krieg, so die vorherrschende Meinung, würde der letzte sein, es würde keine Sieger und Verlierer geben, bloß eine vernichtete Menschheit auf einem kaum mehr bewohnbaren Planeten. Der drohende Overkill durch die immer aberwitzigeren Atomwaffenarsenale auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs schien das ganze Konzept 'Krieg' ad absurdum geführt zu haben.

Sonntag, 26. Februar 2023

Jenseits der Blogroll - 02/2023


Fast pünktlich zum traurigen Jubiläum des Ukraine-Krieges haben sich gestern zirka zehntausend wackere Friedensbewegte am Brandenburger Tor versammelt. Warum eigentlich nicht 350 Meter weiter an der russischen Botschaft? Egal. Frau Wagenknecht lud ja alle ein, die, so wörtlich, "reinen Herzens" seien. Erteilte also allen anwesenden Nazis und Rechten Absolution. Und unterstellte allen, die anderer Ansicht sind als sie, ein unreines Herz. (Die Spaltung! Die Spaltung!) Was letztlich bloß ein neuer Twist ihrer Strategie ist, alle, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf ihrer "Verhandlungen, sofort!"-Linie liegen, infamerweise zu "Bellizisten" und "Kriegstreibern" zu stempeln. Man kann es mal wieder auch mit Herfried Münkler sagen: Wenn Politiker anfangen, pietistisch daherzureden, ist das ein sicheres Zeichen, dass etwas gewaltig faul ist.

Freitag, 24. Februar 2023

Petzi bei den Feministinnen

 
Wer sich freundlicherweise des öfteren mal hierherverirrt, weiß, dass ich einer der letzten bin, der etwas gegen eine gepflegte Feminismuskritik einzuwenden hat. So könnte man erwarten, dass auch ich einstimme in den Chor der Empörten über diese Meldestelle für Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung, mit freundlicher Unterstützung des Bundesfamilienministeriums ("Petz-Portal"). Tue ich aber nicht. Mehr noch: Das komplett hysterische Geeimer ist nicht nur weitgehend substanzlos, sondern, wie so ziemlich alles hysterische Geeimer, auch ziemlich lächerlich.

Dienstag, 21. Februar 2023

Der Hundekackemann


Die heutigen, von Städten und Ländern betriebenen Theater, Orchester, Opernhäuser und Ballettkompagnien sind quasi Nachfolger der einst von absolutistischen Fürsten zwecks Repräsentation des Kunstsinns betriebenen Hofbetriebe. (Und weil wir hier in der Gegend einst so viele Fürsten hatten, haben wir immer noch so viele staatliche Kulturbetriebe, darunter öffentlich-rechtliche Rundfunkorchester.) Nur dass heute nicht mehr der Fürst sagt, wo es langgeht, sondern Satzungen, Verwaltungen und Gesetze.

Samstag, 18. Februar 2023

Kulturpessimismus im Sonderangebot


Es ist doch immer wieder herzig, wie man noch für jeden tatsächlichen und gefühlten Missstand die Jugend Von HeuteTM verantwortlich machen kann, mit der es jetzt aber endgültig so was von abwärts geht. 2022, so barmten Fahrlehrerverbände und TÜV-Verband, seien so viele Führerscheinkandidaten durch die praktische Prüfung geflogen wie noch nie. Zwei Prozent mehr als 2019, zehn Prozent mehr als 2013. Eine Erklärung hat man auch schnell parat: Die Jugend Von HeuteTM glotzt während des elterlichen Kutschiertwerdens nur mehr aufs Smartphone, anstatt sich, wie sich’s geziemt, für den hochkomplexen technischen Vorgang des Autofahrens zu interessieren. Aha.