Freitag, 31. Januar 2020

Und tschüss!


Es spricht das eine oder andere dafür, dass Historiker den heute stattfindenden 'Brexit' dereinst als Meisterstück der Demagogie einordnen werden. Weil es gelungen ist, genügend Leuten einzureden, die EU sei ein böser Moloch, der tapfere kleine Nationen am autonomen Weltreichsein hindere. Die einem Politclown die Schnurre abgekauft haben, jetzt, ohne das EU-Diktat, hätte man Abermilliarden zur Verfügung, sie für Wohltaten im eigenen Lande zu verwenden. Obwohl man sich in konservativen Kreisen längst damit brüstet, den eh schon armseligen Sozialstaatsrest jetzt so richtig zu f***en. Woraufhin sie in Schottland wohl ein neues Referendum veranstalten werden und… Was soll‘s, so ziemlich alles schon gesagt dazu. Daher:

Dienstag, 28. Januar 2020

Weiwei, SPD


Versteht einer die ganze Aufregung um Sigmar Gabriel und Thilo Sarrazin? Einem alten Bonmot zufolge, ist die SPD eine kleinbürgerliche Partei, die sich einen linken Flügel hält. Nachdem der linke Flügel, will heißen: der, der noch am ehesten sozialdemokratische Werte vertreten hat, sich weitgehend zu den Linken oder in Richtung Nichtwählerschaft verabschiedet hat, bleibt halt fast nur noch Kleinbürgertum übrig. Was unter anderem bedeutet, wenn‘s dem eigenen Fortkommen dient, auf Solidarität, auf internationale zudem, mal gepflegt zu pfeifen und sich, wenn nötig, auch mit dem Kapital ins Bett zu legen.

Sonntag, 26. Januar 2020

No crap in OB


Hui, wie die Zeit vergeht. IQ war in den frühen Neunzigern eine der Bands, die noch tapfer die Idee hochhielten, dass Rockmusik mehr sein kann als drei Minuten, drei Akkorde und Chart- oder Bikerclubtauglichkeit. Übernächstes Jahr feiern sie 40jähriges Bühnenjubiläum. Vierzig! Kommt mir fast wie vorgestern vor, dass der liebe S. mir zum Geburtstag die CD-/DVD-Box zum 20jährigen Jubiläum geschenkt hat. Gestern also in Oberhausen. Wie üblich bei Konzerten dieses Genres, ist ein gut gemischtes, recht gesetztes Publikum zwischen 16 und 75 Jahren anwesend. Das macht vieles entspannter.

Freitag, 24. Januar 2020

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (21)


Kürzlich frühmorgens in eine nicht eben alte Jeans gestiegen und - zack! - verabschiedete der Reißverschluss sich auf finale Weise aus seinem aktiven Dienst. Ärger. Nachmittags, nach der Arbeit mal geschaut, ob ich den Beleg noch hatte. Hatte ich. Sinnvoll, in zunehmenden Alter Alteleutegewohnheiten zu entwickeln wie Kaufbelege aufzubewahren. Etwas über sechs Monate her, der Kauf. Puh. Zwar beträgt die gesetzliche Gewährleistungsdauer zwei Jahre, aber nach sechs Monaten kehrt sich die Beweislast um, weswegen es im Gespräch mit einzelnen Einzelhändlern bereits zu, sagen wir, mitunter unschönen Szenen gekommen ist.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Jenseits der Blogroll - 01/2020


Das aktuelle Datum hat schon wieder eine Zwei als erste Ziffer. Die Links und Fundstücke des Monats:

Politik und Gesellschaft. Anlässlich jüngerer politischer Entwicklungen werden oft Parallelen zu den 1920er-Jahren gezogen. Der Zeithistoriker Martin Sabrow im Interview über schiefe Vergleiche und wieso die 'Goldenen Zwanziger' ein im Nachhinein geschaffener Mythos sind.

