Sonntag, 2. September 2018

Werte Wespen,


wir müssen mal reden. Ich verstehe euch ja in vieler Hinsicht. Vor allem in der, dass ihr dauernd auf Nahrungssuche seid. Alles roger, sind wir alle, irgendwie. Weil ihr aber im Gegensatz zu unsereins keine Aldimärkte habt, müsst ihr, wie die meisten Tierarten, halt gucken, wo es gerade was zu spachteln gibt. So weit, so schön. Wir wollen alle leben. Ich sollte auch erwähnen, dass ich im Gegensatz zu anderen meiner Artgenossen keine Panikattacken kriege, wenn ich eine von euch bloß von weitem sehe, weder gegen eure doofe Stecherei allergisch bin noch sonst irgendwie Angst habe vor euch. Erst recht nicht vor eurem anorektischen 'Biene Maja in böse'-Look. Wir könnten also wunderbar nebeneinander her existieren auf diesem Planeten. Wenn, ja wenn ihr euch nicht so steindumm anstelltet.

Freitag, 31. August 2018

Jenseits der Blogroll - 08/2018


Überschattet von aktuellen Ereignissen, kommt die allmonatliche Linksammlung dieses Mal erst zum Ultimo. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Es hat sich wirklich verdammt viel angesammelt dieses Mal. Mag daran liegen, dass ich Urlaub hatte und damit auch mehr Zeit zum Lesen. Aber immer dran denken: Man muss das nicht alles lesen. Kein Druck! 

Zuvor aber noch ein wichtiger Hinweis (danke, Claudia!): Es führt wohl kein Weg daran vorbei, sich als Blogger näher mit dem geplanten neuen Rundfunkstaatsvertrag zu befassen. Regelmäßige Leser dieser kuscheligen Ecke im Netz wissen, dass Kulturpessimismus mir auf den Sack geht, dass ich normalerweise nicht zum Schwarzsehen neige, eher zurückhaltend bin mit Kurzschlüssen wie 'Zensur!' oder 'Beschneidung der Meinungsfreiheit' und mich darob auch schon mal anlege mit wem. Wenn aber das stimmt, was da im Gespräch ist, könnte der Vertrag in dieser Form wohl wirklich das Ende der Bloggerei bedeuten, wie wir sie kennen. Dann wäre nämlich auch ich gezwungen, eine Rundfunklizenz zu beantragen (die mir jederzeit wieder entzogen werden könnte). Wieder stellte sich die Frage: Ist das den Spaß noch wert? Ich bin da noch am Anfang, bin juristisch nicht wirklich qualifiziert und auch bei der als ebenso tödlich für Kleinblogger geltenden DSGVO ist der ganz große Weltuntergang bislang ausgeblieben. Trotzdem scheint mir da erhöhte Wachsamkeit geboten.

Dienstag, 28. August 2018

Sachsen konkurrenzlos


Die Fakten, so weit bekannt: Ein 22jähriger Iraker und ein 23jähriger Syrer sollen am Wochenende in Chemnitz einen 35 Jahre alten deutschen Staatsbürger mit kubanischen Wurzeln so schwer verletzt haben, dass er kurze Zeit später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen ist. Die beiden Tatverdächtigen wurden inzwischen dem Haftrichter vorgeführt. Chemnitz trauerte. Und wie es trauerte! In der Praxis sah das dann unter anderem so aus:

Sonntag, 26. August 2018

Lenny@100


Mir ging's vermutlich wie vielen Heranwachsenden: So genannte 'Klassische' Musik fand ich totenöde. Hintergrundbeschallung für Oma-Kaffeekränzchen. Staubige Sterbebegleitmusik für scheintote, schickgemachte Rentner. In den Konzerten war stundenlanges Stillsitzen Pflicht, wer hustete oder mit dem Stuhl knarzte, musste befürchten, auf der Stelle gelyncht zu werden. Oder vom damals allgegenwärtigen, stets hohepriesterlich einherschwebenden Herbert von Karajan mit einem gruseligen Bannfluch belegt zu werden. Schlimmer als in jeder Kirche. Dann aber sah ich eines Sonntagmorgens im TV zufällig das hier:

