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Sonntag, 15. Oktober 2023

Vorlesungen, Chuzpe, Lippenbekenntnisse

 
Dass ich die einst durchaus respektablen Nachdenkseiten schön länger nur mehr am Rande verfolge, sollte bekannt sein. Ich habe den Feed nach wie vor im Reader, aber meistens vergeht mir schon bei den reißerischen Überschriften die Lust aufs Weiterlesen. Jetzt aber stieß ich auf das Lesestück eines gewissen Jürgen Hübschen, das sogar für NDS-Maßstäbe ein Tiefpunkt ist. (Wer Hübschen so ist und was er so macht, erfahren wir übrigens nicht. Wer weiß, vielleicht ist er ja ein "ausgewiesener Nahost-Experte" oder hat sich "lange intensiv mit der Thematik befasst".) Schauen wir uns ein paar Schlüsselstellen seines Aufsatzes mit dem Titel 'Der neue Krieg in Nahost: Eine vorhersehbare Katastrophe' einmal genauer an:

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Zehn Gedanken zu Israel


"Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeigeht, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfallen, wenn Israel involviert ist, und sei es am Rande, haben offenbar ein Problem mit Juden." (Hannes Stein)

Ja klar, man muss immer beide Seiten sehen und jeder Konflikt hat eine Vorgeschichte. Im Krieg gibt es nur Verlierer und alle sind immer ein bisschen mitschuld. Weiß ich. Dergleichen offensichtliches wie blatant dummes Geschwätz ist ja inzwischen quasi überall und wäre ein wenig leichter zu ertragen, käme es sich nicht so irre schlau, edgy und abgeklärt vor. Konnte man schon damals friedensbewegte Teppichtaschenmädels mit beeindrucken. Die Frage ist doch, wie man die beiden Seiten jeweils gewichtet. Und da ist aus meiner Sicht im Falle der Hamas-Angriffe auf Israel der Fall ziemlich klar:

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Gruselige Mischung


"Wir sind das Volk, und wir wollen, daß kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt's kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen!" (Georg Büchner, Dantons Tod)

Irgendwann muss das doch mal jemandem auffallen. Noch jeder Schweinediktator hat sich auf den 'Willen des Volkes' berufen. Oder darauf, nach selbigem zu handeln. Der Tweet zur deutschen Migrationspolitik zum Beispiel, den Elon Musk auf seiner persönlichen Spielwiese teilte, steht ihm als politische Meinungsäußerung selbstredend frei, offenbart aber sehr schön die Unreife, das Demokratiedefizit bzw. das mangelnde Verständnis für Politik, das Möchtegerndiktatoren wie er und andere Demokratieverächter unter der Fontanelle spazieren tragen und Gassi führen.

Samstag, 30. September 2023

Migrantisches (2)


Angst vor dem Spiegelbild

Globalisierung bedeutet, Kapital, Waren- und Geldströme möglichst unbehindert um die Welt zirkulieren zu lassen. Durch moderne Logistik, gemeinsame Wirtschaftsräume, Abbau von Zöllen und Reisebeschränkungen. Aber auch Menschen zirkulieren freier denn je. Seit dem Fall des eisernen Vorhangs 1990 kamen große Zahlen Arbeitsmigranten aus den armen ost- und mitteleuropäischen Ländern nach Westeuropa und übernahmen mehr oder minder bereitwillig Arbeiten, die Westeuropäer nicht akzeptierten zu Löhnen, die Westeuropäer nicht akzeptierten. Westliche Kapitalisten profitierten vom Lohngefälle, die mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften von den Devisen, die ins Land kamen.

Donnerstag, 28. September 2023

Migrantisches (1)

 
Sie kommen!
 
Zu den größten Fehlern, die man so begehen kann, gehört es, Menschen, oder schlimmer, ganze Gruppen von Menschen a priori zu unterschätzen bzw. für dümmer bzw. naiver zu halten als sich selbst. Was die momentane 'Migrationsdebatte' daher so komplett unerfreulich macht, ist nicht nur, erstens, die allgemeine Menschenverachtung, die inzwischen aus so vielen ganz offen herausquillt, sondern auch, zweitens, eine euro- bzw. germanozentrische Arroganz, die bei vielen spürbar ist und, drittens, eine generelle Unfähigkeit, wenn kein Unwille, in größeren Zusammenhängen zu denken und sich lieber in irgendwelchen imaginierten 'Festungen' einzuigeln.

