Donnerstag, 25. April 2024

Jenseits der Blogroll - 04/2024

 
Schon wieder ist der Monat fast herum und es ist Zeit für die Fundstücke des Monats. Bitte anschnallen, es ist wieder einiges zusammen gekommen.

Politik. Robert Misik zur 'Aufarbeitung' der Corona-Maßnahmen. Ich denke, der letzte Halbsatz des ersten Absatzes erklärt einiges.

Dienstag, 23. April 2024

Soziale Blähungen


Der Investigativjournalist Jörg Pilawa hat jetzt ein mutiges Experiment an sich selbst vollzogen: Wie lebt es sich eigentlich so von diesem Bürgergeld? Dazu hat er eine Woche lang von 137 Euro gelebt, dem anteiligen Bürgergeld-Regelsatz. Man sollte fairerweise erwähnen, dass sein Resumee nicht in etwa lautete: Na ja, ist schon hart, auf einmal jeden Euro umdrehen zu müssen, wenn man das nicht gewohnt ist (so wie ich). Aber geht schon irgendwie, wenn man sich ein wenig am Riemen reißt und auch mal einfach nur Pellkartoffeln mit Quark isst. Nein, Pilawa gab offen zu, die Härten unterschätzt und sich für seine Vorurteile geschämt zu haben. Das ist zweifellos honorig, aber auch ein wenig dünne.

Sonntag, 21. April 2024

Prioritäten und andere Heucheleien


Immer, wenn es heißt, etwas geschehe nur zum Schutz der Kinder, ist höchstwahrscheinlich Heuchelei im Spiel. In Bayern versucht die Verbotspartei CSU gerade, die teilweise Cannabis-Legalisierung zu torpedieren. Weil: Kinderschutz. Die Kinder! Denkt denn niemand an die Kinder??? Dieselben aber, die sich da so heldenhaft für den Schutz von Kindern vor einer ganz schlimmen Droge ins Zeug legen, propagieren den massenhaften Konsum von alkoholischen Getränken als großes Kulturgut. Und wenn exakt die Leute, die beim Thema Cannabis nur das Kindeswohl im Sinn haben, die Einführung einer Kindergrundsicherung verhindern, dann ist das Wohl der Kinder scheinbar doch nicht so wichtig. Man muss eben Prioritäten setzen.

Mittwoch, 17. April 2024

Django in Duisburg

 
Nach wie vor ist der von Götz George gespielte Kommissar Horst Schimanski der bei weitem beliebteste 'Tatort'-Ermittler. Ungefähr während meiner Adoleszenz, von 1981 bis 1992, ging er in Duisburg auf Verbrecherjagd. Wir fieberten damals immer jeder neuen Folge entgegen und am Montag auf dem Schulhof wurde das Gesehene gründlich aufgearbeitet. In der wohlgeordneten Beamtenwelt des 'Tatort' gab es plötzlich einen klassischen Hard Boiled Detective. Gebrochener Typ mit kaputtem Privatleben, einst selbst auf dem Weg in eine Verbrechenerkarriere, der ein Problem mit Autoritäten und Dienstvorschriften hatte, soff und andauernd "Scheiße!" sagte. Was sich nicht gehörte. Das hatte es in einer deutschen Produktion so noch nicht gegeben. Ein echter Tabubruch.

Sonntag, 14. April 2024

Ronny des Monats - April 2024

 
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso vor allem die bürgerlichen Medien auf die Idee kommen können, das 'Duell' zwischen Mario Vogt (CDU) und BjörnBernd Höcke (AfD) allen Ernstes als 'Erfolg' für ersteren zu verkaufen. (Voigt brüstete sich während des 'Duells' übrigens damit, Flüchtlinge härter zu drangsalieren als ein AfD-Landrat, just sayin'.) Sie tappen damit, wie weite Teile des bürgerlich/konservativen Lagers, in die Falle, die AfD für einen regulären politischen Gegner zu halten, der sich im gleichen politischen Koordinatensystem bewegt wie sie selbst. Dieser Fehler wurde vor knapp 100 Jahren schon einmal begangen. Man kann also daraus lernen, wenn man nur möchte.