Freitag, 24. August 2018

Der Elefant im Raum


#MeToo wäre tatsächlich eine Chance gewesen, über wirklich wichtige Dinge ins Gespräch zu kommen. Über Ausbeutung zum Beispiel. Es ist doch so einfach: Immer wenn irgendwo Geld, Macht, Einfluss winken, wird Sex zur Ressource. Oder droht es zumindest zu werden. Männer? Frauen? Zweitrangig. Es geht darum, wer in welcher - no pun intended - Position ist. Hätte man drüber debattieren können. Statt dessen werden überwiegend die sattsam bekannten Dummformeln abgelaicht: Männer sind Täter, Frauen sind hilflose, schutzbedürftige Engel (wahlweise sind sie omnipotente, moralisch höher stehende Superwesen, je nach dem), die grundsätzlich nur Gutes im Schilde führen und die mit aller staatlichen Macht vor jeder erdenklichen Zumutung geschützt werden müssen.

Dienstag, 21. August 2018

Craftgebiere


Am Wochenende war Hopfenfest in der Heimatstadt. Ein Franchise namens 'Hopfen sei Dank'. 200 verschiedene Biere gab es zu probieren. Dazu Streetfood. Zum Preis von 4 Euro konnte man ein Glas erwerben mit Eichstrichen bei 0,1, 0,2 und 0,3 l. 0,1 l gab es für 1-1,50 Euro. Teurer als in der Kneipe, sicher, aber angesichts des Gebotenen keine Mondpreise, musste man schon sagen. Außerdem gab es so die Chance, sich ordentlich durchzutesten, ohne auf halber Strecke schon hackenstramm zu sein. Abgesehen davon, dass es gruseliges Ankobersprech wie die Aufforderung, gefälligst "Teil einer Genussbewegung" zu werden, geflissentlich zu ignorieren galt, gäbe es für mich also eigentlich gute Gründe, das Event prima zu finden.

Sonntag, 19. August 2018

Der Klassenfeind am Esstisch


2008 hätte es angesichts der so genannten 'Finanzkrise' nur eine logische Konsequenz gegeben: Dem Kapital, das den Schlamassel angerichtet hatte, hätte es ans Leder gehen müssen. Statt dessen wurde die Allgemeinheit zur Kasse gebeten und zahlt seither bis heute die Zeche. Auf Jahrzehnte. In Form von verrottender Infrastruktur, geschlossenen Schwimmbädern, Theatern und Büchereien etc. In anderen Ländern, die es noch weit schlimmer erwischt hat, in Form von handfestem Massenelend. Dummerweise haben viele aus der bürgerlichen Mittelschicht ein Problem damit, dem Kapital ans Leder zu gehen. Weil sie sich nach wie vor nach oben orientieren, und sei es noch so zu Unrecht, sehen sie ihr eigenes Hab und Gut mit in Gefahr. Und so ward das Kapital bald wieder aus dem Schneider, die Wut der vielen aber, die Abstiegsängste mussten irgendwo hin, brauchten ein Ventil.

Samstag, 18. August 2018

Schmähkritik des Tages (21)


Heute: Bettina Weber über die Wellnessindustrie

"Das Gespräch kommt unweigerlich darauf, an jeder Party, an jedem Apéro. Man erwähnt so ganz nebenbei, müde zu sein oder gerade eine Migräne hinter sich zu haben, und schon legt das Gegenüber den Kopf schräg und sagt: »Dein Säure-Basen-Haushalt ist total aus dem Gleichgewicht.« Meist sind es Frauen, die einem ungefragt eine Diagnose stellen und gleich noch das Behandlungskonzept mitliefern, zum Beispiel, eine Detox-Kur zu machen. Oder Yoga.