Sonntag, 19. Januar 2020

Schmähkritik des Tages (35)


Heute: Micky Beisenherz über das "Deppenemirat" Dubai - reloaded

"Ist Instagram der unbestritten dümmste Ort des Internets, so wird es jedes Jahr im Winter durch zahllose Posts aus ebendiesem Bling-Bling-Kalifat noch einmal eine ganze Terz trauriger. Und wenn Sie sich immer schon gefragt haben, was all diejenigen, die fürs neue iPhone oder neue Yeezies vorm Laden pennen und am Black Friday die Malls stürmen, sonst noch für Sehnsüchte haben: Et voilà. There you have it: Dubai it is. It's that time of the year! […]

Dienstag, 14. Januar 2020

Damit mal Ruhe ist


Ein regelmäßiger Leser wird nicht müde, den unter dem Pseudonym ('Künstlername' möcht' man's nicht nennen) 'Chris Tall' arbeitenden Witzeknubbel Christopher Nast für einen 'Ronny des Monats' zu nominieren. Ich habe das immer vor mir hergeschoben. Sich an ihm abzuarbeiten, ist nämlich nicht ganz einfach. Ich komme mir dabei ein wenig vor wie ein peinlicher Vater, der seiner pubertierenden Tochter erklären muss, wieso es jetzt keine so gute Idee ist, im Bikini durch die Altstadt von Marrakesch zu laufen. Oder sich spießig die Ohren zuhält angesichts von 'Krachmusik'. So möchte man eigentlich nicht sein bzw. wollte es nie werden. Außerdem ist der Kerl mir dafür einfach zu egal.

Samstag, 11. Januar 2020

Ronny des Monats - Januar 2020


Wir leben in Zeiten, in denen ein brennender Einkaufswagen eines Betrunkenen und eine anschließende, gewaltsame Auseinandersetzung mit der Polizei in gewissen, nicht einmal zwingend rechten Kreisen aufgebauscht werden zu Linksterrorismus, Morddrohungen gegen Bürgermeister oder einen Polizeipräsidenten, der sich kritisch gegen die AfD geäußert hat, in denselben Kreisen gerade mal ein Schulterzucken hervorrufen. In denen es als Nazimethoden denunziert und als Gefahr für die Meinungsfreiheit hochgejazzt wird, wenn ein paar Studenten gegen die Vorlesung eines Professors protestieren, der mal die AfD mitgegründet hat, anderen ihre Meinungsfreiheit per MG abgewöhnt werden soll.

Dienstag, 7. Januar 2020

Bonlose Anarchie


Deutschland gilt ja vielen nicht nur, und das nicht zu unrecht, als Land der Unentspannten, sondern auch als das der Blockwarte und der Denunzianten. Vornehmlich, so will es das Klischee, sind es Rentner, die den ganzen Tag hinter der Gardine hängen, wo sie darauf lauern, dass einer seinen Wagen einen Millimeter falsch parkt. Um dann zum Telefon zu greifen und die Behörden zu alarmieren. Und da sie meist viel Tagesfreizeit haben, schrecken sie auch vor langwierigen Briefwechseln mit diversen Behörden nicht zurück. Ein vergleichsweise billiges Hobby.

Samstag, 4. Januar 2020

Lektüre zwischen den Jahren


So, paar Tage frei gehabt. Und sogar Muße, ein wenig Belletristisches einzupflegen. Wen es interessiert:

Adel ohne Kitsch

So genannte historische Romane sind normalerweise grottenöde, wenn die Zeit, in der sie spielen, bloße Kulisse ist. Schwer zu verdrängen für mich Marion Zimmer Bradleys 'Die Feuer von Troja'. Im Prinzip bloß eine phrasenstrotzende amerikanische Soap Opera in Sandalen und langem Rauschegewand. Weit geschickter stellte sich Umberto Eco an in seinem Erstling 'Der Name der Rose'. Der Bologneser Professor legte sich zusätzlich zu der Aufgabe, eine spannende Geschichte zu erzählen, die Hürde in den Weg, das nach bestem Wissen aus der Perspektive eines damaligen Menschen zu tun, nämlich dem Ich-Erzähler Adson von Melk. Das erschloss sich zwar schwerer, brachte einen als Leser aber weiter.