Donnerstag, 11. April 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXI)


Angenommen, Sie wohnen in Bayern, zum Beispiel in Aschheim, und Sie kämpfen seit Jahren vergeblich für einen Spielplatz am Ort. Neuerdings gibt es da einen genialen Life Hack: Einfach einen Cannabis-Club eröffnen bzw. die Eröffnung eines Cannabis-Clubs beantragen, und Sie können gar nicht so schnell gucken wie Sie auf einmal einen Spielplatz vor der Tür haben. Weil: Die Kinder!! Denkt denn niemand an die Kinder?!

Montag, 8. April 2024

Wahre Worte (74)


Heute: Andreas Bock über die Dauerklage von den fehlenden 'Echten Typen' im Fußball

"Alle paar Wochen jammert irgendein Ex-Profi, dass die echten Typen im Fußball aussterben. [...] Ihre Erzählung ist immer die gleiche: Früher, als sie gespielt haben, wäre das, was heute passiert, niemals möglich gewesen. Früher hätte man sich dies oder jenes nicht gefallen lassen. Denn früher da gab's ja Echtetypen, also sie selbst, und weil's die heute nicht mehr gibt, läuft es nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft und eigentlich überall in der Gesellschaft beschissen. [...]

Freitag, 5. April 2024

Pöhlen im Pott


Als Ulrich Borsdorf, damals Direktor des Essener Ruhrlandmuseums und Dozent an der dortigen Uni, Anfang der Neunziger vorschlug, die 1986 stillgelegte Zeche Zollverein (genauer gesagt, die Schachtanlagen 1/2/8 und XII) zum Industriedenkmal zu machen, archäologisch zu erschließen und das Ruhrlandmuseum von Rüttenscheid in die entsprechend umzubauende Kohlenwäsche von Schacht XII unterzubringen, waren die Reaktionen eher weniger euphorisch. Mehr so gemischt. Wie soll dattenn gehen? Spinnerei! Und überhaupt. Auch wir StudentInnen (so die damals korrekte Schreibung) hatten unsere Zweifel.

Mittwoch, 3. April 2024

Aliso (?)


Im Westen der nahe gelegenen Stadt Haltern am See lag einst ein römisches Militärlager, mit dem die Flussschifffahrt (zwei mal drei Konsonanten in einem Wort, wow!) auf dem Fluss Lippe gesichert werden sollte. Man geht davon aus, dass das Lager das zeitweise Hauptquartier von Lucius Quintilius Varus war, dessen Legionen im Jahr 9 n. Chr. im Teutoburger Wald, wie man lange annahm, von Germanen unter dem Kommando von Arminius vernichtet wurden. Ob es sich bei dem Halterner Lager um das bei Cassius Dio (Cass. Dio 54, 32, 4) und Tacitus (Tac. ann. 2, 7) erwähnte Lager Aliso handelt, konnte bislang noch nicht zweifelsfrei belegt werden.

Sonntag, 31. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXI)

 
Bei Verlautbarungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung frage ich mich inzwischen immer öfter, wieso der Verein sich nicht konsequenterweise umbenennt in Deutsche Spaßbremsenvereinigung. Jetzt sollen wir also nur noch ein Ei pro Woche verzehren. Soso. Aha. Jetzt kann man natürlich diskutieren über ethische Aspekte von Massentierhaltung. Angst vor Bevormundung habe ich übrigens nicht, denn die Empfehlungen der DGE sind ungefähr so bindend wie eine Sonntagspredigt. Was daran so miefelt, ist das dahinterliegende Denken, nur ein möglichst langes Leben sei auch ein gutes Leben und das wiederum sei nur mit Verzicht und Askese zu erreichen.