Es sind nie Ärztinnen, die einen da ungewollt beraten. Aber sie wissen trotzdem Bescheid in Sachen Gesundheit. Weil die Gesundheit zum liebsten Hobby und zur grössten Obsession des modernen Menschen geworden ist. Obschon er noch nie so gesund und die medizinische Versorgung noch nie so hervorragend war wie heute, fühlt er sich dauernd krank. Latent ­leidend. Einfach nicht richtig gut. Die Lösung heisst: Wellness.

Mittwoch, 15. August 2018

Benimm dich entsprechend, Homo!


Früher, da war ja, wenn schon nicht alles besser, dann aber doch einfacher. Da waren Heteros noch Heteros und Schwule noch Schwule. Die hießen Detlef oder Dietmar, hatten rosa als Lieblingsfarbe, verkleideten sich als Frauen, machten immer hach Gooottchen! und heititei und knickten das Handgelenk so komisch ab dabei. Sie tranken Pikkolöchen statt Pils, aßen Monchéri dazu statt Bratwurst, waren dauergeil und baggerten immer alle Kerle in Sichtweite an. (Gut, das war zwar eklig und die bekamen schon mal aufs Maul dafür, aber es sorgte immerhin für klare Verhältnisse.) Von Beruf waren sie Friseur oder was mit Mode oder Kunst, sie hörten Opern, Marianne Rosenberg und Rosenstolz und vor allem: Sie blieben unter sich. In ihren Kneipen und Clubs, ihrer eigenen Subkultur. Na kommen Sie, so war es doch, oder? Weiß doch jeder.

Montag, 13. August 2018

Call Off Duty


Für 20 Monate hatten sie mich nach dem Abitur einberufen zum Zivildienst. Nach mir wurden noch welche für 24 Monate einberufen, aber das wurde noch während deren Dienstzeit wieder reduziert. Bundeswehr dauerte 18 Monate damals. Begründet wurde die Differenz mit den Wehrübungen, zu denen die Amateursoldaten im Gegensatz zu den Zivildienstleistenden nach ihrer Dienstzeit noch einberufen wurden. Wurden sie aber kaum noch. In den Achtzigern zumindest. Ging wohl auch nicht wirklich darum, sondern darum, Zivildienst weniger attraktiv erscheinen zu lassen. Wer mit Abitur zum Bund ging und nicht explizit darum bat, kam nach der zur 'Grundi' verniedlichten Grundausbildung auch nicht zu einer Kampfeinheit. Zu viele Scherereien, zu viele Beschwerden und Eingaben. Die meisten schienen in irgendwelchen Schreibstuben vor sich hin zu gammeln.

Freitag, 10. August 2018

Ronny des Monats - August 2018


Da Ronny und Co, wie schon letztens gesagt, keine Sommerpause machen, tut die Jury das auch nicht. Auswahl gab es jedenfalls wieder genug. Der notorische Viktor Orbán etwa, der die Rechten Europas zum Kampf aufgerufen hat. Oder der schweizer Sprinter Pascal Mancini, der mit dem Ausgang der heurigen Fußball-WM offenbar nicht einverstanden war und aus seinem Herzen diesbezüglich keine Mördergrube machte. Verfassungsschutzpräsi Hans-Georg Maaßen hat es als mutmaßlicher AfD-Berater leider verbockt, auf die Liste zu kommen, weil in der Sache noch nichts bewiesen ist. Schade, hätte bestimmt eine vordere Platzierung gegeben, aber wir bleiben dran. Gleiches gilt für den Berliner Anti-Terror-Beamten, der gern mal bräunlich müffelnde SMS verschickt haben soll und damit der Redewendung vom Bock, der zum Gärtner gemacht wird, eine neue Qualität geben würde.