Donnerstag, 2. Januar 2020

Zwanziger


Nun, da der unangefochtene König der satirischen Jahresrückblicke wegen umfangreicher 'Black Mirror'-Verpflichtungen wohl endgültig keinen Jahresrückblick mehr produzieren wird, derjenige der 'heute-Show' schon vor Weihnachten über die Flatscreens gegangen ist, ich Dieter Nuhr weder witzig noch satirisch finde, Dietmar Wischmeyer seinen Jahresrückblick bereits im April erledigt hat und beim einzig verlinkenswerten, dem von Urban Priol nämlich, man mir zuvorgekommen ist --

Montag, 30. Dezember 2019

Unser Omma wieder


Hui, haben sie es kurz vor Jahresende gerade noch geschafft, ein weiteres Skandälchen zum Aufregen durchs Dorf zu treiben. Und dann gleich ein besonders auserlesen dämliches, wenn nicht gar das mit komfortablem Vorsprung dämlichste des Jahres. Im WDR hat ein Kinderchor ein Liedlein zum Besten gegeben, das unter anderem die Rede ist von einer Oma, die, so wörtlich, eine "Umweltsau" sei. Skandal! Sippenhaft! Kinder werden politisch indoktriniert und für Propaganda missbraucht!

Dienstag, 24. Dezember 2019

Jenseits der Blogroll - 12/2019


Pünktlich zum Anbruch der Festtage die monatliche Sammlung an Links und Lesestoff. Für alle, die Zeit zum Lesen übrig haben. Ich wünsche schöne Feiertage allerseits, ob und wie auch immer im einzelnen begangen.

Sonntag, 22. Dezember 2019

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (20)


Keine Ahnung, wann ich zuletzt Playmobil gekauft habe. Ich glaube, das letzte Mal bekam ich noch Taschengeld und war elf oder so. (Hier wäre ich ja fast mal schwach geworden, aber das war nur Spaß.) Als an Spielkram weitestgehend uninteressierter Kinderloser ist man ja normalerweise irgendwann raus. So war es für mich sehr überraschend zu erfahren, dass, seit dem Ablaufen diverser Patente vermutlich, Lego-kompatible Systeme erhältlich sind, die sich allein um das Thema Militär drehen, komplett mit Ardennenoffensive und Schlachtschiffen. Gibt es alles beim Helden der Steine zu lernen. Auch, dass es für den Zusammenbau spezieller Lego-Modelle, dem Umfang der Aufbauanleitung nach zu urteilen, vermutlich eines Bachelor-Abschlusses bedarf. 

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Uff d'r Deutsche Eisebahne...


"Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe." - mit dieser steilen These versuchten einst die öffentlich-rechtlichen Sender sich gegen die private Konkurrenz zu behaupten. Satire und Volksmund verballhornten das höchst gelungen zu: "Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze." Dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, wenn die Deutsche Bahn AG eine Vorlage auf den Fuß gezirkelt bekommt wie "Greta genießt‘s in vollen Zügen", war absehbar.

Sonntag, 15. Dezember 2019

Schmähkritik des Tages (34)


Heute: Rainer 'Don Alphonso' Meyer und Hannes Soltau über die Blockflöte

"Die Blockflöte ist die Kalaschnikow unter den Musikinstrumenten: Enorme Durchdringkraft, unverkennbares Geräusch, unverwüstlich, billig in jedem Kaff Bayerisch Afghanistans zu beziehen, und richtet auch in Kinderhänden schon maximalen Schaden an." (FAZ.NET, 4.7.2009)

"Was die Freunde des Instruments dabei aber meist unterschlagen: Die Blockflöte ist ein musikevolutionärer Zombie, der eigentlich längst seine ewige Ruhe neben Drehleier und Schalmei auf dem Instrumentenfriedhof der Geschichte verdient hätte. Als im 18. Jahrhundert der Kampf der Aufklärung gegen die Folter erfolgreich war, verschwand mit der Streckbank und den Daumenschrauben nämlich auch die Blockflöte als Geisel der Menschheit.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Nacht der Entscheidung


Heute gilt‘s im Vereinigten Königreich. Verfolgen Sie aus aktuellem Anlass die knackaktuelle Berichterstattung der Kollegen von der BBC über die Wahlen zum Unterhaus.