Freitag, 22. September 2023

Farbenspiele, Winkelzüge

 
"Patriot -- diese wunderbare Mischung aus Patriarch und Idiot." (Volker Pispers)

Wenn man dort, wo man sich gern staatstragend und seriös geben will, so richtig ins Klo greift, ist das immer doppelt lustig. Nehmen wir die CDU. Die kam ja jetzt auf die Idee, sich ein frisches neues Image zu verpassen. Und wählte als neue Parteifarbe ausgerechnet türkis. Wegen frisch und so. Weil das Merkelsche Orange vermutlich zu woke war oder sonstwie zu bunt oder so. Also türkis. Türkis, wie sich das einst ihr österreichisches Pendant ÖVP vom korrupten, rechtspopulismusoffenen Slimfit-Kanzlerwindei Sebastian Kurz hatte verpassen lassen. Der mit der FPÖ koalierte. Wer hier Schatten sehen will, die vorauseilen oder eine Parallele, kann sie behalten.

Dienstag, 5. September 2023

Canossagänge


Felix Klein, Beauftragter für Jüdisches Leben und Antisemitismus in Deutschland, hat Hubert Aiwanger einen Besuch der Gedenkstätte Dachau dringend anempfohlen. Aha. Und was soll das bringen? Bei allem Respekt vor den Opfern und der Arbeit, die dort geleistet wird, geht mir schon seit längerem auf den Keks, dass welche offenbar glauben, Menschen mehr oder minder zwangsweise eine KZ-Gedenkstätte besichtigen zu lassen, würde wie ein Allheilmittel gegen Rassismus und Antisemitismus irgendeine mirakulöse Wirkung haben, Bösnickeln Bekehrungserlebnisse bereiten, sie von argen Saulussen in fromme Paulusse verwandeln.

Mittwoch, 30. August 2023

Jagdszenen aus Bayern


Natürlich wird Markus Söder so lange wie irgend möglich an Hubert Aiwanger festhalten. Er wäre mit der Muffe gepufft, wenn er was Anderes täte, denn er wird ihn demnächst wieder zum Regieren brauchen. Und Aiwanger will Macht, die bekommt er nur mit Söder, und er ist bereit, dafür Kröten zu schlucken. Söder wiederum kann gar nichts Besseres passieren als ein potenziell lästiger Koalitionspartner, der gern mal freidreht, den er aber jetzt so richtig an den Eiern hat und den er das wieder und wieder wird spüren lassen können. Daher auch seine Empörung über das Flugblatt und seine heftigen Distanzierungen vom Hubsi. So geht Politik. Man nehme niemals Moral als Erklärung an, wenn Machtkalkül es auch täte.

Donnerstag, 17. August 2023

Eine Chance, sich zu entspannen

 
Die Boomer werden sich erinnern. An den westdeutschen Fabrikatsnationalismus. Nur hierzulande, so ging einst die Fama, wurde akzeptable, sprich: allerhöchste Qualität produziert. Und so hatte, wer auf sich hielt, ausschließlich deutsche Elektrofabrikate im Hause. Grundig, Nordmende, Telefunken, Saba, Uher, Braun, Dual, Perpetuum-Ebner, Elac und wie sie alle hießen. Wer fotografierte, für den kamen, so er sich's leisten konnte, nur Rollei, Voigtländer, Agfa, Leica oder Minox infrage. Und wer es wagte, die treusorgende Hausfrau mit fremdländischer Weißware auszustatten, anstatt mit Constructa, Küppersbusch oder Miele, wie sich’s gehörte, den mochte der Blitz auf dem Klo treffen.

Samstag, 5. August 2023

Sommerloch: In die Lehrermangel genommen


Kann natürlich sein, dass ich mich da täusche, aber in Deutschland scheint es mitunter einen Hang zu geben, exakt das Gegenteil von dem zu tun, was rational und vernünftig wäre.

Viele amerikanische Unternehmen haben das seit Urzeiten kapiert und perfektioniert: Der wahre Segen liegt nicht im Verkaufen allein, sondern vor allem auch im Beschwerdemanagement. Klug ist es daher, die besten, talentiertesten Verkäufer nicht nur ins glamoröse Scheinwerferlicht der Verkaufsräume zu stellen, sondern sie, ordentlich geschult und bezahlt, versteht sich, Reklamationen bearbeiten zu lassen. In deutschen Unternehmen dagegen, in 'traditionellen' zumal, scheint Reklamationsabwicklung immer noch eine Strafarbeit für Unbegabte zu sein, die irgendwelchen Mist gebaut haben.