Freitag, 29. März 2024

Große Klappe


Vielleicht fing das Problem 2012 an. Da haben sie hier nämlich die A 40 drei Monate lang vollgesperrt. Für Nicht-Ruhris ist das vielleicht erklärungsbedürftig: Die A 40, früher B 1, danach eine Zeitlang A 440, führt von Duisburg nach Dortmund und zurück. Sie ist für alle, die mit dem Auto unterwegs sind, die Aorta des Ruhrpotts. Und wer sich hier auskennt, versucht sie zu umfahren. Wer aus nördlicher Richtung kommend, gen Essen und Duisburg will, fährt noch heute reflexartig in Bochum-Riemke ab, nimmt die Abkürzung durch die Stadt und spart sich so ein paar Kilometer dieser Horrorautobahn.

Dienstag, 26. März 2024

Jenseits der Blogroll - 03/2024

 
Die letzte Woche des Monats ist angebrochen, Zeit für die Links und Fundstücke. Es wird eventuell auffallen, dass immer weniger zum Thema Russland/Ukraine dabei ist, obwohl der Krieg vor unserer Haustür mit unverminderter Härte weitergeht. Es ist nur so, dass mir im Moment viel zu viel Meinung auf allen möglichen Seiten im Spiel ist und es für die korrekte Einordnung mehr braucht als Bauchgefühl, nämlich militärisches und militärstrategisches Wissen, das ich nicht habe. Was ich einigermaßen sicher sagen kann, habe ich bereits gesagt: Aufgrund seiner gigantischen Fehleinschätzung, die Ukraine in einem kurzen Handstreich hopsnehmen zu können, hat Putin, unabhängig vom Ausgang dieses Krieges, die geostrategische Lage Russlands auf lange Sicht dramatisch verschlechtert.

Samstag, 23. März 2024

Leibchenschmerzen


Adidas und der deutsche Fußball, das war 70 Jahre lang untrennbar, quasi ein und dasselbe. Gegründet auf dem 'Wunder von Bern'. Das Ex-NSDAP-Mitglied Adolf 'Adi' Dassler war Schuhfabrikant in mittelfränkischen Herzogenaurach. Bruder Rudi, ebenfalls ehemaliges Parteimitglied, mit dem er sich zerstritten hatte, hatte eine eigene Firma namens 'Ruda' gegründet, die er bald in 'Puma' umbenannte. 1954 bot Adi Dassler Bundestrainer Sepp Herberger an, die Nationalmannschaft mit Schuhen auszurüsten, die von ihm erfundene Schraubstollen hatten. Der Coup soll, so will's die Fama, Herbergers Truppe im Finale den entscheidenden Extragrip auf dem schweren, nassen Rasen des Wankdorfstadions verschafft haben.

Mittwoch, 20. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXX)


2022 wurden in Deutschland 423 tödliche Arbeitsunfälle registriert. Über 90 Prozent davon betrafen Männer. Statistisch gesehen ist also bei durchschnittlich 230 Arbeitstagen im Jahr alle 1,8 (Arbeits-) Tage ein Mann durch einen tödlichen Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Ist es okidoki, da von 'Androziden' zu reden oder ist das frauenfeindlich? Oder eh was ganz anderes, weil die doofen Kerle schließlich selbst schuld sind, da sie ja niemand zwingt, so gefährliche Mistjobs zu machen?

Sonntag, 17. März 2024

Rosige Zeiten


Wer sich heute mit dem Oeuvre des vor einigen Jahren verstorbenen Flachwitz-MGs Fips Asmussen befasst, stellt schnell fest, dass zwei Schwerpunkte seines Schaffens im Abwerten von Ehefrauen und im Herziehen über männliche Homosexuelle lagen. Nun muss ich als Mitglied der Generation X ehrlicherweise gestehen, dass derlei Witzeleien zu unseren Adoleszenzjahren noch ganz gut funktionierten. Aus Sicht des kleinbürgerlich sozialisierten Provinzheteros trugen Schwule am liebsten rosa, verkleideten sich gern als Frauen, machten immer Heititei, hießen Detlef, hörten Opern und Marianne Rosenberg, waren von Beruf zu 90 Prozent Friseure, Flugbegleiter oder Visagisten. Überprüfen konnten wir das freilich nicht, denn die lebten ja alle in Köln oder München und bei uns versteckten sie sich meist.