Dienstag, 7. August 2018

Reiseimpressionen (8)


Länger her, dass ich mal mehr als einen Tag lang in den Niederlanden war. Nicht, dass ich nicht gewollt hätte, hatte sich nur irgendwie nicht ergeben. Jetzt war es mal wieder so weit. Und wieder einmal kam dieses relaxte, sympathische Nachbarland mir vor wie eines, an dem sich studieren lässt, wie es auch gehen könnte. Natürlich, auch dort gibt es Schattenseiten, zudem sind meine Eindrücke flüchtig und oberflächlich. Zumal man in Urlaubsstimmung gewisse Dinge eh anders wahrnimmt. Als ich im einmal im Supermarkt sah, wie die Kundin vor mir ein ausgiebiges Schwätzchen mit der Kassiererin hielt, dachte ich: Ach ja. Daheim, gestresst und womöglich einen Termin vor der Brust, wäre ich vermutlich schwer genervt gewesen davon. Sogar das badeschwammartige Brot kann einem da schmecken (oder zumindest nichts ausmachen). Ist also alles mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem, einiges sticht schon sehr ins Auge:

Montag, 6. August 2018

Vom Reisen


Es muss nicht zwingend schlecht sein, wenn etwas, das ursprünglich nur wenigen Privilegierten vorbehalten war, zum Massenphänomen wird. Gesundheitsversorgung etwa. Dass Arztbesuche und andere medizinische Maßnahmen in vielen europäischen Ländern keine reine Frage des Geldes mehr sind, hat die durchschnittliche Lebenserwartung nachweisbar nach oben gedrückt. Überhaupt ist immer Vorsicht geboten, wenn es heißt, es könne ja wohl nicht jeder... Bzw. solle denn jetzt etwa jeder...? Das ist meistens ein sicheres Zeichen, dass da jemand seine Privilegien gefährdet sieht und die Strickleiter der Solidarität, auf der er vielleicht einst selbst emporgeklettert ist, lieber wieder einziehen möchte. 

Sonntag, 29. Juli 2018

Dichotomie des Tages


Georg Seeßlen über Kommunist und Anarchist sein

"Wenn ein Kommunist ist, wer es nicht mag, dass Menschen ausgebeutet, entrechtet, vernachlässigt oder unterdrückt werden, und wenn ein Kommunist ist, wer dafür weder die Natur noch das Wesen des Menschen verantwortlich macht, sondern konkrete Verhältnisse, in denen Profit und Macht auf eine spezielle, extrem ungerechte Weise verteilt werden, dann bin ich eben ein Kommunist. […]

Samstag, 28. Juli 2018

Jenseits der Blogroll - 07/2018


Es ist wieder Zeit für die Fundstücke aus den unendlichen Weiten des Netzes, auf die ich so gestoßen bin. Ist einigermaßen viel Lesestoff dieses Mal, denn der hier zuständige Blogger wird sich nächste Woche für ein paar Tage in den Urlaub verabschieden und wird diesen auch als kurze Auszeit vom Bloggen gestalten. Da soll die Zeit nicht zu lang werden. Übrigens: Geht es noch jemandem so? Jedes Mal, wenn so eine luftig gekleidete Wetterfee aus ihrem voll klimatisierten Studio heraus bestens gelaunt vom "herrlichen Sommerwetter" schwärmt, das wir gefälligst zu genießen hätten, werden die Gewaltphantasien, die einen dabei überkommen, krasser. Hey, dabei wollte ich gar nichts über das Wetter schreiben. Muss am Wetter liegen.

Donnerstag, 26. Juli 2018

Schmähkritik des Tages (20)


Heute: Vincent Klink über Sternegastronomie in Deutschland und Harald Martenstein.

"Man darf Deutschland nicht mit Paris vergleichen und glauben was die Franzmänner können könne der Teutone auch. Deutsche Köche können das wohl, aber der Bürger hierzulande gibt für ein Menü kaum 300 Euro aus, und die braucht es, um ohne Hotel oder Sponsor im Rücken mit der Zwei- Drei-Sterneküche nicht zu verhungern.

Dienstag, 24. Juli 2018

Nur falsche Gewinner


Man muss kein Fan Angela Merkels sein, um ihr ein beängstigendes Gespür für politische Stimmungen zu bescheinigen. Vor vier Jahren noch ließ sie kaum eine Gelegenheit aus, sich in der Nähe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu zeigen. War im Stadion zugegen und machte auch vor Besuchen in der Kabine nicht halt. Gut, das mit den Stadionbesuchen war dieses mal schwierig, weil die WM beim Iwan, pardon, beim Wladimir stattfand. Aber sonst? Bis auf ein kleines Shakehands auf der Durchreise in Südtirol war da wenig, wenn ich mich nicht täusche. Ahnte sie, welche Auswirkungen ein Fototermin zweier Spieler mit einem unverzichtbaren Verbündeten und 1A-Kunden der deutschen Rüstungsindustrie noch haben würde? Hatte sie Wind bekommen davon, wie es beim DFB hinter den Kulissen rumste?

Sonntag, 22. Juli 2018

Der Krampflöser


"Du, Mutti!" - "Ja, mein Kind?" - "Ich mag mein Brechmittel nicht essen."
Da hilft nur Pornosan! Mit dem Wirkstoff Sanoporn.
"Du, Susi." - "Ja, Föhni?"
Kinderpsychologe Doktor Prügelpeitsch meint…
"Graben!"
Bitte einen Sonderapplaus für den Hausmeister hier. Ein wunderbarer Mensch, man muss ihn einfach gern haben - sonst schmeißt er einen raus.
Da gibt es Leute, die stülpen sich kleine Gummitütchen über ihren Schniedelwutz.
Otto versaut Hamburg!
Peter, Paul and Mary are planning a bankrobbery.
"Auge an Großhirn, Auge an Großhirn!"

Donnerstag, 19. Juli 2018

So sieht's aus


»Wenn Trump morgen sagt, der Mond sei aus Käse, dann lauten die Schlagzeilen:
"Trump: Mond aus Käse"
"Trumps Äußerung zum Mond wird von Nasa zurückgewiesen"
"Diskussion um Trumps umstrittene Mond-Meinung"
Drei Tage später lässt sich die Wirkung auf Facebook beobachten, in Form von Beiträgen der Sorte: "Nasa gibt zu: Neil Amstrongs Cousin war zum Zeitpunkt der 'Mondlandung' an einer Käsefabrik beteiligt". Und "Käsemond - Was verschweigen sie uns?". 200.000 Likes. Dann erscheinen verständnisvolle Debattenartikel, die dazu aufrufen, die Ängste und Sorgen der Käsemondbürger ernst zu nehmen.

Sonntag, 15. Juli 2018

WM-Bilanz


Also gut, versuchen wir uns am Ende des vierwöchigen Ballgekickes an einer Bilanz. In bewährter Thesenform. Acht sind's geworden.

1. Die französische Mannschaft ist völlig verdient Weltmeister geworden. Glückwunsch.
Das Team, das über das gesamte Turnier hinweg am besten und cleversten gespielt hat, hat völlig zu recht gewonnen. Waren von Anfang an meine Favoriten. Haben im torreichsten Finale seit Jahrzehnten (und einer der torreichsten Partien des Turniers) den kroatischen Konterkönigen, die allerdings auch drei Verlängerungen in den Knochen hatten, überzeugend den Zähne gezogen. Und als Nebeneffekt einem aggressiven Nationalismus, wie er von Teilen der kroatischen Fanszene praktiziert wird, ebenfalls.