Mittwoch, 2. August 2023

Einfach zu verlockend


"Sprache ist das Fundament des Massenmords." (Daniel Jonah Goldhagen)

Zwischen März und Juli 1994 ermordeten in Ruanda Hutu-Milizen zirka 800.000 Menschen, fast ausschließlich Tutsi, innerhalb von 100 Tagen. Das macht im Schnitt 8.000 am Tag. Eine Quote, die gerade einmal die SS in ihren Mordfabriken an einzelnen Tagen hinbekam. Das geschah ganz offen unter den Augen der Weltöffentlichkeit, die sich außerstande sah, das Massaker auch nur einzudämmen. Die in Ruanda stationierten UNO-Truppen hatten weder das Mandat noch die Ausrüstung, etwas auszurichten. Nichteinmischungsgebot, kann man nichts machen.

Samstag, 29. Juli 2023

Sommerloch: Steinerne Schlussstriche


"Watt fott ess, ess fott." (Rheinisches Grundgesetz, § 4)

Ich bekenne, durchaus etwas über und ein Faible zu haben für alte Gemäuer und so genannte 'geschichtsträchtige' Orte. Stehe ich im Oktogon des Aachener Doms, vor dem Speyerer Dom, in der Hagia Sophia, der Kathedrale von Saint-Denis, am Londoner Tower, auf dem Forum Romanum, der Nürnberger Kaiserburg oder an ähnlichen Orten - you name it - und lasse die Gedanken schweifen, dann geht mir das Herz auf. Als Kind und Heranwachsender fand ich den alten Kram erst totenöde, da komplett uninteressant, dann war er mir egal. Als ich begann, mich für Geschichte zu interessieren, wurde das anders. Wer mit mir in den Kölner Dom geht, muss sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen, denn ich finde immer was Spannendes zu entdecken.

Samstag, 1. Juli 2023

Verführerisches


"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat." (Erich Kästner)

Nicht zufällig war in der Nachkriegszeit 1945ff. das Narrativ von den 'verführten Deutschen' vor allem in bürgerlichen Kreisen beliebt. Die Deutschen seien insgesamt ein total super friedliches Kulturvölkchen gewesen -- ja gut, das hatte sich wegen eines in jeder Hinsicht überforderten Staatsoberhauptes, der aber leider Monarch und somit unabsetzbar war, in diesen Krieg hineinziehen lassen, aber wir wollen nicht kleinlich sein --, dann aber sei wie Kai aus der Kiste, quasi aus dem Nichts, der diabolische, charismatische Superbösewicht Hitler über sie gekommen und habe sie mit seinen unwiderstehlichen, schwarzmagischen Kräften zum Nazitum verführt. (Dass zum Verführen immer zwei gehören, wie jede*r Paartherapeut*in weiß -- nun ja.)

Montag, 26. Juni 2023

Schmähkritik des Tages (67)


Heute: Leo Fischer über den Erfolg der AfD

"Die bürgerlichen Analysen sind sich einig: Man darf rechtsextreme Politik nicht den Rechtsextremen überlassen! Sie finden es schade, dass die von ihnen gewünschte Politik von einer Partei vertreten wird, die rechtsextrem ist; sie empfehlen, diese Politik von einer bürgerlichen Partei machen zu lassen, denn so wird daraus automatisch bürgerliche Politik. Die 20 Prozent der Wahlbevölkerung, die rechtsextreme Einstellungen hegen, müssen wieder eingefangen werden – indem andere Parteien AfD-Forderungen umsetzen. Denn sonst, so die Warnung, werden diese Menschen mit rechtsextremen Einstellungen rechtsextrem! Wenn hingegen die bürgerliche Politik die rechtsextremen Bedürfnisse dieser Menschen erfüllt, werden sie nicht mehr der AfD zulaufen, sondern einer bürgerlichen Partei, die rechtsextreme Politik macht. Was dabei der Gewinn sein soll, wird nicht erklärt. [...]