Donnerstag, 14. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXIX)

 
Erinnert sich noch jemand an das Fiasko von Florenz? Einhundert Tage vor der WM 2006 unterlag die deutsche Fußballnationalmannschaft nach einem weltmeisterlichen Auftritt der Gastgeber gegen die italienische mit 1 : 4. Fußballdeutschland war sich einig: Mit dieser schandbaren Gurkentruppe brauchte man gar nicht erst anzutreten. Man forderte den Kopf des Trainers. Klinsmann raus! Klinsmann blieb. Die folgende Weltmeisterschaft sollte als 'Sommermärchen' ins kollektive Bewusstsein eingehen.

Montag, 11. März 2024

Ronny des Monats - März 2024


Und? Haben Sie's gemerkt? Das Abendland geht mal wieder unter. Deutschland schafft sich weiter ab. In Frankfurt und anderen großen Städten wurden einzelne Straßen anlässlich des Ramadan entsprechend geschmückt. Die Reaktionen der üblichen Milieus, die schon Krämpfe kriegen, wenn einer irgendwo "Schöne Feiertage!" wünscht statt "Eine gesegnete und besinnliche Deutsche Weihnacht Ihnen und Ihrer Sippe!", waren entsprechend. Frage mal so: Würden ähnlich heftige Shitstorms losgetreten, wenn Kommunen zu Chanukka/Sukkot/Purim etc. dekorierten?

Freitag, 8. März 2024

Meinen und anderes


Ein zunehmendes Problem an der uns durch diverse Online-Medien umgebenden Nachrichtenflut ist für mich, dass ich mich permanent gedrängelt bis genötigt fühle, mir sofort eine Meinung zu allem möglichen zu bilden. Dabei bin ich noch nicht mal groß in ‚sozialen‘ Medien unterwegs, sondern meist nur als Zaungast, TikTok ist mir bislang nur durch Zufall passiert. Auf dem Handy als Werbung. Ich weiß nicht viel, aber das immerhin: Wenn mir einer erzählt, ich solle meine Nachrichten unbedingt aus 'alternativen Medien' holen, denn dort sei, anders als in den notorisch lügenden 'Systemmedien', der wahre Jakob unterwegs, dann werde ich das garantiert nicht tun.

Dienstag, 5. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVIII)


Die strategischen Vorteile von Rechten: Sie haben keinerlei Skrupel, zu lügen, zu leugnen und zu vergröbern, sie haben keine Probleme, taktische Bündnisse mit wem auch immer einzugehen, wenn es dem Fortkommen dient. Linke hingegen grenzen sich -- Volksfront von Judäa! -- so lange von anderen ab, bis sie als irrelevantes Häufchen Schreihälse in der Ecke stehen. Daran ist nicht der Kapitalismus schuld.

Samstag, 2. März 2024

Teilrasiert, nass

 
Seit ungefähr dreißig Jahren trage ich einen gestutzten Vollbart. Mein vordringlicher Grund, auf Gesichtspelz umzustellen war damals Bequemlichkeit. Ich vertrug Trockenrasieren nicht und hatte mich daher nass rasiert. Da ich aber einer der ärgsten Morgenmuffel war und immer auf den allerletzten Drücker unterwegs (was sich altersbedingt inzwischen deutlich gelegt hat), nicht selten auch verkatert, waren die Resultate meiner Nassrasuren mitunter wenig gründlich, nicht selten auch blutig. Dann war mir als Nutzer von Systemrasierern schon bald klar geworden, dass es sich bei den Herstellern von Mehrfachklingen nicht um Bart- sondern um Halsabschneider handelt, deren Geschäftsmodell ich nicht weiter unterstützen wollte.