Mittwoch, 11. Juli 2018

Ronny des Monats - Juli 2018


Im Gegensatz zu diversen Fernsehsendungen und sonstigen Einrichtungen ist bei der Ronny-Jury keine Sommerpause angesagt. Wäre auch schwierig bei all dem Material, das einem so Monat für Monat auf den Schreibtisch flattert. War auch dieses Mal wieder so einiges an Grenzwertigem, das es leider nur auf die Backlist geschafft hat. Dass der ehemalige, mit Staatskohle bestens versorgte Ex-Polizeigewerkschaftssupremo Rainer Wendt das rechtsstaatliche Gedusel manchmal schon echt lästig findet. André Poggenburg, der die Bundeswehr entschwulen will und sich nach seinem Erwin sehnt. Die Entsorgungs- und Säuberungsphantasien von AfD-Männern wie Dubravko Mandic und Carsten Härle. Dass Teilnehmer des heurigen Kyffhäuser-Treffens Journalisten bedroht und attackiert haben. Dass ORF-Mitarbeiter auch privat einen Maulkorb verpasst bekommen sollen. Oder, apropos Österreich, dass der Salzburger Gemeinderat zum wiederholten Male einstimmig (!) gegen die Umbenennung der Josef-Thorak-Straße entschieden hat.

Und und und. Menge Holz also. Die Top 5 des Monats

Samstag, 7. Juli 2018

Mittwoch, 4. Juli 2018

Lernen vom Sieger


"Das Wasser ist trüb, die Luft ist rein, Franz Josef muss ertrunken sein." (Otto Waalkes)

Als ich vor einigen Jahren auf Besuch war bei der bayerischen Verwandtschaft, herrschte dorten gerade Landtagswahlkampf. Oder zumindest das, was man angesichts der alle vier Jahre anstehenden CSU-Reakklamation so nennen kann. Einen Tag wartete ich im damals beschaulichen Freilassing - es war der Sommer, bevor Gevatter Flüchtling aufschlug - an der Kirche auf den Bus, der mich nach Salzburg kutschieren sollte. Mein Blick fiel auf eine Plakatwand. Auf der waren so ziemlich alle zur Wahl stehenden Parteien vertreten. Alle hatten sich irgendwie Mühe gegeben, einen wenn auch hochgradig nichtssagenden Slogan zu verzapfen. "Für ein starkes Bayern", "Voran mit Alois Hinterzipfler" oder so was in der Art.

Sonntag, 1. Juli 2018

Auch heuer wieder


Die alljährliche 'Extraschicht' hier im Ruhrgebiet ist eines dieser Events, die man uneingeschränkt empfehlen kann. Wenn das Wetter gut ist. Das Ticket ist mit 17 € (VVK, AK: 20 €) nicht ganz billig, dafür ist überall freier Eintritt und freie Fahrt mit allen Öffis. Wer sich das nicht leisten kann bzw. möchte, radelt zu einem der größeren Veranstaltungsorte (die ehemaligen Zechengelände, wie hier Ewald in Herten, sind inzwischen gut mit Radwegen auf ehemaligen Bahntrassen vernetzt) und tut ich das Volksfest an. Essen, trinken, Livemusik, die Atmosphäre genießen. Kein Verzehrzwang, niemand mit mitgebrachten Getränken wird dumm angemacht oder des Ortes verwiesen. Inklusiv, entspannt, unaggressiv, das Ganze. So muss das.

Samstag, 30. Juni 2018

Eine Zäsur


Es wird ekelhafter, jeden Tag. Auch im Alltag. Sie verbrämen es längst nicht mehr, erst recht nicht verschämt. Die Tage erst, im Büro: Arbeitslose und Flüchtlinge bekämen Luxus-Zahnersatz gratis, während wir unser sauer verdientes Geld... Jede Gegenrede ist da sinnlos, verfängt nicht. Du kannst mit dem SGB V in der Hand argumentieren, du kannst belegen, so unaufgeregt, freundlich und sachlich wie möglich. Irgendwann erwidern sie garantiert, sie kennten da einen, der einen kenne, der säße da an der Quelle und wisse da ganz genau Bescheid. Über jeden Zweifel erhaben. Diskussion beendet. Ja, danke auch fürs Gespräch.