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Ronny des Monats - Dezember 2019


Weihnachtszeit ist ja bei Ronny & Co traditionell Hysterikerzeit. Weil, einschlägiger Wahrnehmung zufolge, ein jahrhundertealter Brauch nach dem anderen auf dem Altar von Umvolkung und Politischer Korrektheit geopfert wird. Jüngstes Beispiel: Die Augsburger Uniklinik hat dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum im Foyer aufgestellt. Sicher, das beruhte nach Angaben des Krankenhauses auf einer Feuerschutzvorschrift, aber was sind schon Fakten gegen eine solch schöne Steilvorlage, seinen Rassismus, seine Xenophobie und maßlosen Überfremdungsängste, wie grotesk auch immer, rauszuposaunen.

Sonntag, 8. Dezember 2019

Umgevolkt im Münsterland


Und keiner merkt's. Außer mir.

Da hört sich doch alles auf! Ich meine, da lustwandelt man nichts Böses ahnend in angenehmer Gesellschaft über den idyllischen Adventsmarkt am münsterländischen Schloss Raesfeld, besser gesagt: Man versucht sich einen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen, da die Veranstaltung sich mit den Jahren immer mehr zu einer winterlichen Außenstelle der Cranger Kirmes entwickelt hat -- und dann das. Man ordert irgendwann an einem entsprechenden Stand ein alkoholisches Heißgetränk und weil es, wie gesagt, recht belebt war, dauert das ein wenig, sodass man Bestellungen des übrigen Publikums mitbekommt. Und was hörte ich da? Nicht einmal, sondern immer wieder? "Kakao mit Schuss" hörte ich da!

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Die ganz alte Tante


Man kann sich, wie so viele andere, an Personen abarbeiten. Am honorig-beflissenen Norbert Walter-Borjans und an seiner Co-Vorsitzenden Saskia Esken, die bislang vor allem dadurch aufgefallen ist, ihr notorisches Überfordertsein mit autoritär-patzigem Auftreten zu kaschieren. Man kann sie aber auch bedauern, weil auch sie zwangsläufig scheitern werden. Das ist nicht ihre Schuld und liegt auch nicht an mangelndem guten Willen. Es liegt schlicht daran, dass man nicht gegen den Lauf der Dinge arbeiten kann. Anders gesagt mit Fontane, dem ollen Jubilar:

Montag, 2. Dezember 2019

Wenn Kunst mal weh tut (2)


"Teurer Finder, suche überall, auf jedem Zollbreit Erde. Suchet in der Asche. Die haben wir verstreut, damit die Welt sachliche Beweisstücke von Millionen von Menschen finden kann." (Salmen Gradowski, 1944 in Auschwitz ermordet)

Dank einer großartigen Aktion des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) hat Berlin seit heute ein neues Denkmal: eine "2,5 Meter hohe und 4 Tonnen schwere Gedenk- und Widerstandsstätte aus Edelstahl auf dem Gelände der ehemaligen Krolloper" (ZPS), in der der zur Alibi-Veranstaltung geschrumpfte Reichstag ab 1933 tagte und in der "vor genau 86 Jahren der deutsche Konservatismus die Demokratie in die Hände von Hitler und seinen Nazischergen legte." (ZPS, ebd.) Die Säule enthält exhumierte Asche aus der Gegend um Auschwitz.

(Korrektur, 3.12.: Nein, das ist seitens des ZPS nirgends behauptet worden.)

Freitag, 29. November 2019

Prioritäten


Unsere Bürgerlich-Konservativen sind bekanntlich ein höchst aufmerksames Völkchen. Sobald jemand irgendwo erwähnt, dass seit der Wiedervereinigung zirka 200 Menschen durch Rechtsextreme zu Tode gekommen sind, im gleichen Zeitraum durch Linksextreme hingegen genau niemand, erinnern sie stets daran, niemals und keinesfalls die viel, viel gefährlichere Gefahr von links zu unterschätzen. Immer schön zu erfahren, dass es Menschen gibt, die noch echte Probleme haben.