Mittwoch, 31. Mai 2023

Re: Frieden, öffentlicher


Bekanntlich wurde Professor Backpulver vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Als Begründung nannte das Amtsgericht Plön, die Äußerungen - zur Erinnerung: Der forsche Forscher rückte die Corona-Impfkampagne in die Nähe des Holocaust und die Juden in die Nähe des NS-Regimes - mögen vielleicht problematisch gewesen sein, aber nicht dazu angetan, den öffentlichen Frieden zu stören. Buhu, nichts darf man mehr sagen in dieser Coronadiktatur!

Samstag, 27. Mai 2023

Buntmetallisches

 
Tja, gibste öffentlichkeitswirksam das Benin-Buntblech an Nigeria zurück, stellste fest: Das geht gar nicht in den Besitz des Volkes über und landet auch nicht, wie angekündigt, in einem schmucken Museum zu Nutz, Frommen und Erbauung der Allgemeinheit, sondern geht über in den Besitz des heutigen Oba von Benin, der damit, wenn er mag, seinen Partykeller dekorieren oder die Teile bei Sotheby’s verscheppern kann, wenn's mal klemmen sollte.

Sonntag, 21. Mai 2023

Unter Realitätsverweigerern


In letzter Zeit fällt mir immer öfter das ein, was ich irgendwann mal 'atheistischer Fehlschluss' nannte. Atheisten, und nicht nur die, neigen mitunter zu der Annahme, ein Verschwinden der Religion aus dem öffentlichen Leben bzw. ein Verlust an Bedeutung führe dazu, dass überall Vernunft und Rationalität Einzug halten. Ich bin da skeptisch, würde sogar sagen, das Gegenteil ist richtig. Gilbert Keith Chesterton, Erfinder der Figur des Pater Brown, sagte einst den klugen Satz:

Samstag, 13. Mai 2023

Schmähkritik des Tages (66)


Heute: Bernhard Torsch über den Kampf der Rechten gegen angebliche 'Frühsexualisierung'
 
"Lange hatten rechte und rechtsextreme Kräfte nach einem Thema gesucht, mit dem sie die gesellschaftliche Liberalisierung skandalisieren können - in der herbeiphantasierten »Frühsexualisierung« unschuldiger Kinderlein haben sie es gefunden. Das Geraune von der »Frühsexualisierung« entpuppt sich oftmals als projektiver Ausdruck der eigenen Phantasien. An einer Lesung von Männern und Frauen in Drag vor Kindern ist objektiv nichts sexuell oder gar erotisch. Kinder ab vier Jahren, an die sich die Münchner Lesung richten sollte, betrachten Trans-Personen nicht mit der verklemmten Geilheit erwachsener rechter Politiker, sondern eben mit Kinderaugen.

Sonntag, 7. Mai 2023

Kopf. Krone.


Disclaimer: Ich habe mir die gestrige Krönungszeremonie angesehen. Aus Interesse. Wenn der nunmehr Bekrönte so lange durchhält wie seine Mutter, dann gönge ich bei der nächsten Krönung in Westminster Abbey stramm auf die Achtzig zu. So ich dieses Alter erreiche. Vielleicht teilt Charles III. bis dahin aber auch das Schicksal seines Namensvetters aus dem 17. Jahrhundert, der sein Leben bekanntlich mit 30 Zentimetern weniger Körpergröße beendete. (Dekapitation war damals ein so legitimes wie erprobtes, auf jeden Fall sicheres Mittel, dynastische Scherereien final zu regeln. Wäre heute nicht mehr so das Mittel der Wahl.)

Donnerstag, 4. Mai 2023

Kopf. Tischkante.


"Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können - das macht den Journalisten." (Karl Kraus)

Es gibt so Momente, da fragt man sich: Meinen die das jetzt wirklich ernst? Oder testen die einfach nur aus, was so geht ohne schallend ausgelacht und mit nassen Fetzen aus der Stadt getrieben zu werden? Nehmen wir Nikolaus Blome, eins der Sturmgeschütze des Neoliberalismus beim Spiegel. Dort verbrutzelte er jetzt eine Kolumne, in der er den gierigen Gewerkschaftern mangelnde "linke Solidarität" vorwarf. Denn sie dächten, so ist dem Teaser zu entnehmen, nur an sich und ihre Geldbeutel und nicht an ihre arbeitslosen Genossen. Pfui!