Mittwoch, 27. Juni 2018

Jenseits der Blogroll - 06/2018


So, alles rollt die schwarzrotgüldenen Feudel wieder zusammen, packt die Fanartikel in die Mottenkiste und geht nach Hause. Sinniert vielleicht darüber nach, ob das grottendämliche Verhalten zweier DFB-Angestellter am Samstag die Schweden vielleicht noch extra motiviert haben könnte, den Mexikanern einen reinzutun. Müßig. National Tickende können sich entweder bestätigt sehen oder es sich als Verdienst anrechnen, es zwei Spielern mit Migrationshintergrund richtig gegeben und sie schwachgepfiffen zu haben. Wenn sie mögen. (Gewissen Leuten ist da einiges zuzutrauen.) Oder man nutzt als Fußballfan die nächsten zwei Wochen, um Mannschaften bei der Arbeit zuzuschauen, die den Job können. Und ja, okay, ich lag falsch mit meiner Prognose, ein Vorrundenaus der deutschen Mannschaft für unwahrscheinlich zu halten.

Dienstag, 26. Juni 2018

Schmähkritik des Tages (19)


Heute: Ilja Behnisch über den Island-Hype bei der WM

"Es ist schick, die Wikinger aus dem Huh super zu finden. Seit der Europameisterschaft vor zwei Jahren hält die Island-Euphorie nun schon an. Die tollen Nordlichter zeigen es den großen Nationen aber eben auch mal so richtig. Ein Land mit der Einwohnerzahl Bielefelds. Und dabei sind sie noch so freundlich. Und der Trainer ist doch Zahnarzt. Und sie haben ein Feen-Ministerium. Und überhaupt sind ja 20 Prozent aller Isländer in Russland bei der WM. Lauter großartige, ganz unbedingt sympathische Geschichten aus der Fußball-Diaspora.



Montag, 25. Juni 2018

Nationale Sippenhaft


"Nationalismus bedeutet Krieg" (François Mitterand)

Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen die schwedische am vergangenen Samstag hat sehr schön offenbart, was das Problem ist am Konzept des Nationalismus. Es bedeutet, von welchen, die so gar nichts haben außer ihrer Nationalität, in Sippenhaft genommen zu werden. Etwa von Leuten, die damals, als Dezenz und gute Manieren verteilt wurden, offenbar gerade kacken waren. Oder anderweitig beschäftigt. Vielleicht damit, anderen Menschen überheblich ins Gesicht zu grölen. Die beim DFB schaffenden Herren Behlau und Voigt sind solche Prachtexemplare. Und denen soll ich mich nun irgendwie näher fühlen als den freundlichsten Mitmenschen aus irgendeinem beliebigen anderen Land? Wegen Nation? Weil wir zufällig Herkunftsgegend, im Pass eingetragene Staatsbürgerschaft und Muttersprache teilen?

Samstag, 23. Juni 2018

Einer von uns


Mesut Özil ist in Gelsenkirchen quasi auf dem Aschenplatz groß geworden. Als wie er im Ruhrgebiet Sozialisierter weiß ich ungefähr, was das heißen kann. Fußball hat hier schon immer und immer noch mehr mit Maloche zu tun als mit Spiel, noch einen Tick mehr mit Eierhaben (Kahn) und Dreck fressen als anderswo. Auf zahlreichen Plätzen beschränkt sich das Standardrepertoire taktischer Anweisungen noch immer auf: "Tu ihn angehön!", "Los, tretn'umm!", "Lass domma datt Fummeln, ey!", "Lauf, du Sack!" und "Getz spieldo'ab, Mann!". In dieser Welt ist der Ruf, ein 'Schönspieler' zu sein, mitunter fatal. Wer ihn anpappen hat, muss doppelt so gut sein wie jeder rustikale Gegnerumhauer. Wem noch das verwandte Etikett, eine 'Schwuchtel' zu sein anhaftet, dreimal so gut. Wenn überhaupt.