Montag, 25. November 2019

Been there, did that


Ein weiteren Eintrag abgehakt, der sich vermutlich auf irgendeiner dieser diese Wichtigtuer-Listen findet mit den tausend Dingen, die man angeblich unbedingt erledigt haben muss als hipper Individualistendödel, bevor man abkratzt, will man nicht überall unten durch sein (Nr. 15: Auf der Toilette des angesagtesten Clubs in London Sex mit Wildfremden haben - Nr. 344: Silvester auf dem Times Square - Nr. 449: Auf dem Eiffelturm eine Dosis Nasenata reinziehen - Nr. 941: Bei Sonnenuntergang am Hafen von Manila Street Food mampfen, zusammen mit Ihren gleichermaßen sagenhaft erfolgreichen und zu Tode gelangweilten Sackgesicht-Freunden, die auch alle nicht arbeiten müssen und nicht wissen, wohin mit ihrer Kohle). 

Sonntag, 24. November 2019

Jenseits der Blogroll - 11/2019


Die Fundstücke des Monats wieder. Höchste Zeit. Sonst werdens noch mehr.

Politik. Genau mein Reden: Können wir bitte mal Schluss machen mit diesem sozialtherapeutischen Betüttern von AfD-Wählern? Wer AfD wählt und sagt, er täte das allein aus legitimem Protest, ist entweder verlogen, leichtfertig oder steindumm. Oder hält mich für letzteres. Wer AfD wählt, wählt Faschisten, muss sich dann gefälligst auch mit diesem Vorwurf auseinandersetzen und soll nicht passiv-aggressiv rumheulen von wegen: Keiner versteht mich. Für eventuelle Konsequenzen eigener Entscheidungen bzw. Nicht-Entscheidungen geradezustehen, ist übrigens bekannt als 'erwachsen sein'. Oder 'Autonomie'.

Freitag, 22. November 2019

Gesprächsangebot abgelehnt


"Aber weil jede ältere Generation neu darin ist, alt zu sein, denkt jede von ihnen, als sei es das erste Mal: Mit der Jugend geht's echt abwärts." (Matthias Lohre)

Es macht mich durchaus ein bisschen stolz, dass meine Erzeuger offenbar irgendwann verstanden haben, dass die Welt sich weitergedreht hat. Dass sie begriffen haben, dass ihre Maßstäbe und ihr Erfahrungshorizont nicht allgemeingültig sind. Sie bemühen sich fast immer zu verstehen, anstatt vorschnell zu urteilen. Vielleicht hilft es ihnen, dass sie dank frühen Einzahlens in die Rentenversicherung und guter Gesundheit ihren Lebensabend dafür nutzen können, auf Reisen ihren Horizont zu erweitern, anstatt ihn zu verengen.

Dienstag, 19. November 2019

Schmähkritik des Tages (33)


Heute: Wolfgang Abel über Weihnachtsmärkte

"Wenn es den Gemeinden wirklich um die Reduktion von Emissionen jeder Art ginge, müßten Weihnachtsmärkte an vorderster Stelle der Schamliste stehen. Öffentliche Plätze als Resterampe mißbrauchen und das ganze noch Markt nennen, tiefer kann ein Gemeinwesen nicht sinken." (Wolfgang Abels Kolumne vom 10. November 2019)

Samstag, 16. November 2019

Narratives


Der Begriff Major Consensus Narrative lässt sich kurz definieren als das, was innerhalb einer bestimmten Gruppe von einer Mehrheit für die Wahrheit gehalten wird. Die Beispiele sind da durchaus zahlreich:

"Eskimos haben 100 Wörter für Schnee, Ärzte schwören auf den hippokratischen Eid, Hexenverfolgungen waren ein Phänomen des Mittelalters – drei Ansichten, die in der Mehrheit der Bevölkerung weit verbreitet sind. Dass sie nicht stimmen, ist nicht so wichtig, denn dafür sind es einfach zu gute Geschichten, die hervorragend in unser Weltbild passen." (Erik Wenk)

Dienstag, 12. November 2019

Ronny des Monats - November 2019


"Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen:
Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus.
Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig.
Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent.
Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi." 