Mittwoch, 28. Februar 2024

Was nicht stimmt


"Was stimmt mit dieser Kulturbranche nicht?", fragt David Baum sich. Die Frage ist berechtigt. Spätestens seit der gruseligen Abschlussveranstaltung der diesjährigen Berlinale am Sonntag. Was war geschehen?

"Während der Preisverleihung gab es Statements, die angeblich als Kritik an der israelischen Politik in Gaza und im Westjordanland gemeint waren, aber durch die Verwendung der falschen Begriffe Genozid und Apartheid klangen wie die Kürzel antisemitischer Propaganda. Niemand reagiert, niemand widerspricht mit Macht. Im Saal herrscht, so wirkt es auf den Aufnahmen, der gemütliche Konsens derer, die immer schon wussten, was alles an diesem kleinen Land Israel falsch ist, was es besser mal täte und sein ließe." (Nils Minkmar)

Montag, 26. Februar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVII)


Zu einem verbreiteten Missverständnis: Dass man als Demokrat viele Meinungen 'aushalten' muss, stimmt zweifellos. Das bedeutet aber nicht, dass alle immer alles unbegrenzt zu tolerieren haben. Wenn welche nur mehr rumnerven, ein Stachel im Arsch sind, weil sie inhumanen Mist labern, der niemanden weiterbringt außer sie selbst und ihr Gefolge, dann haben auch Demokraten alles Recht dazu, die rote Karte zu zeigen und zu sagen: So liebe Leute, das wars jetzt hier für euch. Wir haben euren Standpunkt vernommen, ihr durftet ihn ausgiebig kundtun und könnt euch jetzt bitte vom Acker machen, vielen Dank.  

Samstag, 24. Februar 2024

Jenseits der Blogroll - 02/2024

 
Die Links und Fundstücke der Woche. Was mir generell so auffällt: Zwar glaube ich nicht an Humbug wie 'Nationalcharakter', kann aber nicht ganz umhin, einen äußerst unangenehmen Wesenszug als besonders in Deutschland verbreitet zu verorten: Die völlige Unfähigkeit, trotz allem Spaß am Leben zu haben. Und zwar einfach nur so, nicht auf Kosten anderer und obwohl es, o Schreck und Graus, mit der Welt in vieler Hinsicht definitiv gerade nicht zum Besten steht. Da sind Leute, die haben materiell alles erreicht, was man nach kleinbürgerlicher Vorstellung so zu erreichen hat. Job, Häuschen, Ehe, Kinder, Autos, Urlaub. Und trotzdem den ganzen Tag nur am moppern. Wenn das Moppern sie wenigstens auf eine schräge Art glücklich machte, dann könnte man sagen: Nun ja, jedem sein Hobby, und sei es noch so schräg. Scheint aber nicht so zu sein.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Wahre Worte (73)

 
Heute: Leo Fischer über die FDP

"[Die] FDP wird nicht gewählt, um Reformen durchzusetzen, Bürger*innenrechte zu stärken oder Steuern zu senken. Sie wird gewählt als glänzender Goldsand im Getriebe, als ständiges Veto eines Industriekapitals, das noch im Jahr 3000 so wirtschaften möchte, als sei 1980. Sie wird gewählt, um Netzwerke zu festigen, Lobbypapiere in Gesetzestexte zu gießen und befreundete Start-ups mit Regierungsaufträgen zu versorgen. Die Partei ist insofern auch unabhängig von einer Stammwähler*innenschaft: Gewählt zu werden ist nur eine Frage des Marketings. Christian Lindners Durchbruch verdankt sich einer wohlfinanzierten Instagram-Kampagne, die jungen Wähler*innen vormachte, er habe für sie Perspektiven im Gepäck. Die FDP hat keine Wähler*innen, sie hat Finanziers.

Sonntag, 18. Februar 2024

Neues vom Iwan - Und wenn die Ukraine verliert?

 
"Russland, ein überaltertes Land, verheizt gerade eine ganze Generation junger Männer. Offensichtlich sind die politischen Ziele des Krieges so wichtig, dass man bereit ist, diesen Preis zu bezahlen." (Carlo Masala)

Um Wladimir Putin für einen Mörder zu halten, braucht es keinen Fall Nawalny. Putin hat als Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte seit Februar 2022 wohl um die 100.000 Soldaten in den Tod geschickt und um die 200.000 verwunden und verstümmeln lassen. Wozu? Weil er das hehre Ziel verfolgt, die Welt von ein paar ukrainischen Banderaspinnern zu befreien? Sicher doch. Denn merke: niedere Motive hat grundsätzlich immer nur der 'Wertewesten'. Wieso sonst? Um jenem Westen einen Denkzettel zu verpassen und die geostrategische Position Russlands zu verbessern? Hat ja super funktioniert bislang. Schweden und Finnland sind jetzt in der NATO (plus 1.500 Kilometer Grenze), die strategisch wichtige Schwarzmeerflotte besteht fast nur noch aus Wracks und liegt im Hafen fest, der Westen modernisiert gerade seine Armeen einmal komplett durch und sagt danke.

Samstag, 17. Februar 2024

Vom Sofa (2)


5.000 sollen es dieses Mal gewesen sein. Das ist deutlich weniger als beim letzten Mal. Allerdings regnete es. Und es sollte nicht vergessen werden, dass die Veranstalter vom Bündnis 'Es REicht' inzwischen eine ganze Reihe kleinerer Veranstaltungen auf die Beine gestellt haben. Ziel ist, dass die AfD hier im Kreis nicht mehr offiziell im öffentlichen Raum auftreten kann, ohne dabei zumindest gestört zu werden. Und da scheint man inzwischen auf einem guten Weg. 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVI)

 
Wenn eine Kassiererin mich bei Netto an der Kasse nach der Deutschland-Card fragt und mich der Schalk im Nacken reitet, dann zeige ich meinen Ausweis. Sorgt zuverlässig für Heiterkeit. Ich liebe es, Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Auch immer nett: Werde ich von einer jungen Frau nach meinem Namen gefragt, sage den und bekomme als Reaktion auf meinen Nachnamen: "Rose? Das ist aber ein schöner Name!" (was gar nicht so selten passiert), dann antworte ich schon mal: "Gute Frau, da gibt es jetzt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Der Name wäre noch zu haben. Die schlechte: Sie müssten mich heiraten." Funktioniert eigentlich immer. Also das mit der Heiterkeit. Immerhin.

Sonntag, 11. Februar 2024

Ronny des Monats - Februar 2024


Können wir bitte endlich aufhören mit diesem "Man muss die AfD inhaltlich stellen"? Nein, das muss man nicht. Das geht nämlich gar nicht. Weil diese Leute nach dem Vorbild Donald Trumps den Diskurs einfach verweigern. Wenn Chrupalla in der Talkshow auf dem Stühlchen sitzt und ins Schwimmen gerät, dann wird das hinterher von 50 AfD-eigenen und -nahen YouTubern jenseits aller Fakten einfach zum glänzenden Sieg umgeschnitten. Und wenn das nicht reicht, stimmt Frau Weidel noch das ganz große Mimimi von den bösen 'Systemmedien' an. Die AfD 'inhaltlich' stellen zu wollen, ist wie gegen die sprichwörtliche Taube Schach zu spielen: Sie wird alle Figuren umwerfen, aufs Brett kacken und danach herumstolzieren, als habe sie gewonnen. Sinnlos also.

Freitag, 9. Februar 2024

What the...?

 
Es gibt diese Situationen, da stehst du da und denkst: "Was war DAS denn jetzt bitte?". Oder, weltläufiger: "What the hell...?". Was war geschehen? Nun, der Blogger Ihres Vertrauens wurde die Tage vom Lokalblättlein daran erinnert, dass für mein Geburtsjahr die Frist für den Tausch der alten Führerscheine in das neue EU-Format, das diese trübe Welt ganz gewiss ein wenig heller, schöner und friedlicher machen wird, seit Ende Januar abgelaufen sei. Drakonisches drohe jenen, die es leichtfertigerweise wagten, weiter mit der alten grauen oder rosa Flebbe durch die Weltgeschichte zu kutschieren. Von Fahren ohne Führerschein war da die Rede. Wir alle erinnern uns mit Schrecken an das grausige Schicksal eines Marco Reus.

Montag, 5. Februar 2024

Moderne Reliquien


Bei Thomann, Deutschlands größtem Online-Instrumentenhändler, ist eine in Mexiko hergestellte Fender Telecaster ab 750 Euro zu bekommen. Je nach Ausführung können durchaus auch ein paar Tausender fällig werden. Gibson Les Paul-Gitarren sind so ab 1.400 Euronen aufwärts erhältlich. Das sind erstaunlich stabile Preise: In den Achtzigern klampfte ich als Schüler mäßig begabt auf der Gitarre herum, träumte aber gleichwohl heftig von der Fender Stratocaster im Schaufenster einer örtlichen Musikalienhandlung. Dafür hätte ich damals um die 1.500 D-Mark zusammenkratzen müssen. Schwierig, wenn man nebenbei noch den Ehrgeiz hat, eine Plattensammlung aufzubauen.

Freitag, 2. Februar 2024

Das einzig Stetige


"Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest." (Hofmannsthal)

Wenn in einer Mensa oder einer Kantine eine vegetarische oder vegane Option gefordert wird, was nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung abbildet: Aufschrei von wegen Zwangsbeglückung und grüntotalitäre Erziehungsdiktatur! Wenn die Politik gegen eine Erbschaftssteuer agiert, die nur einen sehr geringen Prozentsatz der Bevölkerung beträfe: Na ja, muss man schon verstehen, irgendwie. (Ja, der Vergleich hinkt ein wenig, denn von Essen sind wir alle jeden Tag sehr real umgeben, während Erbschaftssteuern im Alltag der meisten Menschen eher abstrakt bleiben.)

Mittwoch, 31. Januar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXV)


Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) hat jetzt den World Mayor Award der City Mayors Foundation zur Bürgermeisterin des Jahres 2023 bekommen, und zwar für "für ihren selbstlosen Einsatz für ihre Stadt und deren Bürger", wie es in der Laudatio heißt. Eine Kommunistin! Geht es wieder los? Ist das der neuerliche Beginn des Langen Marsches? Der Kulturrevolution 2.0? Werden sie uns wieder alles nehmen, uns enteignen und ins Gulag stecken, wo nur noch der heiße Atem der Kosaken uns wärmen wird? Linke, die sich selbstlos um reale Sorgen realer Menschen kümmern! Was kommt als nächstes? Pünktliche Züge bei der Deutschen Bahn?

Sonntag, 28. Januar 2024

Jenseits der Blogroll - 01/2024


Vorab: Die letzten Wochen waren ja geprägt von einer der größten Demonstrationswellen, die das Land bis dato gesehen hat. Ich bin mitgegegangen und werde das bei nächster Gelegenheit wieder tun. Ich demonstriere da nicht für die Ampel, sondern gegen die Pläne der AfD, die nun dankenswerterweise offen und nicht mehr wegdiskutierbar zutage liegen. Keine Ahnung, was daran falsch sein soll. Wie die meisten anderen, bin ich auch der Meinung, dass die Demos bloß ein Anfang sind, aber ein wichtiger. Es geht zunächst einmal darum, der AfD und ihren Anhängern den Zahn zu ziehen, sie stünden für irgendwie für 'das Volk', sprächen für die 'schweigende Mehrheit'. Und das scheint sogar zu funktionieren, wie die Unruhe in den Reihen des Vereins zeigt.