Donnerstag, 21. Juni 2018

Nicht ganz dicht


Momentan droht die Regierung ja an der Migrationsfrage zu zerfliegen. Und zwar, das ist wichtig, allein weil es einem bayerischen Provinzfürsten, in dessen Windschatten und in dessen Rektum rechte Nachwuchskräfte an die Fleischtöpfe sich zu glitschen trachten, so gefällt. Noch einmal: Es geht weder um Migranten, noch um das deutsche Vaterland und erst recht nicht um Menschlichkeit. Es geht nur noch darum, Angela Merkel zu stürzen. Das wäre keine Katastrophe und auch nicht der Weltuntergang. Sie ist weiß Gott keine Heilige. Aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass sie momentan eine der letzten ist, die sich, entgegen allen rechten Gegeifers und aller Verleumdungen, noch an geltendem Recht orientieren. Ihr größter Fehler war nicht die imaginierte Grenzöffnung, sondern den Bitchmove Österreichs und Ungarns im Sommer 2015 nicht rechtzeitig durchschaut und nicht erkannt zu haben, wie die Rechten jene imaginierte Grenzöffnung seither zur Dolchstoßlegende 2.0 aufbauen.

Montag, 18. Juni 2018

Apocalypse Now


Formulieren wir höflich und sehen wir das Positive: Elf freundliche Mexikaner sorgten gestern für eine ungestörte Nachtruhe. In der untergangsbesoffenen Journaille aber tut man so, als sei's wieder '45. Na gut. Bisschen dick aufgetragen. Sagen wir 2000. Jene Stunde null, da Der Deutsche FußballTM offiziell am Boden lag.

Donnerstag, 14. Juni 2018

Jetzt geht's lo-hos!


Neun Thesen zur WM bzw. Gründe, sie sich trotz allem anzutun

1. Private Boykotte sind sicher ehrenwert, aber sinnlos. Eine überschätzte symbolische Geste.
In moralischer Hinsicht spricht natürlich nichts dagegen, das Event zu boykottieren. Problem ist, das beeindruckt kaum einen und bringt auch keinem wirklich was. Außer einem selbst die Gewissheit, die richtige Gesinnung Gassi zu führen. Weil es keine nennenswerte politische Resonanz gibt dafür und die Zeit zu kurz, der Anlass zu punktuell ist, dass sich eine breite Graswurzelbewegung bilden kann. Stimmt ja, Putins Russland ist eine Demokratur mit autokratischen Zügen, in der kritische Stimmen sich nicht sicher fühlen können, in der Religion als Herrschaftsinstrument eingesetzt wird und etliches andere mehr. Sportliche Großereignisse zu goutieren, verlangt einem minunter die Fähigkeit zum Ausblenden ab. Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften haben auch nach 1936 in Ländern mit Geschmäckle stattgefunden. Eine Fußball-WM in Südafrika wäre in den 1980ern wegen des Apardheit-Regimes kaum machbar gewesen. Eine in einem von einer Mörderbande in Uniform regierten Argentinien in den 1970ern sehr wohl.

Dienstag, 12. Juni 2018

Schmähkritik des Tages (18)


Heute: Anthony Bourdain über Henry Kissinger

"Once you’ve been to Cambodia, you’ll never stop wanting to beat Henry Kissinger to death with your bare hands. You will never again be able to open a newspaper and read about that treacherous, prevaricating, murderous scumbag sitting down for a nice chat with Charlie Rose or attending some black-tie affair for a new glossy magazine without choking. Witness what Henry did in Cambodia* - the fruits of his genius for statesmanship - and you will never understand why he’s not sitting in the dock at The Hague next to Milošević." (Anthony Bourdain, 2001, zit. in: slate.com, 8.6.2018)