(Gerhard Bronner)

Samstag, 9. November 2019

11-9


Der 9. November 1989 war ein Donnerstag und ich hatte Spätschicht, weil ich da Zivildienst im Krankenhaus machte. In den beiden Viererzimmern der Station herrschte meist gute Stimmung, denn dort waren in der Regel Patienten mit leichteren Gebresten untergebracht. Als ich den Raum betrat, um die Tabletts vom Abendessen wieder einzusammeln und dabei meine abendliche Blutdruck-, Temperatur- und Pulsrunde zu erledigen, sagte einer: "Hey, Stefan, schon gehört? Die Berliner Mauer ist offen." Und ich so: "Ja, Willi, ich komm gleich Fieber messen. Tabletten schon genommen?" Und er so, indem er auf den Fernseher zeigte: "Nee, ehrlich. Guck doch mal." (Patienten, mit denen man sich einfach duzte, waren oft die netteren.)

Mittwoch, 6. November 2019

Provinz.


Woran merkt man eigentlich, dass man in der Provinz lebt? Ich behelfe mir immer so: Provinzstädte sind zuverlässig daran zu erkennen, dass sie um Himmels Willen keine sein wollen. Daher betreiben sie mitunter einigen Aufwand, um krampfhaft als megahippe, coole Metropolen zu erscheinen, in denen Tag und Nacht der Bär aber so was von steppt. Wenn nicht gerade der Papst boxt. Echten Weltstädten hingegen pflegt so was ziemlich egal zu sein. Kein New Yorker/Londoner/Tokioter/Berliner/… muss  eigens daran erinnert werden bzw. muss sich selbst andauernd vergewissern, in einer Weltstadt zu leben. Wer das trotzdem nötig hat, outet sich zuverlässig als Tourist oder als Zugezogener. Schlimmstenfalls aus Schwaben.

Montag, 4. November 2019

Kulturimperialismus


Ganz harmlos fing es vor ein paar Jahren an. Mit einem Oktoberfest. Geh, hab dich doch net so, ist doch alles nur Gaudi. Haben sie gesagt damals. Jetzt kommen sie in Scharen über den Weißwurstäquator angeschissen und fangen an, sich unserer Innenstädte zu bemächtigen. Dabei ist das doch eine ganz andere Kultur! Ist das schon die große Umvolkung? Wann werden sie uns überfremdet haben? Wann werden sie uns zwingen, Lederhosen und Dirndl zu tragen? Schnackseln sie schon unsere Frauen? Wacht!!!!1!Endlich!!1!! AUF!111!1

Samstag, 2. November 2019

Preisfragen


"Das politische Thema des Tages ist in Thüringen* der Wahlerfolg der AfD* und die Frage nach den Gründen für ihn. […] Man muß zunächst übertriebene Auffassungen zurückweisen: der Kern der Wählerschaft hat an der guten demokratischen Tradition des Landes festgehalten; nur ein - allerdings ansehlicher [sic] - Bruchteil ist der [...] Werbung der Rechtspopulisten* widerstandslos erlegen […]. Es sind die Leute der nationalen Romantik, die die Götzendämmerung des Nationalismus noch nicht erkennen [...]. Es sind die Leute mit dem kurzen Gedächtnis, die [...] sich auch absolut nicht mehr daran erinnern, wie es früher* bei uns aussah und wie ungeheure Fortschritte wir, so groß die Not breiter Volksschichten immer noch ist, seither, doch ganz unbestreitbar politisch und wirtschaftlich gemacht haben. Es sind die Leute, die innerlich so durcheinander gebracht sind, daß sie kritiklos auf jede Hetze reagieren und jeden Schwindel glauben, der ihnen von skrupellosen Spektakelmachern vorgesetzt wird. [...]

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Erfurter Allerlei


Vorsicht vor dem 'Volk'

Die AfD ist bekanntlich 2013 gegründet worden und steht seither zur Wahl. Seit Sonntag ist in allen fünf neuen Ländern seit 2013 mindestens einmal gewählt worden. Mit folgenden Ergebnissen: